Bundesliga im Computer

Geschrieben am 09.07.2024 von

Am Sonntag endet in Berlin die Fußball-Europameisterschaft. Aus diesem Grund greifen wir ein sportliches Thema auf, den „Bundesliga Manager“. Das gleichnamige Computerspiel kam im Jahr 1989 heraus. Es startete eine neue Kategorie unter den deutschen Wirtschafts-Simulationen, die zwei Jahrzehnte lang eine beträchtliche Popularität genoss. Seit 1997 kann man auch im World Wide Web Champion werden.

Es begann mit Soccerama. So hieß ein Monopoly-ähnliches Brettspiel, das 1968 in England erschien. Es simulierte die Karriere einer Fußballmannschaft von der vierten bis in die erste Liga. Wohl in den frühen 1980er-Jahren brachte der Fürther Spieleverlag Klee eine deutsche Entsprechung heraus. Sie trug den Namen Fußball-Bundesliga – das große Geschäft, und dieser Link führt zu den Regeln.

1982 übertrug der junge Programmierer Kevin Toms das Konzept in die Acht-Bit-Welt. Der Football Manager lief auf Heimcomputern, vor allem auf denen des Herstellers Sinclair. Seine Elemente waren stilbildend: die Spieler mit ihren Leistungen und Marktwerten, die namentlich zusammengesetzten Teams und die kleinen Animationen mit Torszenen. Das ist ein kurzer und das ein längerer Durchlauf. Der „Football Manager“ wurde ein Bestseller; bis 1988 verkaufte Kevin Toms eine halbe Million Kopien.

Ehemaliger Sitz von Software 2000 in Eutin; gegründet wurde die Firma aber im nahen Plön. (Foto 11km.de CC BY-SA 4.0 DEED links beschnitten)

Wir wissen nicht, was die 1987 im holsteinischen Plön gegründete Firma Software 2000 zu ihrer Soccer-Software inspirierte. Der Bundesliga Manager lag im Frühjahr 1989 vor und eignete sich für Amiga-, Atari- und DOS-Computer sowie für den Commodore C64. Das Spiel kostete 70 DM. Hier geht es zu einer kurzen Runde, eingeleitet durch „Football Forever“, das 1982 die deutsche Nationalmannschaft sang. Der User muss sein Team von den Amateuren in die Bundesliga führen, Deutscher Meister werden sowie den DFB- und den Europapokal gewinnen. Die Einzelheiten schildert das Handbuch.

Der titelgebende Manager denkt nicht nur an den grünen Rasen, sondern ebenso an das Geschäft. Er hat ein Startkapital von 500.000 DM und Einnahmen durch Eintrittskarten, den Verkauf von Spielern und über Pokalerfolge. Andererseits muss er Spieler einkaufen, ihnen Gehälter zahlen, das Stadion erneuern und Trainingslager finanzieren. Zur Not kann er bei einer Bank Kredite aufnehmen, natürlich gegen Zinsen. Falls zwei, drei oder vier Fußballfans das Managerspiel spielen, dürfen sie sich gegenseitig unterstützen und untereinander mit Kickern handeln.

Programmiert wurde das Spiel von Werner Krahe und Jens Onnen. Die Hülle trug bei der Amiga-Version – sie füllte eine Dreieinhalb-Zoll-Diskette – den Spruch „Wenn du gut bist, kommen Zehntausende ins Stadion, versagst du, kommt nur der Gerichtsvollzieher“. Die Fußball-Software war ziemlich gut, siehe diese Besprechung. Auf die erste Fassung folgten 1991 der „Bundesliga Manager Professional“, 1993 ein „Eishockey Manager“ und 1994 der „Bundesliga Manager Hattrick“. 2002 klopfte aber der Gerichtsvollzieher an: Die Firma Software 2000 erlitt die Insolvenz und verschwand.

Eine Sportzeitschrift aus dem Jahr 1989: Damals hieß der Fußballmeister Bayern München. Bitte den Sponsor beachten!

Ihr Erfolg von 1989 schuf in der deutschen Gaming-Szene eine eigene Kategorie, die sich unabhängig von den englischen Programmen weiterentwickelte. Ein halbes Jahr nach dem „Bundesliga Manager“ bot das Bochumer Studio Starbyte den Soccer Manager Plus an. Anstoss war 1993 der Beitrag Ostwestfalens zum Thema, die Vertriebsfirma Ascon saß in Gütersloh. Werner Krahe und Jens Onnen entwickelten 1999 in ihrer neuen Firma Heart-Line Kurt und Kicker. Übersichten über das Genre liefern die Seite Kultboy und die Wikipedia.

Schon 1997 entstand in Schweden für Webbrowser das Managerspiel Hattrick; ähnlich funktionierte im Jahr 2000 das deutsche Comunio. Seitdem kann man online oder an der Konsole um Titel kämpfen; Fußball-Apps laufen auch auf dem Smartphone. Von den großen Namen der Frühzeit überlebten der Football Manager und der ran Bundesliga Manager. Die Ausgabe von 1989 blieb im Internet Archive erhalten. Im Vergleich zur ran-Version springt eine Änderung ins Auge: Der heutige Manager hat ein Startkapital von 150 Millionen.

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2 Kommentare auf “Bundesliga im Computer”

  1. scr0llbaer sagt:

    Es gab auf deutsch auf jeden Fall schon Mitte der 80er Fußball-Manager-Spiele auf den 8-Bit-Heimcomputern, also vor dem Software 2000 Bundesliga Manager.

    Ich hatte einen auf dem Schneider CPC, kann mich aber nicht mehr an den genauen Namen erinnern, war aber kein großer kommerzieller Titel, kann sein, dass es ein Listing aus einer Zeitschrift war, oder ein anderweitiges Hobby-Projekt oder „Ultra-Budget“-Titel. Meine mich aber zu erinnern, dass der spätere Bundesliga Manager fast identisch aufgebaut war, so dass ich damals dachte, es war von denselben Autoren.

    1. HNF sagt:

      1984 wurde der englische „Football Manager“ auch bei uns verkauft, aber wohl in der Originalversion, siehe https://www.kultboy.com/index.php?site=t&id=3236.

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