
Heinz Nixdorf und Johannes Rau
Geschrieben am 08.04.2025 von HNF
Am 9. April begeht das HNF den 100. Geburtstag von Heinz Nixdorf mit einem Festakt. Hendrik Wüst, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Mitglied der CDU, sagte sein Kommen zu. Einer seiner Vorgänger war der SPD-Mann und spätere Bundespräsident Johannes Rau. Zwischen ihm und Nixdorf bestand eine gespannte Beziehung. Im Jahr 2000 besuchte Rau das HNF.
Von seinen 34 Arbeitsjahren verbrachte Heinz Nixdorf zwölf mit CDU-Ministerpräsidenten und 22 mit Landesvätern von der SPD. Ab dem 20. September 1978 regierte in Düsseldorf der 1931 in Wuppertal geborene Johannes Rau. Ihn hatte Nixdorf schon kurz vorher persönlich getroffen, als er Wissenschaftsminister im Kabinett des SPD-Regierungschefs Heinz Kühn war.
Wir wissen das aus einem Interview, das der Computerhersteller 1985 der Journalistin Nina Grunenberg von der ZEIT gab; man darf es wohl ein Klagelied nennen. Am Anfang steht die Begegnung mit Johannes Rau im Jahr 1978. Nixdorf führte ihn durch seine Fabrik und bat um Unterstützung gegenüber dem Bundespostminister in Bonn; der hieß Kurt Gscheidle und kam wie Rau von der SPD. Es ging vermutlich um die Digitalisierung des Telefonnetzes und den Einsatz oder Nicht-Einsatz von Nixdorf-Hardware, wir schilderten das Thema im Blog.

Johannes Rau und Heinz Nixdorf im April 1985 auf der Hannover-Messe; hinten steht Heinz Nixdorfs Kollege Klaus Luft. Man hatte sich wenig zu sagen.
Anscheinend verweigerte Johannes Rau die Hilfe. Heinz Nixdorf kritisierte ebenso seinen mangelnden Einsatz für die Anbindung Westfalens an den Luftverkehr. 1978 existierte nahe Paderborn ein Regionalflugplatz mit Starts nach Frankfurt, aber kein landeseigener Airport. Das Gespräch mit Nina Grunenberg endete jedenfalls in Resignation: „ZEIT: Hätten Sie Ratschläge an Johannes Rau zu geben, was er machen sollte, was er besser machen könnte? Nixdorf: Wir liegen so weit auseinander, daß ich keine Ratschläge geben möchte.“
Das Interview fand während der Hannover-Messe 1985 statt, zu der auch Johannes Rau fuhr. Fotos zeigen, dass er den Stand der Nixdorf Computer AG besuchte. Ein anderer Interessent war der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth. Ihn lobte Heinz Nixdorf ausdrücklich: „Das ist ein Mann, mit dem kann man etwas verabreden. Da läuft auch ein Gespräch ganz anders… Das ist wie Feuer und Wasser.“ Ein weiteres Treffen von Nixdorf und Rau gab es 1985 in Bonn bei der Nixdorf-Wanderausstellung Der gläserne Computer. Dabei entstand unser Eingangsbild.
Heinz Nixdorf starb ein Jahr später auf der CeBIT. 1987 bewarb sich Johannes Rau um die Kanzlerschaft, er verlor gegen Helmut Kohl. 1998 trat er als NRW-Ministerpräsident zurück. Von 1999 bis 2004 war er als Nachfolger von Roman Herzog Bundespräsident. Herzog sprach 1998 beim Paderborner Podium im HNF zur Erziehung im Informationszeitalter. Am 20. Oktober 2000 referierte Johannes Rau beim mittlerweile vierten Podium; sein Thema war der Glaube in der Wissensgesellschaft. Seinen Besuch in Paderborn sah er als ein Zeichen des Respektes und der dankbaren Erinnerung an den großen Heinz Nixdorf, wie er sagte.
Sein Vortrag ist hier in voller Länge nachlesbar. Den Titel können wir durchaus mit Glaube in der Internet-Gesellschaft übersetzen, denn es handelt sich um eine Analyse der heutigen medial vermittelten Welt. Johannes Rau kennt Suchmaschinen, Fake News und sinnfreie Unterhaltung, vertraut aber dem – vermutlich öffentlich-rechtlichen – Fernsehen und der Presse: „Was in den Medien berichtet wird, trifft in den meisten Fällen zu.“ Er stützt sich auf den Glauben an bestimmte Menschen und Ideen und natürlich an das Christentum.

Im Oktober 2000 im HNF: von links HNF-Geschäftsführer Norbert Ryska, Professor Ludwig Thürmer, NRW-Schulministerin Gabriele Behler, Johannes Rau und Dr. Gerhard Schmidt, Vorsitzender der Heinz Nixdorf Stiftung und der Stiftung Westfalen. Bitte das Bild anklicken! (Foto Jan Braun/HNF)
Uns gefiel am besten diese Passage: „Gegen Wissen [gemeint ist die Überflutung durch zu viel Wissen] hilft nur Bildung. Bildung bedeutet in Zukunft mehr denn je, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können. Je besser man das kann, um so leichter findet man Orientierung im Ozean des Wissens. Bildung wird in Zukunft mehr denn je heißen: Mit den Zumutungen an Wissensmöglichkeiten vernünftig umgehen zu können.“ Es ist anzunehmen, dass Rau dabei ebenso an die Bildungsarbeit von Museen dachte.
Johannes Rau starb 2006 in Berlin. Am Mittwoch, dem 9. April 2025, kommt der jetzige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, ins HNF. Es findet der Festakt zum 100. Geburtstag von Heinz Nixdorf statt, außerdem wird der neu gestaltete Bereich zur Geschichte der Nixdorf Computer AG eröffnet. Bitte beachten, dass das Haus deshalb schon um 14 Uhr schließt, bis dahin ist aber der Eintritt frei wie auch vom 10. bis 13. April.