Der Vater der Computerlogik
Geschrieben am 02.11.2015 von HNF
2015 feiern wir den 200. Geburtstag von Ada Lovelace, der ersten Programmiererin. Vor 200 Jahren kam ebenso ein männlicher Vordenker der Informatik zur Welt: George Boole. Nach dem am 2. November 1815 in der englischen Stadt Lincoln geborenen Mathematiker und Logiker ist die Boolesche Algebra benannt. Auch Booles Ehefrau Mary widmete sich der Mathematik.
Computer lieben die 0 und die 1, nicht nur, weil sie im Dualsystem rechnen, sondern noch aus einem anderen Grund: Die theoretische Basis der Informatik ist die Boolesche Algebra, die eben diese zwei Ziffern, eine Multiplikation und eine Addition derselben (aber mit 1+1=1) und eine Operation umfasst, die 0 in 1 und 1 in 0 umwandelt. Damit kann man nun logische Aussagen verifizieren, Schaltkreise auf Chips oder mit Röhren und Transistoren durchrechnen und die Mengenlehre besser verstehen.
Namensgeber der Booleschen Algebra und der noch allgemeineren Booleschen Funktionen ist George Boole, der vor 200 Jahren, am 2. November 1815, im englischen Lincoln geboren wurde. Sein Vater war ein Schuhmacher, doch nicht ungebildet: Er kannte sich in der Mathematik aus und zeigte seinen Sohn, wie man optische Instrumente anfertigt. George Boole besuchte nur die Volksschule, verfügte aber über ein exzellentes Gedächtnis und ein großes Talent für Fremdsprachen.
Vom 16. Lebensjahr an arbeitete Boole als Hilfslehrer, mit 19 dann als richtiger Pädagoge. Daneben bildete er sich in der Mathematik weiter, Freunde spendeten ihm die dafür nötigen Bücher. 1840 publizierte er seinen ersten Artikel in einer Fachzeitschrift, auf den rasch weitere folgten. Boole wurde unter den professionellen Mathematikern bekannt und erhielt 1844 sogar eine Auszeichnung der Royal Society, der traditionsreichsten englischen Forschervereinigung.
1847 verfasste George Boole ein 82 Seiten starkes Buch mit dem Titel „Die mathematische Analyse der Logik“. Sein Startpunkt war die antike Logik, wo es Schlüsse wie diesen gibt: Alle Vögel singen; wer singt, ist schon da; also sind alle Vögel schon da. Boole fand für solche Schlüsse Schreibweisen, die an mathematische Formeln erinnerten und 0 und 1 enthielten. Von ihnen gelangte er zu einem System, das der Aussagenlogik nahe kam und Sätze mit UND verbinden und verneinen konnte.
Boole wies wahren Aussagen die 1 und falschen die 0 zu, kannte aber noch keine Wahrheitstafeln. Sein Buch, seine Aufsätze und sein hohes Ansehen bewirkten, dass er 1849 eine Professur am neuen Queen’s College im südirischen Cork erhielt. (Damals gehörte ganz Irland zum britischen Königreich.) Hier erweiterte er seine logische Analyse von 1847 zu einem neuen Buch über die „Gesetze des Denkens“ und traf außerdem seine zukünftige Frau, Mary Everest, eine Nichte des Entdeckers des Mount Everest. Die beiden heirateten 1855. Aus ihrer Ehe gingen fünf Töchter hervor.
Im November 1864 holte sich Boole in regnerischem Wetter eine schwere Erkältung, die zu einer Lungenentzündung auswuchs. Die letzten Lebenskräfte raubte ihm seine Frau, die an Wassertherapie glaubte und ihren Mann mit kalten Güssen quälte. Er starb am 8. Dezember 1864. George Booles Ideen wurden in der Folgezeit von englischen und deutschen Logikern weiterentwickelt. In den 1930er-Jahren entdeckten Claude Shannon und Konrad Zuse ihre Anwendbarkeit auf Stromkreise, sprich die Schaltalgebra.
Im Ada-Jahr 2015 sei auch noch einmal an Mary Boole erinnert, die sich der Mathematik und ihrer Popularisierung widmete und Bücher darüber schrieb. Ihre Neigung zur Esoterik führte sie aber zu kuriosen Konzepten wie dem Vergleich der Quadratwurzel von -1 mit Engeln. George Booles Bedeutung für die Informatik ist an den vielen Projekten und Veranstaltungen zum 200. Geburtstag ablesbar. Sein Nachlass liegt in der Universitätsbibliothek in Cork und kann online studiert werden.
Es gibt 10 Arten von Leute.
Eine Art versteht das duale System,
und die andere 9 Leute die es nicht tun 😉