Der Roboter im Smartphone

Geschrieben am 19.10.2018 von

Ein Android ist ein künstlicher Mensch, der wie ein echter aussieht. 2003 startete im Silicon Valley eine Firma gleichen Namens. Sie wollte Betriebssysteme für Digitalkameras entwickeln, doch stellte sie sich schnell auf Smartphones um. 2005 wurde Android von Google gekauft, 2007 verkündete der Konzern die Android-Plattform. Am 22. Oktober 2008 kam das erste Android-Gerät heraus.

Es gibt nicht viele, aber es gibt sie: Ideen von der Bundespost und ihren Nachfolgern, die sich über die Welt verbreiten. Im Blog erwähnten wir bereits die Kurznachricht SMS, die der Fernmeldeingenieur Friedhelm Hillebrand erfand. Auch unsere heutige Innovation hat mit der Post zu tun oder richtiger mit der Deutschen Telekom AG. Denn im Jahr 2003, in dem die Geschichte beginnt, war die alte Bundespost schon Vergangenheit.

Damals war Nick Sears der Marketingchef von T-Mobile und arbeitete in der Nähe von Seattle, der Metropole im Nordwesten der USA. Bis 2001 hieß das Unternehmen noch VoiceStream und bot Mobilfunk an, dann wurde es von der Deutschen Telekom geschluckt. In seinem Job kam Sears mit Andy Rubin zusammen. Seine Firma Danger saß in Kalifornien und hatte ein Smartphone namens Hiptop entwickelt. T-Mobile übernahm das Modell und verkaufte es unter der Bezeichnung Sidekick.

T-Mobile Sidekick 2 von 2004. Das Display dreht sich beim Öffnen um 180 Grad.

Im Oktober 2003 taten sich die beiden mit dem Internetspezialisten Chris White zusammen und gründeten im kalifornischen Palo Alto, dem Sitz von Danger, die Android Incorporated. Ein halbes Jahr später stieg der Investor Rich Miner von der Ostküste ein. Er wirkte in den 1990er-Jahren bei der Wildfire Communications Inc. mit; sie bot einen Sprachassistenten ähnlich dem heutigen System Siri an. Die erste Geschäftsidee des Quartetts war ein Betriebssystem für Digitalkameras.

Als die Resonanz ausblieb, wurde als nächstes ein Betriebssystem für Smartphones ins Auge gefasst. Das Android-Team machte sich ans Werk, die Firma blieb aber weitgehend unbekannt und stand 2004 sogar kurz vor der Pleite. Gerettet wurde sie 2005 von Google. Der Suchmaschinenriese war seit 2004 an der Börse notiert und schwamm in Geld. Im Juli 2005 erwarb er Android für geschätzte 50 Millionen Dollar. Im Foto sehen wir die glückliche Belegschaft. (Rich Miner ist nicht im Bild.)

Handy für alles: eine PR-Grafik der Open Handset Alliance aus dem Jahr 2007.

Im Smartphone-Markt dominierten damals die Betriebssysteme von Symbian und Microsoft. Nach und nach verbreiteten sich Gerüchte über ein „Google Phone“. Am 5. November 2007 wurde das Geheimnis gelüftet. Die Open Handset Alliance, ein Verbund aus 34 IT-Firmen, verkündete eine offene Plattform für mobile Dienste mit dem Namen Android. In der Liste der genannten Unternehmen folgte auf Google gleich T-Mobile, und nach Google-Chef Eric Schmidt wurde Telekom-Vorstand René Obermann aus Bonn zitiert.

In den nächsten Monaten erschienen verschiedene YouTube-Filme zum Thema: Hier sehen wir Google-Mitgründer Sergey Brin noch im November und hier Rich Miner im Februar 2008 vor der Mobilfunkmesse in Barcelona. In jener Zeit entstand auch das Android-Logo, der kleine grüne Roboter. Er ist eine Schöpfung der Designerin Irina Blok. Am 16. September 2008 wurde dann in London das erste Video des fertigen Android-Smartphones gezeigt. Wenige Tage später erfolgte die offizielle Ankündigung des Geräts.

Das G1 von T-Mobile nahm das Design des Anfang 2007 vorgestellten iPhone auf. Das Display wurde aber noch seitlich herausgeschoben. (Foto: Jan Braun, HNF)

Das geschah durch eine Pressemitteilung von T-Mobile USA. Am 22. Oktober 2008 war das Modell T-Mobile G1 in den Vereinigten Staaten erhältlich, wo es 179 Dollar kostete. Hersteller war die HTC Corporation in Taiwan. Parallel dazu stand die komplette Android-Software zum Herunterladen zur Verfügung; sie basierte auf dem freien Betriebssystem Linux. Der Mikroprozessor zählte zu der in England entwickelten ARM-Familie. Am 2. Februar 2009 gelangte das Gerät auch auf den deutschen Markt; der Verkauf endete am 27. Juli 2010.

Wie man sich denken kann, liefen die verschiedenen Android-Generationen ebenso auf anderen Smartphones, und sie tun es noch immer. Inzwischen tragen weltweit 88 Prozent aller Geräte das Betriebssystem. Wegen Marktbeherrschung brummte die EU-Kommission der Suchmaschine im Juli 2018 eine Geldstrafe von 4,34 Milliarden Euro auf. Das Verfahren ist aber nicht abgeschlossen. Von den vier Android-Gründern ist nur noch Rich Miner im Google-Imperium tätig.

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