
Ada vor der Kamera
Geschrieben am 01.08.2025 von HNF
Ada Gräfin Lovelace war die Tochter des Dichters Lord Byron; sie lebte von 1815 bis 1852. Sie arbeitete mit dem Mathematiker Charles Babbage zusammen und schrieb ein Programm für seine Analytische Maschine, einen hypothetischen mechanischen Computer. Von Ada existieren Fotos aus den 1840er-Jahren, die das englische Auktionshaus Bonhams vor kurzem neu scannte und online stellte.
Ihr Name nach der Heirat im Jahre 1835 lautete Augusta Ada King Gräfin von Lovelace, wir kennen sie besser als Ada Lovelace oder einfach Ada. Sie zählte zum Freundeskreis des Computervisionärs Charles Babbage und übertrug einen Artikel, der seine Ideen beschrieb, aus dem Französischen ins Englische. An den Text hängte sie ein Rechenprogramm an, wie es Babbages nie gebaute Analytische Maschine ausgeführt hätte.
Ada wurde 1815 als Tochter des Dichters Lord Byron in London geboren, wo sie 1852 auch starb. Von September 2015 bis Juli 2016 stand sie im Mittelpunkt einer Sonderausstellung des HNF. Eine kleine Ada-Ausstellung eröffnete im Herbst 2015 die Bodleian Library in Oxford. Sie enthielt zwei Daguerreotypien – die Technik gab es seit 1839. Ada Lovelace besuchte 1842 oder 1843 in London das Studio des Fotografen Antoine Claudet, der Bilder von ihr aufnahm. Sie befanden sich lange Zeit im Besitz ihrer Nachkommen.
Zuletzt erwarb der Lord-Byron-Experte Geoffrey Bond die Fotos. Im Juni erschienen sie auf der Website des Londoner Auktionshauses Bonhams. Es bot außerdem die Daguerreotypie eines Portraits an, das der Maler Henry Phillips 1852 von Ada Lovelace anfertigte, sowie ein Foto, auf dem sie möglicherweise zu sehen ist. Für die Claudet-Bilder und das des Phillips-Gemäldes verlangte Bonhams zwischen 80.000 und 120.000 Pfund. Nach dem Ende der online ablaufenden Auktion zog Bonhams die drei Fotos jedoch wieder zurück.
Das zweifelhafte Ada-Foto und zwei Daguerreotypien ihrer Söhne wurden für 1.792 Pfund verkauft. Die Experten streiten sich, wen jenes Foto zeigt, einiges spricht für Elizabeth Medora Leigh, die wohl eine uneheliche Tochter Lord Byrons war. Für die Internetseite der Versteigerung wurden sämtliche Bilder gescannt, die Resultate stehen im Netz. Eines der zurückgezogenen Fotos – siehe oben – ist ziemlich unbekannt. Ada trägt eine Haube und einen Schleier; außer ihrem Gesicht und einem Schal treten nur wenige Details hervor.
Die schönste Ada-Daguerreotypie ist die mit den Blumen im Haar. Sie befindet sich ebenso auf Wikipedia, allerdings nicht in der besten Qualität. Für unser Eingangsbild nahmen wir einen Ausschnitt (Foto Bonhams London), den wir spiegelten. Eine Daguerreotypie ist aus optischen Gründen seitenverkehrt, und das gilt wahrscheinlich auch für die überlieferten Ada-Fotos. Im gleichen Londoner Studio entstand um 1850 ein Portrait von Charles Babbage, das mit Sicherheit seitenverkehrt ist, das beweist der Knopf der Jacke.
Adas wissenschaftlichen Nachlass verwahren die Bodleian Library und die British Library in London. In Oxford liegt die Korrespondenz mit dem Mathematiker Augustus De Morgan aus den Jahren 1840 und 1841, die British Library besitzt einen Briefwechsel, den sie 1843 mit Charles Babbage führte. Darin ging es um die von ihr erstellte Übersetzung des Artikels zur Analytischen Maschine; näheres steht hier. Ada war darüber hinaus mit dem Naturforscher Andrew Crosse in Kontakt, was dieser Aufsatz erläutert.
Wer sich im Internet Archive anmeldet, kann dort die allererste Ada-Biographie lesen. Sie stammt von der Mode-Historikerin Doris Langley Moore, die sie 1977 veröffentlichte; ein kurzer Film mit der Autorin ist online. Am 12. August 2025 erscheint wieder eine deutsche Biographie, „Ada Lovelace – Visionärin und Genie“ von Vera Weidenbach. Im Buchhandel erhältlich sind noch das ältere Werk der Amerikanerin Dorothy Stein und der Sammelband von Sibylle Krämer, der 2015 die Ada-Ausstellung des HNF begleitete.
We send our thanks to Sasha Thomas and Bonhams London for the permission to use the online scans of the two Ada Lovelace daguerreotypes.