Fritze Schlaumeyers Erfindung
Geschrieben am 09.05.2016 von HNF
Am 12. Mai feiern wir den 75. Geburtstag der Z3, des ersten lauffähigen Computers von Konrad Zuse. Zur Einstimmung stellen wir ein noch älteres Werk von ihm vor, eine Bildergeschichte, die er als Schüler in Hoyerswerda schuf. Hier besuchte Zuse von 1923 bis 1928 das Realgymnasium. Die Geschichte hat bereits entfernt mit Informationstechnik zu tun.
Zwei Seelen wohnten in der Brust von Konrad Zuse. Die erste war die eines Ingenieurs und ließ ihn den Computer erfinden. Die andere war die eines Künstlers. Sie bewirkte, dass er schon als Schüler exzellent zeichnete, in der Studienzeit als Grafiker arbeitete und später Holzschnitte und Ölgemälde schuf.
Konrad Zuse wurde 1910 in Berlin geboren, wuchs im ostpreußischen Braunsberg auf und kam 1923 nach Hoyerswerda, wo sein Vater das Postamt leitete. Die Kleinstadt in der Lausitz hatte nur rund 7.000 Einwohner, doch eine fortschrittliche Schule, das Reform-Realgymnasium. Ein Klassenfoto, das um 1925 entstand, zeigt schon die Praxis der Koedukation: Die Schülerinnen sitzen hinten, die Schüler vorn. In der Mitte der zweiten Bankreihe sieht man, noch ohne Brille, den jugendlichen Konrad.
Gefördert von seinem Kunstlehrer konnte Zuse sein Zeichentalent ausleben; aus der Gymnasialzeit sind viele Karikaturen überliefert. Sie liegen heute in der Staatlichen Graphischen Sammlung München. Zwei Bildergeschichten befinden sich aber im Archiv des Deutschen Museums. Eine trägt den Titel „Fritze Schlaumeyers Erfindung“. Da sie nur sieben Blatt umfasst, wollen wir sie in voller Länge vorstellen. Unter jedem Bild steht die Transkription der Textzeilen (Konrad Zuse Internet Archive, CC BY-NC-SA 3.0).
Wir wissen nicht, ob Fritze fiktiv oder real oder gar Konrad Zuse selbst war. Vielleicht wurde die Geschichte auch von Zuses Lateinlehrer „Tithemi“ inspiriert, den er in Braunsberg kennen und fürchten lernte. Es geht jedenfalls um die Lateinstunde und das Deklamieren lateinischer Verse. Diese weisen meist das Versmaß des Hexameters auf, bei dem Vokale nach schwer zu merkenden Regeln gedehnt werden. Angezeigt wird das durch bestimmte Symbole oder Akzente über den Buchstaben.
Entstanden ist „Fritze Schlaumeyers Erfindung“ wahrscheinlich 1925 oder 1926. Die Bilder finden sich alle im internexus, wie die Römer gesagt hätten. Das Eingangsbild stammt vom Server der TU Berlin und ebenfalls vom Schüler Konrad Zuse. Und nun wünschen wir multum gaudium mit…