Heinz Nixdorf und seine Logos

Geschrieben am 09.04.2020 von

Der 9. April ist der Geburtstag von Heinz Nixdorf. Deshalb geht es heute um seine beiden Firmen und um ihre Wortmarken. Das Labor für Impulstechnik setzte den Namen in große Buchstaben, die Nixdorf Computer AG fügte dann rote Balken hinzu. Bei seinem Entwurf orientierte sich Heinz Nixdorf am Logo eines ihm wahrscheinlich bekannten amerikanischen Unternehmens.

Die Urform des Wortes steht in der Bibel: Das Johannes-Evangelium beginnt mit „En Archêi ên ho Logos“. Das heißt nicht „Im Anfang war das Logo“, sondern eher „Im Anfang war das Wort“. Der Satz zeigt aber die Bedeutung von treffenden und gut zu merkenden Ausdrücken. Logos sind ein wichtiger Teil der Corporate Identity, wie die Betriebswirte sagen. Auch Heinz Nixdorf, der heute vor 95 Jahren geboren wurde, beschäftigte sich mit ihnen.

Seine erste Firma, das Labor für Impulstechnik LfI, gründete Nixdorf 1952 in Essen. 1957 folgte eine Zweigniederlassung in Paderborn, 1960 der endgültige Umzug in seine Heimatstadt. Der Firmenname wurde mit dicken Großbuchstaben geschrieben. Mehr Gedanken scheint sich Heinz Nixdorf nicht zum Logo gemacht zu haben. Er betrieb für seine Produkte wenig Werbung und trat auch nicht als Anbieter auf Industriemessen auf. Das LfI lieferte elektronische Bauteile und Systeme an ausgewählte Kunden, und da genügten die traditionellen Vertriebsmethoden über die Post oder durch persönliche Kontakte.

Briefkopf von Heinz Nixdorf und seinem Labor für Impulstechnik aus dem Jahr 1966.

Das änderte sich mit dem Start der Nixdorf Computer AG 1968. Nun musste Heinz Nixdorf Marketing betreiben und ein aussagekräftiges Logo verwenden. Die meisten unserer Leser dürften es kennen, wir sehen es im Eingangsbild hinten an der Wand. Es sind die übereinandergestellten und großgeschriebenen Worte „Nixdorf Computer“. Der Name des Firmengründers und –leiters wird durch rote Balken eingerahmt. Höchstwahrscheinlich wurde das Logo von Heinz Nixdorf selbst entworfen, oder er schlug es dem Grafiker vor.

In den frühen 1960er-Jahren ersetzte Fairchild Semiconductor das große „F“ durch eine Wortmarke mit roten Balken. (Foto Computer History Museum)

Die Grundidee stammt allerdings nicht vom Paderborner Industriellen. Das fand HNF-Kurator Dr. Christian Berg bei Recherchen für seine Biografie von Heinz Nixdorf heraus. Eine Wortmarke mit dicken Balken oben und unten erschien schon in den frühen 1960er-Jahren in Amerika. Eingeführt wurde sie von der Fairchild Camera and Instrument Corporation aus dem US-Bundesstaat New York. Wir sehen sie mehrmals und in unterschiedlichen Farben in der Fairchild-Broschüre, die 1963 an die Aktionäre der Firma ging.

Ein früher Auftritt des NCAG-Logos auf der Hannover-Messe 1969. Links Heinz Nixdorf.

Eine Tochtergesellschaft von Fairchild Camera saß im kalifornischen Palo Alto und fertigte Computerchips mit Halbleitern: Fairchild Semiconductor. Wir haben ihre Gründung anno 1957 in unserem Blog beschrieben. Die Tochter musste natürlich die Logos der Mutter übernehmen. In den ersten Jahren war es das Fairchild-F, um 1963 trat an seine Stelle der Firmenname in Majuskeln mit FAIRCHILD oben und SEMICONDUCTOR unten. Das erste Wort steckte dabei zwischen waagrechten roten Balken.

Dieses Logo ohne „Computer“ stammt von einem Rechner Nixdorf 820 aus dem Jahr 1970.

Heinz Nixdorf hatte in den 1960er-Jahren keine Geschäftsbeziehungen zu Fairchild, wohl aber zur italienischen Halbleiterfirma SGS-Fairchild. An ihr war Fairchild Camera zu 33 Prozent beteiligt; Abgesandte von Fairchild Semiconductor arbeiteten im Unternehmen. Heinz Nixdorfs Labor für Impulstechnik bezog von SGS-Fairchild Siliziumtransistoren. Die Italiener hatten kein Logo mit waagrechten Balken, doch Nixdorf könnte Prospekte oder andere Druckschriften aus Palo Alto gesehen haben.

Reise durchs Logoland. (Diebold-Nixdorf-Bild von Ton3D CC BY-SA 4.0)

Die Ähnlichkeit der kalifornischen und der westfälischen Wortmarke ist jedenfalls so groß, dass ein Gedankensprung von West nach Ost naheliegt. Das Nixdorf-Logo wurde bis zum Ende der NCAG benutzt. Ein ähnliches Logo, doch mit nur einem Balken erhielt 1990 die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG. Weitere Abwandlungen erfolgten 1999 mit der Gründung von Wincor Nixdorf und 2016 durch die Übernahme von Wincor Nixdorf durch Diebold. Das Zwei-Namen-ein-Strich-Muster verschwand Anfang 2019; seitdem erkennt man Diebold Nixdorf an den miteinander verschmelzenden Buchstaben DN.

So trat Fairchild Semiconductor von 1997 bis 2016 auf. Die Halbleiter sind verschwunden.

Fairchild Semiconductor wechselte ab 1979 zweimal den Besitzer. Von 1997 an war die Firma zum ersten Mal eigenständig und trat mit einem erneuerten Logo auf.  2016 wurde sie für 2,4 Milliarden Dollar von ON Semiconductor gekauft. Ihr bleibt der Ruhm, die unternehmerische Mutter des Silicon Valley gewesen zu sein. Von der alten Fairchild Camera and Instrument Corporation gibt es noch eine Abteilung im britischen Konzern BAE Systems. Beim Logo links oben auf der Homepage erinnert nichts mehr an die einst benutzte Wortmarke.

Heinz Nixdorf, wie ihn der Paderborner Künstler Ilgar Sheydayev sieht.

An Heinz Nixdorf erinnern nicht nur die Logos. Zu seinem heutigen 95. Geburtstag hat das HNF eine Bronzebüste aufgestellt, die der Paderborner Bildhauer Ilgar Sheydayev schuf. Aus den bekannten Gründen ist sie zurzeit leider nicht öffentlich zugänglich, man kann sie aber in Zukunft in dem Bereich sehen, der Leben und Wirken von Heinz Nixdorf behandelt. Unseren Lesern wünschen wir noch alles Gute für die Ostertage. Wir melden uns direkt danach mit einem neuen Blogbeitrag zurück.

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4 Kommentare auf “Heinz Nixdorf und seine Logos”

  1. Ulrich Klotz sagt:

    Ich habe auch noch immer allerlei Gegenstände mit diesem Logo. Ich mochte es.
    Ansonsten:
    https://twitter.com/ulky/status/1249244617444376577?s=19

  2. Es ist interessant zu sehen, welche typographischen Wandlungen der an sich schlichte Buchstabe „x“ in Nixdorf annehmen kann. Im NCAG-CI wird der Buchstabe „x“ ersichtlich nicht durch die übliche Kreuzung zweier gleichgroßer Balken sondern durch die senkrechte Spiegelung einer Zeichenhälfte „>“ gebildet: „><" . Bei Siemens Nixdorf hatte das "x" verschieden starke Balken. Wer weiß mehr darüber ?

    1. HNF sagt:

      Siemens verwendete die eigene Schrift im Logo, die offensichtlich dieses X beinhaltete.

    2. tobias köhler sagt:

      X mit unterschiedlichen strichstärken ist sehr alt und geht auf altrömische inschriften zurück, etwa an der Trajanssäule aus dem jahr 113:
      https://www.typolexikon.de/trajanisches-alphabet/
      Ursprünglich könnte das auf das schreiben mit der feder zurückgehen, bei dem sich je nach winkel unterschiedliche strichstärken ergeben.
      Die schrift im Nixdorf-logo dürfte eigens gezeichnet sein, sie ähnelt Microgramma/Eurostile, aber mit einem anderen R. Der beschriebene aufbau des „X“ ist eine maßnahme, insbesondere bei fetten schriftarten, um „zu viel schwarz an einer stelle“ zu verhindern. Sonst wirkt es in der mitte optisch zu fett.

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