Der letzte Sternenkämpfer

Geschrieben am 12.07.2024 von

Er war nicht so erfolgreich wie „Krieg der Sterne“, hat aber noch seine Fans: „The Last Starfighter“ oder „Starfight“, wie er bei uns hieß. In den USA startete der Film am 13. Juli 1984 in den Kinos. Er enthielt am Computer erzeugte Animationen mit einer Länge von insgesamt 25 Minuten, was damals einen Rekord bedeutete.

1984 schaute Hollywood in die Sterne. Drei Star-Wars-Streifen hatten zwei Milliarden Dollar in die Kassen gespült, eine weitere Milliarde brachte 1982 „E.T. – Der Außerirdische“. 1982 kam außerdem der Disney-Film Tron, der erste mit längeren volldigitalen Passagen. Die Einnahmen betrugen aber nur fünfzig Millionen. Das Studio Lorimar wagte sich dennoch an einen weiteren Film mit Computeranimationen. Im Unterschied zu „Tron“ spielte er nicht im Elektronenrechner, sondern vor allem im Weltraum.

The Last Starfighter hat nichts mit dem gleichnamigen Militärflugzeug zu tun. Der Filmtitel meint einen Sternenkämpfer, einen jungen Mann von der Erde, der in einem galaktischer Krieg mitwirkt. Der Protagonist Alex Rogan lebt zu Beginn in einer Wohnwagen-Siedlung im hintersten Kalifornien. Abwechslung liefern höchstens Autotouren in die nächste Stadt sowie das Fernsehen und ein Münzautomat. Er bietet das Computerspiel „Starfighter“ an, in dem der Gamer das gute Sternenreich Rylos gegen die böse Ko-Dan-Armada verteidigen muss. Es sieht etwa so aus.

Schauspieler Lance Guest in der Rolle des Alex Rogan (Foto Blake Patterson CC BY 2.0 DEED seitlich beschnitten)

Alex Rogan entwickelte sich zum Meister des Spiels und bricht alle Rekorde. Was er nicht ahnt: „Starfighter“ ist ein Köder, mit dem das echte Rylos Soldaten für einen Sternenkrieg sucht. Eines Nachts erscheint der freundliche Alien Centauri – er erfand das Spiel – und entführt Alex auf seinen Heimatplaneten. Hier erfährt er alle Hintergründe und kehrt wieder zur Erde zurück. Dann kämpft er aber für Rylos und besiegt zusammen mit dem Reptiloiden Grig die feindliche Flotte. Am Ende holt Alex seine Freundin in der Wohnwagen-Kolonie ab und düst mit ihr zu seinem neuen Arbeitsplatz im All.

„The Last Starfighter“ erlebte am 13. Juli 1984 die Premiere in den USA. Die deutsche Version Starfight war ab dem 19. April 1985 zu sehen. Die Kritik tadelte sie als „Naiver, allenfalls tricktechnisch beachtlicher Science-Fiction-Film mit fragwürdigen Glorifizierungen von Computerspiel und Zerstörungswut.“ Ob das stimmt, kann man hier überprüfen; der Film ist in voller Länge und in deutscher Sprache online. Eine angedachte Fortsetzung kam bislang nicht zustande, 2004 wurde jedoch ein Sternenkämpfer-Musical in New York aufgeführt.

Designerin Shelley Lake entwirft das Raketenauto des Aliens Centauri

Der Film kostete 15 Millionen Dollar; viereinhalb Millionen gingen an die Firma Digital Productions, die die Spezialeffekte schuf. Sie besaß einen Cray X-MP, den Nachfolger des Superrechners Cray-1. Vorgeschaltet wurde eine VAX-11/780; die Programmierung erfolgt mit der Sprache Fortran. Die so erstellten Animationen umfassten 300 Szenen mit einer Gesamtlänge von 25 Minuten. Das Video zum Making of bringt ab Minute 13:15 Einblicke in die digitalen Arbeiten. Wir treffen zudem den künstlerischen Leiter Ron Cobb; seine Entwürfe finden sich hier.

Nach der Premiere von „The Last Starfighter“ erschien eine Romanfassung; Autor war der auf solche Bücher spezialisierte Alan Dean Foster. Sein Werk kann nach Anmeldung im Internet Archive gelesen werden. Die Story legte die Produktion eines Computerspiels nahe, doch dazu passierte wenig. Erst 1986 brachte die Atari Corporation Star Raiders II heraus, das einige Elemente des Film aufgriff. Das darin auftretende Spiel Starfighter rekonstruierte 2006 die Gruppe Rogue Synapse; das ist die YouTube-Version, die aber auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat.

Der Cray X-MP der Technischen Hochschule von Lausanne (Foto Rama CC BY-SA 2.0 FR DEED seitlich beschnitten)

In den amerikanischen Kinos spielte „The Last Starfighter“ 29 Millionen Dollar ein, was nicht besonders viel war. Die Qualität der Computeranimationen beeindruckte aber Laien und Experten. Es entstanden andere Filme mit umfangreichen CGI-Passagen wie „Der Flug des Navigators“, „Terminator 2“ und „Der Rasenmähermann“. Den Durchbruch schafften 1993 die digitalen Dinos im Jurassic Park, die allerdings nur sechs Minuten füllten. Die meisten Aufnahmen der Urtiere basierten auf mechanischen Modellen und auf einem Mann, der in einem Schaumgummi-Saurier steckte.

Zum Schluss geht es noch einmal ins All, genauer gesagt, ins Reich der Weltraum-Utopien. Es ist kaum bekannt, dass es vor „The Last Starfighter“ schon einen Science-Fiction-Film ähnlichen Inhalts gab. „This Island Earth“ – in Deutschland Metaluna 4 antwortet nicht – zeigte 1955 ebenfalls ein Videosystem, das Menschen und gute Aliens zusammenführte, und einen Sternenkrieg. Zur Abwechslung gewannen die bösen Außerirdischen, doch Held und Heldin kehrten mit heiler Haut zur Erde zurück. Hier ist Metaluna im Original.

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir stellen diese Frage, um Menschen von Robotern zu unterscheiden.