
KC compact: der letzte Acht-Bit-Computer der DDR
Geschrieben am 08.08.2025 von HNF
Im Blog schilderten wir schon mehrmals Rechner aus der DDR. Die Serie schließen wir mit dem KC compact aus dem VEB Mikroelektronik in Mühlhausen ab. Er wurde 1990 auf der Leipziger Frühjahrsmesse gezeigt und basierte auf dem Amstrad CPC 464 aus England. Die Produktion des DDR-Computers endete im Juli 1990; er ist heute ziemlich selten.
„…spät, sehr spät kommt er, aber er kommt nun doch, der kompakte, portable, kompatible 8-Bit-Heimcomputer, vom Hersteller übrigens ausdrücklich als ein solcher deklariert! Er weist gegenüber den bisher in der DDR angebotenen Kleincomputern deutlich verbesserte Leistungsparameter auf, und das ist sicherlich die Elle, an der man ihn zu messen wissen wollte. Und – 8 Bit zu Hause sind auch 1990 keine Schande.“
Diese Zeilen standen in Heft 1/1990 der Zeitschrift FUNKAMATEUR, die im Militärverlag der DDR in Berlin erschien; es wurde im Dezember 1989 erstellt. Der betreffende Artikel trug den Titel Der Neue aus Mühlhausen: KC compact, bitte zu PDF-Seite 6 gehen. Er beschrieb einen Acht-Bit-Computer aus dem VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“, der zum Kombinat Mikroelektronik Erfurt gehörte. Einen Vortrag zum Computer hielt ein Mitarbeiter jenes VEB im Oktober 1989 auf einer Tagung in Frankfurt an der Oder, er war die Quelle des Artikels.
Der Kleinrechner wurde, was niemand ahnte, zum letzten Heimcomputer der DDR. Im Inneren steckte der ostdeutsche Standardprozessor, der dem Zilog Z80 nachempfundene U880 in Gestalt der Version UA880D. Der Arbeitsspeicher fasste 64 Kilobyte. Dazu kamen ein Grafik- und ein Sound-Chip aus Amerika. Den Output zeigte ein Fernseher, anschließbar waren ein Diskettenlaufwerk und ein Kassettenrecorder. Der VEB bot dazu Spiele, Text- und Grafikprogramme und die Sprache Pascal an; BASIC befand sich schon im Speicher.
Die äußere Form übernahm der KC compact vom Bildungscomputer Robotron A5105; der volkseigene Betrieb in Mühlhausen zahlte dem Dresdner Kombinat eine Million DDR-Mark. Das Innenleben folgte dem britischen Acht-Bit-Rechner Amstrad CPC oder auch der Amstrad-Kopie des westdeutschen Herstellers Schneider. Der Autor des FUNKAMATEUR erkannte das am verwendeten BASIC-Dialekt und an der QWERTY-Tastatur, „ein Hardware-Zugeständnis an die realisierte (Teil-) Schneider-Kompatibilität“. Die meisten DDR-Computer besaßen die Eingabe mit QWERTZ.
Warum sich der VEB Mikroelektronik am Amstrad-Rechner orientierte, ist nicht bekannt, er enthielt aber das Vorbild des KC-compact-Chips, den Zilog Z80. Im Stasi-Unterlagen-Archiv in Berlin liegt ein Papier zum KC compact, das das DDR-Amt für Preise im Juni 1989 in Umlauf brachte. Es setzte den Beginn der Serienfertigung für den April 1990 an. Geplant wurde eine Jahresproduktion von 20.000 Stück und ein Preis von 2.300 Mark. Offenbar wollte man den Computer direkt an die Bevölkerung verkaufen, was zuvor selten geschah.
In den Handel kam der KC compact nach der Leipziger Messe vom März 1990. Der Preis sank schnell auf 999 Mark, der Computerhistoriker René Meyer erwarb im Mai einen Rechner für 250 Mark auf der Straße in Erfurt. Ab dem 1. Juli 1990 konnten DDR-Bürger aufgrund der deutsch-deutschen Währungsunion direkt westliche Ware kaufen. Im selben Monat stoppte die KC-compact-Produktion, es erschien nur noch ein Testbericht. Heute findet man viele Unterlagen im Internet, bitte die Links unter KCC anklicken.
So endete die Acht-Bit-Zeit der DDR. Computer für sechzehn Bit wurden länger produziert, wir erzählten es im Blog. Der letzte Rechner mit Robotron-Elektronik entstand im Dezember 1991 in Sömmerda. Vom KC compact überlebten wenige Exemplare, unser Eingangsbild zeigt das aus dem HNF. Einen Eindruck der alten Computerwelt vermittelt eine KC-compact-Demo auf einem Amstrad CPC 464. Unsere Blogserie zur DDR-Hardware schließen wir hiermit ab, wir werden aber gelegentlich zur ostdeutschen Technikgeschichte zurückkehren.