
EXPO in Osaka
Geschrieben am 14.03.2025 von HNF
Am 15. März 1970 begann nahe der japanischen Millionenstadt Osaka die Weltausstellung des Jahres. Unter dem Motto „Fortschritt und Harmonie für die Menschheit“ lief sie bis zum 13. September und zog 64 Millionen Besucher an. Sie zeigte viel Medientechnik, darunter den allerersten IMAX-Film, sowie kleine und große Roboter. Sie war die letzte futuristisch orientierte Weltschau.
Der SPIEGEL machte sie schon vor dem Start schlecht. Am 22. Februar 1970 schrieb er von einer „nutzlosen Amüsierschau“, vom „Rummelplatz der nationalen Renommiersucht“ und einem „Ausstellungs-Firlefanz“ mit „Jahrmarkts- und Zuckerbäcker-Architektur“. Kaiser Hirohito las das aber wohl nicht und eröffnete am 15. März 1970 die Weltausstellung von Osaka, die erste in Japan und in Asien.
Sie fand nicht in der Stadt, sondern in der Präfektur Osaka statt, im Ort Suita. Dort füllte sie eine Fläche von gut drei Quadratkilometern. Darauf verteilten sich Ausstellungsgebäude von 77 Nationen, vier internationalen Organisationen, drei US-Bundesstaaten, drei kanadischen Provinzen und vier Städten. Dazu kamen 32 Verbände und Unternehmen aus Japan und zwei aus den Vereinigten Staaten. Das Logo der Schau war die Kirschblüte, das Motto lautete „Fortschritt und Harmonie für die Menschheit“. Das ist der offizielle Ausstellungsführer.

Einen der schönsten Länderpavillons realisierte die Schweiz. (Foto takato marui CC BY-SA 2.0)
Die UdSSR errichtete einen Pavillon von 107 Metern Höhe und feierte den 100. Geburtstag von Staatsgründer Lenin, die USA begnügten sich mit einer eher unauffälligen Traglufthalle. Beide Länder präsentierten Objekte aus der Raumfahrt, die Amerikaner zudem einen Stein vom Mond. Der deutsche Pavillon war eine blaue Kuppel mit einem Durchmesser von dreißig Metern, in der vor allem Musik von Karlheinz Stockhausen erklang. Im Video sehen wir ihn ab Minute 21:40. Neben der Kuppel gab es noch kleine Ausstellungsareale unter der Erde.
Computer liefen hinter den Kulissen sowie im IBM-Pavillon. Hier konnten sich die Besucher außerdem eine Animation über die Evolution der Kultur anschauen. Mehrere japanische Firmen und die Post belegten den Pavillon der Telekommunikation; sie zeigten unter anderem Bild -und Mobiltelefone. Über den zentralen Platz der EXPO rollten zwei riesige Roboter des Architekten Arata Isozaki: Deme war vierzehn Meter hoch, Deku etwas kleiner. Skurrile Maschinenmenschen normaler Größe agierten im Fujipan-Haus.

Im Fuji-Pavillon lief der erste IMAX-Film. (Foto kouji OOTA CC BY 2.0 seitlich beschnitten)
Fast überall trafen die Besucher auf Dia-Shows, Filme und Videoprojektionen. Wem das Rundum-Kino Astrorama nicht genügte, konnte im pneumatischen Pavillon der Firma Fuji – die mit Fujipan nichts zu tun hatte – die erste IMAX-Produktion erleben. Wild ging es bei PepsiCo zu, dem Hersteller eines bekannten Erfrischungsgetränks. Sein Gebäude erhob sich aus Nebelschwaden; das Innere bildete einen gigantischen Hohlspiegel mit Tönen und Geräuschen. Die Installation stammte von der Gruppe E.A.T. alias Experiments in Art and Technology; sie gilt mittlerweile als ein Höhepunkt der Medienkunst.
Die EXPO von Osaka war die letzte mit einer futuristischen Ausrichtung und dazu passender Architektur. In der Bundesrepublik, wo sich die Technikskepsis breit machte, kam das nicht gut an. Bundespräsident Gustav Heinemann und Außenminister Walter Scheel erschienen aber am 13. Mai 1970 zum Deutschen Tag. Die Schau endete vier Monate später am 13. September. Insgesamt wurde sie von mehr als 64 Millionen Menschen besucht; sie war damit die erfolgreichste Weltausstellung des 20. Jahrhunderts.

Auch Toshiba zeigte in seinem Pavillon einen Film. (Foto takato marui CC BY-SA 2.0)
Leider sind ihre Gebäude so gut wie verschwunden. Es gibt noch einen Pavillon und den siebzig Meter hohen Sonnenturm, beide stehen im Expo Commemoration Park, der auf dem Ausstellungsgelände liegt. An die Ausstellung selbst erinnern eine fast drei Stunden lange Dokumentation, ein Kanal auf YouTube und die Liste der Pavillons. Artikel der Zeitschrift „Bauwelt“ finden sich hier, hier und hier. Wer das Absonderliche liebt, wird sich über den Monsterfilm Gamera gegen Jiggar freuen, der teilweise auf dem EXPO-Gelände entstand.
Die japanischen Planer ließen sich durch die ortsüblichen Großtiere nicht irritieren. 1985 fand in Tsukuba nordöstlich von Tokio eine vom Weltausstellungsbüro BIE akzeptierte internationale Ausstellung zur Hochtechnologie statt, 1990 folgte eine BIE-genehmigte Gartenschau in Osaka. Am 13. April 2025 eröffnet dort die zweite Weltausstellung auf einer künstlichen Insel. Sie behandelt das Leben in einer nachhaltigen Zukunft und dauert bis zum 13. Oktober. Der deutsche Beitrag sollte auch dem SPIEGEL gefallen.