Herzlichen Glückwunsch, Herbert W. Franke!
Geschrieben am 14.05.2017 von HNF
Schöpfer und Sammler von Computerkunst, Medien- und Höhlenforscher, Physiker und Futurologe, Verfasser und Herausgeber von Science-Fiction: Die Biographie von Herbert W. Franke sprengt die Dimensionen der normalen Welt. Am 14. Mai 1927 wurde er in Wien geboren. 1952 zog er nach Bayern um; seit langem lebt er südlich von München. Er ist immer noch aktiv.
Im Kino lief die Utopie „Metropolis“, und in New York erschien das Science-Fiction-Magazin „Amazing Stories“. Die Rechenmaschinen musste man noch kurbeln, aber in Banken und Versicherungen ratterten elektrische Lochkarten-Maschinen. Und in England und Amerika gelangen über Kabel die ersten Fernsehübertragungen.
1927 ließ sich schon hier und da die Zukunft blicken. Am 14. Mai des Jahres kam in Wien Herbert Werner Franke zur Welt, besser bekannt als Herbert W. Franke. Nach Gymnasium und Kriegsdienst studierte er in seiner Heimatstadt Physik, Mathematik, Chemie sowie Psychologie und Philosophie. 1950 promovierte er über ein Thema aus der Elektronenoptik. Nach kurzer Forschungstätigkeit in Wien zog er nach Bayern um und arbeitete von 1952 bis 1957 in der Presseabteilung von Siemens Erlangen.
Sein erstes Buch von 1956, „Wildnis unter der Erde“, schilderte Erlebnisse und Abenteuer in den Höhlen Mitteleuropas. Höhlen hat er aber auch ernsthaft erforscht. So übertrug Franke das C14-Verfahren zur Altersbestimmung auf den Kohlenstoff in Tropfsteinen. Sein nächstes Werk „Kunst und Konstuktion“ erschien 1957 und behandelte das ästhetische Potenzial der wissenschaftlichen Fotografie. Es führte 1959 zu einer Ausstellung in Wien, die online nachgestellt wurde.
Ab 1957 war Franke freiberuflich tätig. 1960 begann seine Science-Fiction-Karriere. Bei Goldmann erschien „Der grüne Komet“, eine Sammlung von Kürzest-Geschichten. Er betreute dann als Herausgeber jahrelang die Utopien des Verlages. Ältere SF-Fans kennen Goldmanns Zukunftsromane und Goldmanns WELTRAUM Taschenbücher mit ihren abstrakten Covern. Herbert W. Franke und Wolfgang Jeschke, sein Kollege beim Münchner Heyne-Verlag, schufen so die Grundlage des westdeutschen Science-Fiction-Marktes.
1961 schrieb Franke seinen ersten Zukunftsroman Das Gedankennetz. Er enthielt schon die Elemente, die viele seiner Werke kennzeichneten: Computer, virtuelle Realitäten, Menschen im Kampf gegen diktatorische Systeme und Welten hinter unserer Welt. Erwähnenswert ist die Anti-Utopie Ypsilon minus, ein kybernetisches „1984“, das im Jahr 2000 spielt. Sie wurde mit einem offenen Schluss im Technikmagazin hobby abgedruckt; die Leser sollten ein logisches Ende vorschlagen. Das komplette Buch erschien 1976.
Neben bösen Computern gibt es bei Herbert W. Franke auch gute, nämlich die, mit denen er seine Kunstwerke schuf. In den 1960er-Jahren waren das Analogrechner, ab 1970 digitale. Auf seiner Homepage unterscheidet Franke Computergrafiken, animierte Grafiken, virtuelle Skulpturen und interaktive Grafiken. Sein bekanntestes Werk dürfte der digitale Einstein sein. Von 1973 bis 1997 lehrte er Computergrafik und Computerkunst an der Universität München. 1979 wirkte er bei der Gründung des High-Tech-Festivals Ars Electronica mit.
In den 1980er-Jahren erhielt Franke dreimal die wichtigste deutsche SF-Auszeichnung, den Kurd-Laßwitz-Preis, sowie den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar. 2016 empfing er den Grandmaster Award der European Science Fiction Society. Eine komplette Bibliographie ist uns nicht bekannt, seit 2014 erscheint die 30 Bände zählende Werkausgabe der Utopien. Wikipedia bringt eine Liste der Sachbücher und YouTube Lesungen und Digitalkunst. Herbert W. Franke verfasste außerdem Hörspiele.
Zu seinem 80. Geburtstag 2007 veranstaltete die Kunsthalle Bremen eine große Ausstellung mit Computerkunst. 2010 folgte eine biographisch orientierte Sonderschau des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medientechnologie. Natürlich zeigt auch das HNF eine Auswahl seiner Grafiken. Am 30. März 2022 eröffnete im oberösterreichischen Linz die Ausstellung Visionär zu seinem 95. Geburtstag. Wir gratulieren Herbert W. Franke herzlich und wünschen ihm Gesundheit und alles Gute.
Der HNF-Ausstellungsbereich „Computerkunst – Bilder aus Bits und Bytes“ wurde 1995 in Zusammenarbeit mit Herbert W. Franke realisiert. Dazu stellten er und sein Leipziger Galerist diverse Graphiken von Protagonisten der Zunft wie Frieder Nake, Georg Nees oder Vera Molnar zur Verfügung.
Vielen Dank für die Glückwünsche zu meinem Geburtstag und für den mir gewidmeten Blog-Beitrag! Ihnen, lieber Herr Ryska, herzliche Grüße.
Herbert W. Franke