Die Curta – der erste Taschenrechner

Geschrieben am 29.10.2024 von

Patentiert wurde sie schon 1944, doch in den Handel kam sie vor 75 Jahren. Die Curta war die kleinste Rechenmaschine der Welt und nur 85 Millimeter hoch. Ihr Erfinder Curt Herzstark war ein gebürtiger Wiener, sein Vater baute ebenfalls Rechenmaschinen. Die Fertigung der Curta fand in Liechtenstein statt; insgesamt entstanden bis 1971 rund 140.000 Exemplare.

„Eine große Leistung vollbrachte das kleine Liechtenstein mit der Entwicklung der Curta, der kleinsten Universalrechenmaschine der Welt. Sie ist kaum größer als eine normale Puderdose und wiegt noch nicht einmal ein halbes Pfund. Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren, Dividieren, alles das wird mit diesem kleinen Rechenwunder ein wahres Vergnügen. Im Handumdrehen schlägt der Zahlengigant im Zwergenformat selbst die genialsten Rechenkünstler.“

Das berichtete die Wochenschau im Februar des Jahres 1952 – bitte zu Minute 2:15 gehen. Den Zahlengiganten gab es aber schon länger. Die Serienproduktion der Curta startete im Herbst 1949, Anzeigen mit der „Rechenmaschine für die Tasche“ standen Ende November in der Neuen Zürcher Zeitung. Am 13. September 1950 brachte die Technikseite des Blattes einen längeren Artikel über die „Universalrechenmaschine im Taschenformat“. Sie enthielt eine Staffelwalze und führte Multiplikationen und Divisionen auf eine Folge von Additionen und Subtraktionen zurück. Das geschah mit einer zuvor nie gesehenen Miniaturisierung.

Ein junger Curt Herzstark 1910 an einer Austria-Rechenmaschine

Die Wochenschau irrte sich auch beim Entwickler. Der hieß Curt Herzstark und wurde am 26. Januar 1902 als Sohn eines Rechenmaschinenfabrikanten in Wien geboren. Er besuchte das Realgymnasium und die Gewerbeschule, machte außerdem eine Lehre als Feinmechaniker und trat in die Firma des Vaters ein. Nach dessen Tod 1937 sollte er sie übernehmen, doch das verhinderte der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. Curt Herzstarks Vater war Jude gewesen, und die Fabrik blieb bei der nichtjüdischen Mutter.

1943 wurde Herzstark verhaftet. Er kam ins Gefängnis und dann ins KZ Buchenwald. Seine mechanischen Kenntnisse retteten ihn; er konnte in einem benachbarten Rüstungsbetrieb arbeiten. In seiner knappen Freizeit entwickelte er eine Rechenmaschine, die er 1938 zum Patent angemeldet hatte, die spätere Curta. Nach der Befreiung des Lagers erstellte Curt Herzstark drei Prototypen in den Rheinmetall-Werken in Sömmerda. Nachdem die Sowjets in Thüringen einrückten, machte er sich auf den Heimweg. Ende 1945 traf er in Wien ein.

Curt Herzstark im Jahr 1942  (Foto Computer History Museum)

1946 wurde Curt Herzstark der technische Direktor der Contina AG, einer Gründung des Fürstentums Liechtenstein. Dort erfolgte die Serienfertigung der Curta; die ersten Modelle erschienen im Mai 1949 auf einer Messe in Basel, der Verkauf größerer Stückzahlen begann im November. 1951 verließ Herzstark das Unternehmen und arbeitete als Erfinder und freier Technikberater. 1966 erwarb die Liechtensteiner Firma Hilti die Contina AG, 1971 endete die Curta-Produktion. In den 1980er-Jahren fand Curt Herzstark Anerkennung als Technikpionier; er starb am 27. Oktober 1988 in seinem Wohnort Nendeln im Fürstentum.

Sein Nachlass liegt im Liechtensteinischen LandesMuseum und im Landesarchiv. Filme der Familie Herzstark aus den 1930er-Jahren kann man hier und hier sehen; 2009 entstand eine Dokumentation mit Spielszenen. Das ist ein Audioclip mit Curt Herzstark. Seine Oral History wurde 1987 auf Deutsch dokumentiert, seine Memoiren erschienen 2005. Herzstarks Leben und Werk widmen sich die Portale curta.de, curta.li und curta.org . Wir empfehlen auch den Curta-Simulator sowie das Curta-Video des Bonner Arithmeums. Es folgt nun noch eine Bilderstrecke zur Curta-Geschichte.

Curt Herzstarks erste Erfindung war der Multisummator oder Multimator, ein Zusatzgerät für Rechen- und Buchungsmaschinen. Das Patent erhielt aber sein Vater.

1944 bekam Herzstark das grundlegende Patent DE 747.073 für seine Rechenmaschine. Die Hauptidee war die Staffelwalze mit zwei Sätzen Zähnen zum Addieren und Subtrahieren.

Ein Curta-Prototyp, den Curt Herzstark 1945 in Sömmerda schuf. (Foto Liechtensteinisches LandesMuseum)

Gebäude der Contina AG in Mauren (Foto Liechtensteinisches LandesMuseum)

Curt Herzstark mit der Curta im Büro  (Foto Liechtensteinisches LandesMuseum)

Mit den Schiebern der Curta wird der erste Faktor der Multiplikation eingestellt. Danach musste man kurbeln, beim Addieren und Subtrahieren in der gleichen Richtung.

Die Werbung betonte die Kleinheit der Curta. (Foto Liechtensteinisches LandesMuseum)

1953 kam die neun Zentimeter hohe Curta II heraus. Von beiden Typen entstanden von 1948 bis 1971 etwa 140.000 Stück.

Der schwarze Teil des Rings zeigt das Resultat an, der weiße die Anzahl der Umdrehungen, also den zweiten Faktor der Multiplikation.

Grafik aus Curt Herzstarks Patent AT 195.147 von 1954 für eine Mehrfach-Rechenmaschine

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