Raumschiff Enterprise und seine Computer
Geschrieben am 27.05.2022 von HNF
In Amerika lief sie ab September 1966, bei uns startete „Raumschiff Enterprise“ am 27. Mai 1972. Bis zum März 1974 sendete das ZDF 39 Folgen der Zukunftsserie mit Captain Kirk, Mr. Spock und Lieutenant Uhura; das US-Original „Star Trek“ zählte 79 Teile. Uns interessiert natürlich, welche Rechner und Roboter in den Tiefen des Weltalls vorkamen.
„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
So begann die Serie Raumschiff Enterprise, die das ZDF vor fünfzig Jahren zum ersten Mal ausstrahlte. Das Original „Star Trek“ erlebte seine Premiere schon am 6. September 1966 in Kanada und zwei Tage später in den Vereinigten Staaten. Der deutsche Eröffnungsfilm Morgen ist gestern war eigentlich Episode 19 der US-Serie, was das ZDF aber nicht störte. Der Sender kaufte 39 der 79 Folgen, sie liefen im Vorabendprogramm vom 27. Mai bis zum 4. Dezember 1972 und in einem zweiten Staffel von Oktober 1973 bis März 1974.
Im Raumschiff agierten Captain James T. Kirk, Bordarzt „Pille“ McCoy, Ingenieur „Scotty“ Scott, Navigator Chekov und Steuermann Sulu, außerdem die Kommunikationsexpertin Uhura und Wissenschaftsoffizier Mr. Spock. Er war ein halber Außerirdischer, ein Logik-Fan und erkennbar an den spitzen Ohren und dem Spruch „Faszinierend“. An technischen Innovationen bescherte uns die Serie das Beamen, den Phaser – eine Laserpistole – und den Communicator, eine Art Handy. Daneben gab es noch den tragbaren Tricorder.
Der Bordcomputer der Enterprise blieb unsichtbar, er machte sich aber stimmlich und über Monitore bemerkbar. Die erste Serien-Folge zur Rechentechnik war Kirk unter Anklage vom 2. Juni 1972. Darin steht der Captain unter dem Verdacht, ein Besatzungsmitglied in den Tod geschickt zu haben. Wir treffen im Film ein Terminal, Speicherelemente, die an Dreieinhalb-Zoll-Floppys erinnern, und einen automatischen Gerichtsschreiber. Darüber hinaus erfahren wir, dass Mr. Spock ein Schachprogramm erstellen und ein Computer irren kann. Das ist die Original-Folge Court-Martial.
Ich heiße Nomad führte am 1. Juli 1972 einen Roboter ein; der US-Titel The Changeling spielte auf das alte Märchen vom Wechselbalg an. Nomad schwebt durch die Korridore der Enterprise; er ist einfach gebaut, aber gefährlich. Er war einst eine Raumsonde, die im All Leben suchte. Er kollidierte mit einem Meteoriten sowie mit einer außerirdischen Sonde, die Gesteine sterilisierte. Nomad erholte sich, kombinierte beide Programme und wurde zum Killer. Captain Kirk überlistet ihn mit der Herbeiführung eines logischen Widerspruchs.
Am 15. Juli 1972 zeigte das ZDF Computer M5, im Original The Ultimate Computer. Dieser wird in der Enterprise installiert und macht die Crew arbeitslos. Seine Fähigkeiten basieren auf einem künstlichen Bewusstsein. Weniger schön ist, dass er das Kommando ergreift und mit Gewalt sein Abschalten verhindert. Damit nahm das Drehbuch den Computer HAL aus dem Science-Fiction-Klassiker „2001“ vorweg, der kurz nach der Erstsendung der Folge in die Kinos kam. Captain Kirk besiegt M5 ähnlich wie Nomad durch eine Logik-Falle.
Nach Computern und einem Roboter traten am 26. August 1972 die künstlichen Menschen auf. Der dressierte Herrscher, im Original „I, Mudd“, zählte zu den lustigen Episoden der Serie. Harry Mudd dirigiert eine Schar Androiden, darunter den fiesen Norman. Er bringt die Enterprise samt Besatzung zu Mudds Planeten; die künstlichen möchten nun mit ihr zu den echten Menschen fliegen und sie kontrollieren. Captain Kirk inszeniert eine Komödie und legt Norman mit dem Lügner-Paradox aufs Kreuz, so dass die Gehirnzellen rauchen.
Das ZDF verzichtete auf die Star Trek-Folge „A Taste of Armageddon“; sie wurde Ende 1987 im Privatfernsehen als Krieg der Computer ausgestrahlt. Ähnlich erging es „The Devil in the Dark“ mit dem Silizium-Wesen Horta; die deutsche Version Horta rettet ihre Kinder war bei uns im Januar 1988 zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt lief in den USA die neue Raumschiff-Enterprise-Serie Das nächste Jahrhundert. Ihr verdanken wir den Androiden Data sowie die teils organischen und teils technischen Borg.
Soweit der Ausflug in die unendlichen Weiten der Informatik. Wir schließen mit der echten Enterprise. Das gleichnamige Space Shuttle startete aber niemals ins All, es absolvierte nur Lande-Tests. Das Bild unten wurde beim Roll-out am 17. September 1976 geknipst. Links steht NASA-Chef James Fletcher und neben ihm die alte Crew mit Ausnahme von Captain Kirk. Der Herr im braunen Anzug ist der Star-Trek-Produzent Gene Roddenberry. Am rechten Bildrand erkennt man im Hintergrund den deutschstämmigen NASA-Manager Jesco von Puttkamer. Bitte auf das Foto klicken, dann wird alles größer und schöner.