Feier an der Pader
Geschrieben am 23.11.2021 von HNF
Im Oktober beging das HNF den 25. Geburtstag. Das war nicht das erste Silberjubiläum an der Paderborner Fürstenallee. Am 30. Juni 1977 feierte die Nixdorf Computer AG „25 Jahre Zukunft“: Ein Vierteljahrhundert vorher begann Heinz Nixdorf mit dem Bau elektronischer Rechengeräte. Auf das Fest an der Pader folgte noch eine riesige Party in der Nixdorf-Fertigungshalle.
Ein Sprichwort lautet: Man soll die Feste feiern wie sie fallen. In Paderborn gab es 1977 zwei große: die Stadt wurde 1.200 Jahre alt, und die Nixdorf Computer AG (NCAG) beging das silberne Jubiläum. Am 1. Juli 1952 startete Heinz Nixdorf in Essen seine erste Firma, das Labor für Impulstechnik. Sie ging 1968 in seinem zweiten Unternehmen auf, der NCAG. Das Motto der Festlichkeiten scherte sich nicht um solche Details, es lautete schlicht und einfach „Nixdorf Computer – 25 Jahre Zukunft“.
Insgesamt richtete die Firma vier Veranstaltungen aus, zwei in Paderborn, eine in Köln und eine in Berlin. Die erste fand am 30. Juni 1977 in der Zentrale an der Fürstenallee statt. Es kamen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung, angeführt vom Paderborner Bürgermeister Herbert Schwiete. Neben Heinz Nixdorf traten unter anderem Volker Hauff von der SPD und der CDU-Politiker Rainer Barzel ans Rednerpult. Er repräsentierte Paderborn im Bundestag, Volker Hauff war parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Technologie.
In seinem Vortrag lobte Hauff das gerade laufende DV-Programm der Regierung, das auch mittelgroße und kleinere Computer sowie die Datenfernverarbeitung berücksichtigte. Seine Bemerkungen zur Dezentralisierung hörte Heinz Nixdorf sicher gerne. Rosarot malte Hauff den Einsatz der Bundespost für neue Formen der Daten- und Textkommunikation. Dabei erlebte Nixdorf später im Jahr aber eine schmerzliche Niederlage. Im Oktober 1977 wies das Bundesverfassungsgericht seine Beschwerde gegen die Digitalpolitik der Post zurück.
Am 30. Juni herrschte jedoch eine fröhliche Stimmung in der NCAG-Hauptverwaltung und auf der Wiese dahinter. Richtig gefeiert wurde am Folgetag in der gerade fertiggestellten Nixdorf-Produktionshalle. Sie bot genügend Platz für viertausend Mitarbeiter sowie Ehefrauen und Ehemänner. Die Theke war hundert Meter lang; neben dem Ochsen am Spieß floss das Bier in Strömen aus einem Dreitausend-Liter-Fass. Das Musikangebot reichte vom Fanfarenkorps Düsseldorf-Oberkassel bis zum Stargast Roberto Blanco.
Das dritte Fest gab es dann in Köln, wo auch die Bläck Fööss auftraten. In Köln fand Heinz Nixdorf in den 1950er-Jahren einen wichtigen Kunden in Gestalt der Exacta Büromaschinen GmbH. Für ihre Buchungsautomaten baute er elektronische Recheneinheiten. Außerdem führte ihn der Kontakt zum nächsten Großkunden, der französischen Firma Bull. Für sie schuf das Labor für Impulstechnik einen Elektronensaldierer. In den 1970er-Jahren besaß die NCAG in Köln eine Fertigungsstätte. Den Abschluss der 25-Jahr-Feiern bildete im November ein Event in Berlin, wahrscheinlich im Nixdorf-Werk in Kreuzberg.
Das Jubiläum, das 1977 in Paderborn begangen wurde, nimmt einen besonderen Platz in der Vorgeschichte des HNF ein. Ehemalige Angehörige der Exacta GmbH und ihres Nachfolgers, der Wanderer Werke, hatten ältere Büromaschinen vor dem Verschrotten bewahrt. Diese Geräte schenkten sie nun Heinz Nixdorf und seinem Unternehmen. Das brachte ihn auf die Idee, Hardware für ein Firmen- oder Computermuseum zu sammeln. Noch zu Lebzeiten erweiterte er den Bestand durch gezielte Aufkäufe, fachliche Beratung kam vom Kölner Büromaschinen-Experten und Technik-Auktionator Uwe Breker.
Die damals begonnene Sammlung führte 1996 zum Heinz Nixdorf MuseumsForum. Wir schließen mit den Worten des Namensgebers, die ein Presseartikel über die Paderborner Feier überliefert. An die prominenten Festgäste in seiner Firmenzentrale gewandt, sagte Nixdorf: „Es hat mir Spaß gemacht, 25 Jahre lang gegen eine übermächtige Konkurrenz mit ihnen erfolgreich zusammenzuarbeiten… Wir haben auch mitgeholfen, das Image dieser Stadt und Region zu verbessern, und wir alle dürfen sagen: Hier lohnt es sich zu leben.“
Im Eingangsbild ganz oben steht links Heinz Nixdorf. Vor ihm sitzen von rechts nach links seine Frau Renate, sein ältester Sohn Martin, seine Mutter Änne – sie war damals 75 Jahre alt – und Heinz Nixdorfs Förderer aus den ersten Jahren, der Physiker Walter Sprick, und seine Frau.