Sinclair QL – der Anfang vom Ende
Geschrieben am 16.07.2024 von HNF
„Quantum Leap“ bezeichnet im Englischen einen gewaltigen Sprung oder Fortschritt, eben einen Quantensprung. Quantum Leap oder QL hieß auch ein Computer der englischen Firma Sinclair. Er wurde Anfang 1984 angekündigt, doch erst ab Juli in kompletter Form geliefert. Sein schleppender Verkauf leitete den Niedergang des Herstellers ein; im April 1986 verließ er den Computermarkt.
Anfang 1984 sah die Zukunft der Sinclair Research Ltd. rosig aus. Die kleinen preiswerten Acht-Bit-Modelle ZX80, ZX81 und ZX Spectrum hatte das englische Unternehmen zum größten Heimcomputer-Hersteller in Europa gemacht. Die Gesamtzahl der produzierten Rechner lag bei mehreren Millionen, Tausende von Spielen wurden für sie verfasst. Der Erfolg brachte Firmengründer Clive Sinclair 1983 den Ritterschlag ein.
Sir Clive wollte nun heraus aus die Heimcomputer-Liga, er dachte an ein ganz neues System für Büroanwendungen sowie für Schulen und Universitäten. Es trug den Namen Quantum Leap, zu Deutsch Quantensprung. Das Wort stammt aus der Atomphysik, bezeichnet aber auch einen großen Fortschritt in der Technik. Der Sinclair QL, wie er kurz genannt wurde, nahm Abschied vom Z80-Chip von Zilog und nutzte statt dessen den Prozessor 68008 der Firma Motorola. Er arbeitete in der 32-Bit-Welt; der mit ihm verwandte Motorola 68000 steckte im Apple Macintosh.
Bekanntgemacht wurde der Quantum Leap am 12. Januar 1984 in London, das sind Bilder von der Pressekonferenz. Die deutsche Präsentation erfolgte am 14. Februar in München. Wie bei den Vorläufern saßen die Chips unter der Tastatur, die aber zwei- bis dreimal länger war. Der Arbeitsspeicher fasste 128 Kilobyte, zur Software gehörten die Sprache SuperBASIC und vier Büroprogramme des Zulieferers Psion. Bei der Bildschirmauflösung nannte Sinclair 512 mal 256 Pixel mit vier Farben und 256 mal 256 Pixel mit acht. Kosten sollte ein Rechner 399 englische Pfund oder knapp zweitausend DM in der Bundesrepublik.
Was die Presse nicht erfuhr: Der Sinclair QL war längst nicht fertig. Die ersten Modelle gingen Ende April an die Kunden. Sie hatten ein „Dongle“ an der Oberkante, einen Stecker, der einen Festwertspeicher für sechzehn Kilobyte trug. Er wurde benötigt, um das komplette Betriebssystem und SuperBASIC aufzunehmen; die im Rechner vorhandenen Speicherchips mit 32 Kilobyte reichten dafür nicht aus. Deutsche Besprechungen des Sinclair QL finden sich hier und hier, eine tatsächlich ausgelieferte Maschine untersuchte im Juni 1984 die englische Fachzeitschrift Your Computer.
Auch als im Sommer 1984 QL-Versionen ohne „Dongles“ herauskamen, hörten die Probleme nicht auf. Als Achillesferse erwies sich der Microdrive, eine winzige Magnetbandkassette mit einer Kapazität von etwa hundert Kilobyte. Sie wurden ursprünglich für den ZX Spectrum entwickelt, hier steht mehr zur Technologie. Der QL besaß zwei Plätze für Microdrives, sie dienten als Massenspeicher. Die Mechanik war jedoch lange Zeit unzuverlässig, und die Inhalte ließen sich nicht kopieren, was Spieleentwickler abschreckte.
Die Nachteile sprachen sich herum, außerdem erschienen starke Konkurrenten wie der Atari ST und der Commodore Amiga. Kurz, der Sinclair QL fiel am Markt durch. 1985 funktionierten die Microdrives, auch weil die Fertigung inzwischen in Korea stattfand, der Computer ließ sich aber nicht mehr retten. Im April 1986 verkaufte Clive Sinclair seine Namensrechte und Lagerbestände an den neuen Star der englischen Computerindustrie, Alan Sugar. Der führte die Spectrum-Serie weiter, die Fertigung des Quantum Leap wurde sofort beendet. Alles in allem entstanden von ihm 140.000 bis 150.000 Stück.
Ein Exemplar gelangte, siehe Eingangsbild, ins HNF. Hier geht es zu einem historischen Rückblick auf den Rechner, Erinnerungen in deutscher Sprache verfassten Jürgen Malberg, Georg Basse und Urs König. Er betreibt zudem eine Fan-Seite, eine ältere ist Planet Sinclair. Nicht vergessen sei der prominenteste QL-User, der Linux-Erfinder Linus Torvalds. Sir Clive Sinclair starb 2021 mit 81 Jahren in London, das schönste Denkmal für ihn schuf 2009 die BBC mit dem Fernsehspiel Micro Men. Mit einem Quantensprung kann man ihn noch einmal hier erleben.
FYI : Ein Quantensprung ist der kleinstmögliche . . . . .