Sharp PC – die Taschencomputer kommen
Geschrieben am 08.02.2022 von HNF
1980 gab es schon kleine Computer wie den Sinclair ZX80. Sie waren aber stationär, da sie mit dem Fernseher verbunden werden mussten. Im Juni des Jahres brachte die japanische Firma Sharp die tragbaren Taschencomputer PC-1210 und PC-1211 auf den Markt. Sie ließen sich mit BASIC programmieren und zeigten die Resultate in einem einzeiligen Display an.
Am 15. September 1912 gründete der achtzehnjährige Tokuji Hayakawa einen Betrieb für Metallwaren in Tokio; das erste Produkt war eine Gürtelschnalle ohne Löcher. 1915 erfand er einen mechanischen Bleistift; das immer scharfe Schreibgerät führte zum Markennamen Sharp. Nach dem Tokioter Erdbeben von 1923 unternahm Hayakawa einen Neustart in Osaka. Dort fertigte er ab 1925 Radios; nach dem Zweiten Weltkrieg folgten Fernseher und Haushaltsgeräte. 1964 lag der Sharp CS-10A Compet vor, ein Tischrechner mit Transistoren.
1969 erschien der Sharp QT-8D micro Compet mit integrierten Schaltungen, 1970 nannte sich auch der Hersteller Hayakawa in Sharp Corporation um. Ein Jahr später trat die Firma mit dem Bürosystem HAYAC-3000 in den Computermarkt ein. Der Sharp MZ-80K war Ende 1978 ihr erster Heimcomputer; er enthielt eine Kopie des Z80-Prozessors von Zilog. Der MZ-80K brachte einen Monitor und einen inegrierten Kassettenrekorder mit; die Tastatur erinnerte an den Commodore PET 2001. Wer BASIC-Programme schreiben wollte, musste die Sprache zunächst auf den Speicher laden.
In den 1970er-Jahren produzierte Sharp auch Taschenrechner. Der Sharp PC-1200 gehörte 1977 zu ihnen, er wurde allerdings „Pocket Computer“ genannt – deshalb die Abkürzung PC. Er speicherte 128 Programmschritte. Echte Computer waren jedoch erst der PC-1210 und der PC-1211; sie kamen im Juni 1980 in den japanischen Handel. Bundesdeutsche Interessenten konnten sie im Herbst 1980 erwerben. Der PC-1210 kostete im Versandhaus Quelle 328 DM, der parallel verkaufte PC-1211 war wegen des größeren Speichers etwas teurer.
Im Unterschied zum PC-1200 besaßen die Rechner QWERTY-Tastaturen, und sie verstanden einen BASIC-Dialekt. Ebenso waren sie als Taschenrechner verwendbar. In jedem Modell steckten zwei Vier-Bit-Prozessoren. Der PC-1210 stellte 400 Byte für Programme und für Eingabedaten zu Verfügung, der PC-1211 hatte einen nutzbaren Speicher von 1,4 Kilobyte. Das einzeilige Display umfasste 24 Stellen mit jeweils fünf mal sieben Pixeln. An die Rechner ließen sich ein Kassettenrekorder sowie ein kleiner Drucker anschließen.
Aus dem PC-1210 und dem PC-1211 erwuchs eine kleine Computerfamilie. Ein direkter Nachfahre war der Sharp PC-1212; er glich dem Modell 1211, enthielt aber ein Display mit grauem statt grünem Hintergrund. Ende 1981 erschien der vom Design leicht veränderte PC-1500, der mit einem Acht-Bit-Chip rechnete. 1982 brachte Sharp den PC-1251 heraus. Er war vier Zentimeter kürzer als die ersten PC-Versionen, die 17,5 Zentimeter maßen; seine winzigen Tasten erforderten einiges Training. Der Speicher bot immerhin vier Kilobyte an.
Die Modelle PC-1245 und PC-1246 waren ebenfalls nur 13,5 Zentimeter lang. Die Ausgabe-Fenster zählten jetzt sechzehn Stellen, und im PC-1246 saß ein einziger Vier-Bit-Prozessor. Danach stellte Sharp weitere Typen vor wie den grafikfähigen PC-1350 oder den PC-1280 mit zweizeiligem Aufklapp-Display. Eine Liste aller Taschencomputer aus Osaka liefert die Seite sharppocketcomputers. Die Modelle 1211, 1500, 1251 und 1246 verkaufte die US-Firma Tandy in Lizenz; ihre Bezeichnungen dafür lauteten PC-1, PC-2, PC-3 und PC-8.
Sharp schuf mit dem Taschencomputer eine neue Kategorie, an der sich andere Hersteller beteiligten. Zu nennen ist etwa Casio in Tokio. International leiteten die kleinen Rechner die Evolution zu Notebooks und Laptops ein. Die Displays vergrößerten sich und führten zu der Bauweise mit hochklappbarem Monitor. Der letzte Sharp-Taschencomputer PC-G850V kam 2001 heraus; hier ist ein Video zu ihm. Tokuji Hayakawa starb 1980; seine Firma machte nach dem 100. Geburtstag im Jahr 2012 einige Krisen durch, doch es gibt sie noch.