Im Zeichen des Pfaus

Geschrieben am 17.04.2025 von

Zwanzig Kilometer südlich von Paderborn unweit der Wewelsburg liegt Bad Wünnenberg-Haaren; der Ort zählt gut 2.500 Einwohnern. Dort saß in den 1980er- und 1990er-Jahren der zweite große Computerhersteller Ostwestfalens nach Nixdorf und SNI, die Peacock AG. In ihrer Glanzzeit war sie der siebtgrößte Distributor der Welt. Der Pfauen-Name hielt sich in verschiedenen Firmenverbünden bis 2011.

Manche Leser und Leserinnen erinnern sich bestimmt noch an Rechner wie Escom, Vobis oder Highscreen, die in den 1990er-Jahren florierten. Wir möchten das böse Wort vom No-name-Computer vermeiden und lieber von Handelsmarken sprechen, die plötzlich da waren und sich dann in rauen Mengen verkauften. Sie entsprangen auch dem fruchtbaren Boden von Ostwestfalen, genauer gesagt, dem Stadtteil Haaren von Bad Wünnenberg südlich von Paderborn und östlich von Büren.

Es begann aber alles an der Pader. Hier gründeten Hartmut Hellweg und Hermann Greif 1978 die Audio Impex Hifi Video Vertriebs-GmbH. Sie widmete sich dem Import und Export von Geräten der Unterhaltungselektronik. Im Dezember 1988 meldeten die beiden den Namen „Peacock Computer“ beim deutschen Patent- und Markenamt an. Im April-Heft 1989 der Zeitschrift Happy Computer finden wir eine Anzeige für den genannten Rechner, bitte zu Seite 8 gehen. Die Firma saß damals an der Friedrich-List-Straße in Paderborn.

Die Peacock-Gründer Hermann Greif (links) und Hartmut Hellweg mit ihrem Wappentier in glücklichen Tagen – bitte auf das Bild klicken! (Foto Imago)

Der volle Name des Computers lautete PEACOCK AT 286-16; in ihm steckten ein vermutlich japanischer Nachbau des Mikroprozessors Intel 80286 und eine monochrome Grafikkarte. Das Betriebssystem war MS-DOS. Der Arbeitsspeicher fasste ein Megabyte, daneben gab es ein Diskettenlaufwerk mit 1,2 Megabyte. Nachrüsten ließen sich kleinere Floppy-Laufwerke und Festplatten. Der Monitor erinnerte an den IBM PS/2 von 1987, der Rest des Geräts wies aber eine neue Linienführung auf, die ihm gleich eine Design-Auszeichnung einbrachte.

Einen Verkaufspreis verriet die Anzeige im April 1989 nicht, doch wenig später nannte eine andere einen Balzpreis – wir sind im Land der Pfauen – von 2.799 DM für ein komplettes Peacock-System aus Computer, Monitor, Drucker und Büro-Software. Der Hersteller residierte inzwischen in der Industriestraße von Wünnenberg-Haaren, und von nun an ging’s bergauf. 1991 schuf er ein intelligentes Kassensystem, 1993 bot er neben den höherwertigen Profi-Rechnern einen Mini-Tower namens Take an, der schon für 1.600 DM zu haben war.

Das erste Peacock-Modell von 1989

Das ist ein Bericht über die Peacock-Angebote von der CeBIT 1994 und das ein Werbespot. Im Geschäftsjahr 1994/95 machte die Peacock AG einen Umsatz von 1,4 Milliarden DM und rückte auf Platz sieben unter allen Computerlieferanten. In Europa belegte sie den vierten Platz hinter der Münchner Computer 2000 AG. Damals beschäftigte sie 720 Mitarbeiter, von denen 180 Telefonverkäufer waren. Daneben gab es 250 Produktentwickler. Für die späten 1990er-Jahre peilte das Unternehmen einen Umsatz von sechs bis acht Milliarden DM an.

Daraus wurde aber nichts. Im Geschäftsjahr 1995/96 geriet Peacock in die roten Zahlen und überlebte nur mit einer Landesbürgschaft von 30 Millionen DM. Die Belegschaft sank auf 550 Köpfe. Im Mai 1997 erwarb das zur Vobis-Gruppe gehörende Handelshaus Maxdata das westfälische Unternehmen. Anfang 1999 reichte Maxdata es an die Actebis Holding weiter, eine Tochter des Otto-Versands. Actebis startete 1996 wie Peacock in Paderborn und zog später nach Soest. Im Jahr 2004 fusionierten Actebis und Peacock zu Actebis Peacock.

Peacock-Laptop „Voyager“ wohl aus den späten Neunzigern

2007 landete dieses Unternehmen bei einer ominösen Firma Arques Industries und hielt sich bis ins Jahr 2011. Die letzte Spur von Peacock war eine Lagerhalle mit Bürogebäude in Bad Wünnenberg, Ortsteil Haaren, die 2024 dicht machte. Hier arbeiteten 140 Menschen für die Also Deutschland GmbH. Es folgt noch ein minimalistischer Peacock-Werbefilm, der in den 1990er-Jahren entstand und neben vielen Pfauen-Spuren auch den einen oder anderen Computer zeigt. Zum Schluss wünschen wir unseren Lesern und Leserinnen alles Gute für die Ostertage und melden uns danach zurück.

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