Happy Birthday, eBay !
Geschrieben am 04.09.2020 von HNF
Heute vor 25 Jahren, am 4. September 1995, startete die Internetseite AuctionWeb. Erstellt hatte sie der Softwareentwickler Pierre Omidyar im kalifornischen Campbell. Seine Adresse erlaubte Online-Versteigerungen; zwei Jahre später nannte sie Omidyar in eBay um. 2019 wurden dort Artikel im Wert von 90,2 Milliarden Dollar versteigert oder verkauft, womit eBay rund 10,8 Milliarden Dollar einnahm.
Im Sommer 1995 entdeckte Amerika das World Wide Web. Der sensationelle Börsengang der Browserfirma Netscape im August des Jahres zeigte, dass man im neuen Netz nicht nur stundenlang surfen, sondern auch schnell und viel Geld verdienen konnte. Helle Köpfe entwickelten digitale Businesspläne und eröffneten Internetseiten, und der eine oder andere zog sogar das große Los.
Pierre Omidyar wurde am 21. Juni 1967 als Parviz Omidyar in Paris geboren; die Eltern kamen aus dem Iran. Als der Junge sechs Jahre alt war, zog die Familie an die Ostküste der USA. Dort arbeitete der Vater in einer Universitätsklinik. Pierre wuchs in Washington auf; zwei Jahre ging er in Hawaii zur Schule, wo seine Mutter Sprachforschungen betrieb. Er saß als Teenager am Mikrocomputer; als Student der Informatik lernte er Apple-Rechner kennen und lieben. Nach dem Abschluss in Berkeley fand Omidyar schnell Arbeit im Silicon Valley.
In den frühen Neunzigern gründete er mit Geschäftspartnern ein Unternehmen für den Online-Handel; es hieß eShop. 1994 trat er in die Firma General Magic ein, die innovative Software-Techniken entwickelte. 1995 wollte Pierre Omidyar gleichfalls eine Firma für Webdienste starten. Als Name schwebte ihm Echo Bay vor. Es stellte sich heraus, dass die Bezeichnung vergeben war, und eBay wurde geboren. Die Adresse ebay.com vereinte drei normale Internet-Seiten, darunter eine zum Ebola-Virus, das damals Afrika heimsuchte.
Der erste Montag im September ist in den USA der Tag der Arbeit. Pierre Omidyar nutzte das lange Wochenende, um in seinem Wohnzimmer im kalifornischen Campbell einen neuen eBay-Zweig zu programmieren. Am 4. September 1995 wurde dann www.ebay.com/aw/ freigeschaltet. Es war eine Adresse für Online-Versteigerungen; das Kürzel „aw“ stand für AuctionWeb. Es gab bereits eine Seite namens Onsale, deren Betreiber Sachen losschlug. Das AuctionWeb führte dagegen externe Anbieter und Kaufinteressenten zusammen.
Dabei fanden stets Zweitpreisauktionen statt: Den Zuschlag erhielt am Ende der höchste Bieter, doch bezahlte er nur das zweithöchste Gebot. Das Prinzip war in den USA schon im Briefmarkenhandel bekannt; nach einem Wirtschaftsforscher heißt es auch Vickrey-Auktion. Erfunden hatte den Auktionstyp der Dichter Johann Wolfgang von Goethe. Im Unterschied zu Versteigerungen mit dem Hammer gibt es im Netz eine Zeitbeschränkung. Dramatisch wird es meist am Ende der Frist, wenn in Sekundenschnelle die letzten Gebote einlaufen.
Als Pierre Omydiar das AuctionWeb startete, war er noch Angestellter bei General Magic. Er betrachtete das Programm als Hobby; das erste angebotene Gut, ein defekter Laserpointer, stammte aus seinem Besitz. Omidyar staunte nicht schlecht, als ein Kanadier das Gerät für 14,85 Dollar erwarb. Einen Monat nach dem Start stand das Auktionsnetz unter den neuen Web-Adressen, die das amerikanische Supercomputerzentrum meldete. Am 4. Oktober 1995 finden wir es zwischen Astradyne und dem Australischen Pferde-Informationsdienst.
Das Geschäft nahm zu, was auch Pierre Omidyars Internet-Provider bemerkte. Er hob die Monatsgebühr von 30 auf 250 Dollar an. Omidyar verlangte nun einen geringen Betrag von erfolgreichen Versteigerern; gezahlt wurde freiwillig. Im März 1996 kamen so 1.000 Dollar in die Kasse, im April schon 2.500 Dollar. Im Juni 1996 brachte das Auction Web 10.000 Dollar ein. Im selben Monat wurde Omidyar über Nacht Millionär, denn Microsoft kaufte die Firma eShop, an der er noch einen substanziellen Anteil hatte.
1996 fanden im AuctionWeb 250.000 Transaktionen statt, im Januar 1997 waren es schon 2.000.000. Im gleichen Jahr erhielt der Dienst 6,7 Millionen Dollar von einer Risikokapital-Gesellschaft und einen neuen Namen: eBay. Omidyar hatte inzwischen die Leitung dem jungen Kanadier Jeffrey Skoll anvertraut. 1998 wurde Skoll von Meg Whitman abgelöst, er blieb aber Vizepräsident. Am 24. September 1998 ging eBay an die Börse. Am Abend des ersten Handelstages war Pierre Omidyar Milliardär.
Fünfzig Millionen Dollar erhielten die Eigner der Auktionsfirma Alando, als sie diese im Juni 1999 an eBay verkauften; seitdem gibt es eBay Deutschland. Die Zentrale am südlichen Stadtrand von Berlin zeigt das Eingangsbild (Foto eBay Germany). Im Jahr 2019 machte die gesamte Firma einen Umsatz von 10,8 Milliarden Dollar; der Wert der gehandelten Güter belief sich auf 90,2 Milliarden Dollar. Davon wurde der Großteil direkt verkauft; per Versteigerung wechselten nur Waren für 4,7 Milliarden den Besitzer.
Danken müssen wir eBay für den Beitrag, den das Auktionshaus zur Internetkultur leistete. Ein Beweis sind die lustigen bis total verrückten Geschäfte, die dadurch zustande kamen oder auch nicht. Die Auktion der deutschen Sprache wurde 2003 zum Glück vor dem Verkauf gestoppt. Das moderne Deutsch bereicherte eBay aber um den Spruch 3…2…1…meins!. Gründervater Pierre Omidyar lebt heute mit seiner Familie auf Hawaii und unterstützt Organisationen und Projekte zur Verbesserung der Gesellschaft.