Die Zuse Z23 läuft wieder

Geschrieben am 13.04.2015 von

Nach langer Restaurierung nahm am 4. März 2015 die Informatik-Sammlung Erlangen (ISER) der Universität Erlangen-Nürnberg mit einem Festkolloquiums ihre Zuse Z23 wieder in Betrieb. Festredner war Horst Zuse, Sohn von Konrad Zuse, dessen Firma den Rechner 1962 an die Uni geliefert hatte. Die Z23 arbeitete dort bis 1976, danach bis 1983 in einem Erlanger Gymnasium.

Konrad Zuse ist in Deutschland vor allem als einer der Erfinder des Computers bekannt, da er 1938 einen mechanischen programmierbaren Digitalrechner fertigstellte und 1941 einen funktionierenden Rechenautomaten mit elektromechanische Relais. Wichtiger als sein Erfinderruhm sind aber seine Verdienste als Computerfabrikant zwischen 1949 und 1969. Eine ganze Anzahl Zuse-Maschinen aus jener Zeit stehen in Museen.

Die von Zuse 1949 im hessischen Neukirchen gegründete Zuse KG fertigte zunächst Relaisrechner, vor allem das Modell Z11, von dem auch das HNF ein Exemplar besitzt. 1958 lieferte die Firma – inzwischen in Bad Hersfeld ansässig – den ersten elektronischen Computer aus, die mit Röhren bestückte Zuse Z22, von der sie 56 Stück absetzte. Weil die Anschaffung der Z22 staatlich gefördert wurde, zog mit ihr die Informatik in die westdeutschen Hochschulen ein.

Ab 1961 bot die Zuse KG den Nachfolger Z23 an, einen Computer der 2. Generation mit 2.700 Transistoren, die einzeln auf Steckkarten sitzen. Dazu kommen noch 6.800 Dioden. Die Architektur der Z23 entspricht derjenigen der Z22, und Z22-Programme laufen ebenso auf der Z23. Als Arbeitsspeicher dient eine rotierende Magnettrommel für 8192 (= 213) Worte, dazu gibt es einen Kernspeicher für 256 (= 28) Worte. Die Wortlänge beträgt 40 bit.

Neben der Z22-Maschinensprache „Freiburger Code“ versteht die Z23 die höhere Programmiersprache ALGOL. Die Software wird in Lochstreifen gestanzt und mit einem Lesegerät eingegeben; die Ausgabe erfolgt durch einen Fernschreiber über Papier oder Lochstreifen. Die Entwicklung des Computers leitete der Physiker Lorenz Hanewinkel, der später auch in der Nixdorf Computer AG arbeitete. Von der Z23 konnte die Zuse KG insgesamt 98 Maschinen verkaufen oder vermieten.

Bei der zweieinhalb Jahre dauernden Restaurierung der Z23 des ISER wirkten Edwin Aures und Volkmar Sieh von der Universität sowie der ehemalige Zuse-Techniker Günter Hartmann mit. Nach erfolgreichem Neustart ist die Maschine einer der wenigen voll funktionsfähigen Zuse-Computer, die noch auf der Welt vorhanden sind, und kann hier im Video bestaunt werden. Die Erlanger Sammlung verfügt über wenig Platz, aber spannender Objekte, und einiges über diese berichtete Sammlungsleiter Guido Nockemann 2014 in Berlin.

Z23-1 (640x428)

Die Origial-Magnettrommel der Z23 – 35 Kilo schwer. Im Computer läuft eine Ersatztrommel aus einer anderen Maschine.

Z23-26 (640x428)

Rechts ist die Zentraleinheit des Computers mit den Steckkarten für Transistoren und Dioden. Der leicht hervorstehende Kasten  enthält den Kernspeicher.

Z23-6 (640x428)

Der Fernschreiber bildet die Ausgabeeinheit und kann auch Lochstreifen stanzen.

Z23-9 (640x428)

Bedienpult der Z23 mit Lochstreifen-Rollen, die Bestandteile der Software enthalten.

(Alle Fotos: Jochen Viehoff, HNF)

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3 Kommentare auf “Die Zuse Z23 läuft wieder”

  1. Zuse, Horst sagt:

    Hallo,
    eine fantastische Arbeit in Erlangen, Glückwunsch, habe ich auch schon in Erlangen gesagt. . Nur ein Hinweis: In Hünfeld im Konrad-Zuse-Museum steht auch eine Z23, gerade am 28. April 2015 habe ich diese mit Herrn Topat getestet, sie läuft.

    Horst zuse

    1. HNF sagt:

      Hallo Herr Zuse,
      vielen Dank für Ihren Hinweis zu einer weiteren funktionsfähigen Z23.

  2. Lothar Detering sagt:

    Guten Abend, Herr Zuse,
    jede Z23 eine Nostalgie. Herzlichen Glückwunsch. – „Kann man eine Zahl auf einen Befehl addieren?“ war meine Frage als 18-jähriger an einen RZ-Leiter, nachdem ich mich einen Tag mit dem Freiburger Code beschäftigt hatte. Er antwortete zu meiner Enttäuschung: „Nein“, und bekam prompt von mir zur Antwort: „Dann kann die Maschine nicht funktionieren!“ Er verschwand daraufhin für Stunden mit den Worten: „Das ist genau das, was ich brauche!“… Die Folge war wohl der erste Datenaustausch zwischen Freiberuf und Behörde Ende der 60-er Jahre, auf Lochstreifen natürlich.
    Mit freundlichen Grüßen Lothar

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