
Schnelle Antwort schwarz auf weiss
Geschrieben am 29.07.2025 von HNF
Vor 25 Jahren erhielt die japanische Firma Denso ein europäisches Patent mit dem Titel „Verfahren und Vorrichtung zum Lesen eines optischen zweidimensionalen Kodes“. Die Haupterfinder waren Masahiro Hara und Takayuki Nagaya. Das Patent beschrieb eine grafische Darstellung von Daten, den QR-Code. Das Kürzel QR steht für den englischen Ausdruck „Quick Response“, zu Deutsch schnelle Antwort.
Der SPIEGEL oder sein Online-Ableger bemerkte die Technik zuerst, er brachte aber einiges durcheinander. Foto-Handys lesen Strichcodes lautete die Überschrift des Artikels vom 30. September 2007; ein Bild zeigte das lineare Schwarz-Weiß-Muster. Der Text machte jedoch deutlich, dass etwas anderes gemeint war, nämlich der neue QR-Code.
Das Magazin stellte ihn damals als eine amerikanische Schöpfung hin. In einem Beitrag am 15. April 2008 verbesserte sich der SPIEGEL und nannte den tatsächlichen Urheber, die Firma Denso aus Kariya, einem Vorort der japanischen Millionenstadt Nagoya. Schon im Oktober 2007 zeigte die deutsche Kulturzeitschrift Spex eine QR-Grafik auf dem Cover und dazu die Frage: „Was sagt uns dieser Code?“ Der nachfolgende Beitrag im Heft lieferte die Antwort: Er drückte das Wort „Erkenntnisschnittstelle“ aus.

Masahiro Hara (Foto The Japan Academy CC BY 4.0)
Der QR-Code – da lag der SPIEGEL richtig – ging aus dem in den USA entwickelten Strichcode hervor. Die uns vertraute Form wurde zuerst 1974 in einem Supermarkt im US-Bundesstaat Ohio benutzt, wir schilderten es im Blog. Sie verbreitete sich ebenso in Japan. Strichcodes kennzeichneten nicht nur Waren für Konsumenten , sondern auch Teile für die Industrie. Ihr Umfang war allerdings beschränkt; manchmal musste man mehrere Codes kombinieren, um bestimmte Informationen zu übermitteln.
In den frühen 1990er-Jahren dachte der Ingenieur Masahiro Hara über eine Erweiterung nach. Er wurde 1957 in Tokio geboren und ging gleich nach dem Studium zu Denso, eine Tochterfirma von Toyota. So erfuhr Hara vom Problem der Strichmuster. Er befasste sich seit den 1980er-Jahren mit der Barcode-Technik und erhielt dafür einige Patente. Durch das Brettspiel Go soll er auf den neuen Code gekommen sein; er wühlte sich außerdem durch die Fachliteratur und stieß auf zweidimensionale Codes aus den USA.
Haras QR-Code erhielt aber viele Verbesserungen, vor allem bei der Datenerkennung; die Abkürzung QR für „Quick Response“, zu Deutsch „schnelle Antwort“, nimmt darauf Bezug. Der Anblick einer Hochhaus-Fassade führte ihn zu einem wichtigen Element seiner Erfindung, den gleichartigen Symbolen in den drei Ecken, aus denen die Orientierung der Code-Grafik folgt. Unverzichtbar war für Hara ein Algorithmus für die Fehlerkorrektur; diesen steuerte sein Denso-Kollege Takayuki Nagaya bei.
Am 14. März 1994 meldete Masahiro Hara für sich und sein Team ein japanisches Patent an, am 10. März 1995 reichte er den Code beim Europäischen Patentamt in München ein. Am 26. Juli 2000 genehmigte es das „Verfahren und [die] Vorrichtung zum Lesen eines optischen zweidimensionalen Kodes“; das ist die deutsche Version der Patentanmeldung. Der Inhaber des Patents war die Firma Denso; sie verlangte aber keine Nutzungsgebühren. Inzwischen müsste EP 672.994 abgelaufen sein.
Während beim Strichcode eine direkte Beziehung zwischen den Linien und den durch sie ausgedrückten Ziffern besteht, ist das Denzo-System wegen der Fehlerkorrektur komplexer. Wir beschränken uns auf die Aussage, dass es für QR-Codes mehrere Versionen gibt. Der chiffrierte Heinz Nixdorf aus dem Eingangsbild hat Größe 3 und eine Breite von 29 Pixeln. Weitere Details liefern die englische und die deutsche Wikipedia sowie ein Artikel der American Mathematical Society. Die Grundlagen des Codes werden hier und hier erläutert.
Das ist die Seite der Erfinderfirma Denso Wave, die heute eine Tochter von Denso bildet. Der QR-Code zu Heinz Nixdorf befindet sich im ersten Obergeschoss des HNF an seinem Kabinett in der Galerie der Pioniere auf dem Fußboden. Eine Übersicht über das chiffrierte Angebot vom MuseumsForum steht hier. Zum Schluss eine Information für Bahnfahrer: Die Pixelbilder auf den Fahrscheinen sind keine QR-, sondern Azteken-Codes.