Daten durch den Nordatlantik

Geschrieben am 19.03.2021 von

Vor zwanzig Jahren wurde es eingeweiht, kurz vor Weihnachten ging es außer Dienst. Das Transatlantische Telefonkabel TAT-14 verband in einer langen Schleife die USA mit England, Frankreich, Holland, Deutschland und Dänemark. Der hiesige Endpunkt war Norden im Ostfriesland. Am TAT-14 beteiligte sich auch die Deutsche Telekom. Das unterseeische Glasfaserkabel transportierte vornehmlich Daten für das Internet.  

2016 erzählten wir schon die Geschichte des ersten funktionsfähigen Transatlantik-Kabels. Es lag ab 1866 auf dem Meeresgrund zwischen Irland und Kanada und diente der Telegrafie. Neunzig Jahre später entstand mit TAT-1 eine Telefonleitung von Europa nach Amerika. TAT-8 verknüpfte von 1988 bis 2002 die Vereinigten Staaten mit England und Frankreich. Es war die erste unterseeische Verbindung aus Glasfasern.

Die Abkürzung TAT steht für Transatlantisches Telefonkabel und bezeichnet stets Projekte, die mehrere Kommunikationsfirmen oder Postverwaltungen organsierten. Das galt auch für TAT-14. Dazu fanden sich in den späten 1990er-Jahren fünfzig Partner zusammen, darunter die Deutsche Telekom AG. Sie investierte 250 Millionen DM und gehörte zu den Eigentümern des Systems. Die Fertigung und die Verlegung der Glasfaser-Strecken kosteten insgesamt 1,3 Milliarden Dollar.

Die Arbeiten begannen 1998. Verlegt wurden die Kabel von der japanischen  Firma KDD SCS. Eines der beteiligten Schiffe zeigt unser Eingangsbild (Foto Minsvyaz.ru CC BY 3.0 seitlich beschnitten). Der Cable Innovator lief 1995 in Finnland vom Stapel, fährt unter englischer Flagge und verdrängt 14.277 Tonnen. Das machte ihn damals zum größten Fahrzeug seiner Art. Vor zwanzig Jahren, am 21. März 2001, nahm TAT-14 den Betrieb auf; hier kann man die Pressemitteilung der Deutschen Telekom AG nachlesen.

15.000 Kilometer unter dem Meer: TAT-14 (Bild Alexrk2 CC BY-SA 3.0 seitlich beschnitten)

Das Transatlantisches Telefonkabel Nr. 14 bildete eine lang gestreckten Schleife von den USA nach Europa und wieder zurück. Von Tuckerton im US-Bundesstaat New Jersey ging es durch den Atlantik zum Städtchen Bude im englischen Cornwall. Die nächsten Stationen waren Saint-Valery-en-Caux in der Normandie, Katwijk in den Niederlanden und Norden in Ostfriesland. Von dort zogen die Glasfasern zur dänischen Küstengemeinde Blaabjerg und um die britischen Inseln herum zurück nach Amerika. Endstation war das ebenfalls in New Jersey gelegene Manasquan.

Das Kabel hatte eine Länge von 15.420 Kilometer; es bestand aus zwei Glasfaser-Paaren – eine Faser für jede Richtung – und zwei Paaren als Reserve. Jede Faser übertrug pro Sekunde 160 Gigabit, die auf unterschiedliche Wellenlängen verschickt wurden. Zu Beginn teilte sich die Nutzung in 30 Prozent Telefon- und 70 Prozent Datenverkehr auf. Im Jahr 2001 warb die Deutsche Telekom damit, dass das neue Kabel pro Sekunde den Inhalt von 200 DVDs bewältigen könnte. 2012 wurde die Kapazität von TAT-14 beträchtlich erhöht.

Sehr stolz war die Telekom auf die Seekabel-Endstelle in Norden. Hier trafen sich die beiden Hälften der TAT-14-Schleife. Zunächst  geschah das im alten Postamt, später bezogen die Techniker neue Gebäude, wie in diesem Artikel zu sehen – bitte etwas scrollen. 2001 lobte der Stationsleiter die Abhörsicherheit des Kabels. Zitat aus der ZEIT: „Auch um Sabotage oder Spionage macht sich Jürgen Ridder wenig Sorgen.“ 2014 kam allerdings heraus, dass der britische Krypto-Geheimdienst GCHQ in der Anschlussstelle Bude Daten abzapfte.

Unbeachtet von der Öffentlichkeit wurde TAT-14 am 15. Dezember 2020 stillgelegt. Nach neunzehn Jahren war die Technik veraltet. Den Betreibern erschien es preisgünstiger, Kapazitäten auf neueren Leitungen zu mieten. Damit endete die Ära der mit Staatsgeldern gelegten Atlantikkabel – ein TAT-15 ist nicht geplant. Uns Deutschen bleibt dann noch eine unterseeische Leitung nach Amerika, Atlantic Crossing 1 mit dem Endpunkt Sylt. Sie gehört aber der Firma Lumen Technologies aus dem US-Bundesstaat Louisiana.

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