Sharp MZ-80K – acht Bit aus Fernost

Geschrieben am 13.08.2024 von

Im August 1979 erschien der wohl erste Mikrocomputer aus Japan auf dem westdeutschen Markt. Der MZ-80K kam vom Hersteller Sharp in Osaka und kostete bei uns rund 2.000 DM. Das Design erinnerte an den Commodore PET, der Prozessor im Inneren basierte auf dem Z80 von Zilog. Der MZ-80K war ein Erfolg; Sharp verkaufte 100.000 Stück.

Vor 45 Jahren rückten die kleinen Rechner an, „Zwerge im Vormarsch“ sah der SPIEGEL. Die Bundesbürger erwarben den Apple II europlus, den Tandy TRS-80 und den PET 2001, dazu den KISS aus Karlsruhe und den Alpha 1 aus Berlin. Auch Siemens in München folgte mit dem PC 100 „dem Trend der sogenannten Heimcomputer“, wie die Computerwoche schrieb. Die Verkaufszahlen waren noch bescheiden und erreichten im März 1979 erst 7.000 Stück.

Quadratisch, praktisch, blau: Tastatur des MZ-80K mit normalen und mit grafischen Zeichen

In jenem Jahr kam ein Neuzugang aus dem japanischen Osaka. Hersteller Sharp machte sich einen Namen durch kleine elektronische Tischrechner und Taschenrechner. 1978 bot er den Lerncomputer MZ-40K an, der aber nur wenige Funktionen besaß. Im Dezember folgte in Japan das Modell MZ-80K als Baukasten, im August 1979 erreichte es fertig montiert die Bundesrepublik. Es war ein echter Heimcomputer mit einer Kopie des Acht-Bit-Prozessors Z80 von Zilog und Speicherchips für 20 Kilobyte oder mehr. Davon benötigte die Sprache BASIC allerdings schon 14 Kilobyte.

Eingebaut waren ein Lautsprecher, ein Kassetten-Laufwerk und ein monochromer Monitor. Beim Design ließen sich die Sharp-Ingenieure möglicherweise vom PET inspirieren, an den die Tastatur erinnerte. Der Monitor zeigte 25 Zeilen mit 40 Zeichen oder 80 mal 50 Pixel an. Letztere erkennt man gut beim Spiel Space Invaders, das auf einer Kassette vorlag. Die BASIC-Software musste man in gleicher Weise von der Kassette hochladen, was eine Minute und 45 Sekunden dauerte.

Der Sharp MZ-80A erhielt 1982 die gewohnten Schreibmaschinen-Tasten; auch diejenigen des Kassetten-Laufwerks wurden überarbeitet.

Ab Oktober wurde der MZ-80K in England verkauft. Der Preis richtete sich nach dem Speicherplatz, der zum freien Programmieren zur Verfügung stand; er ging von 520 Pfund für sechs Kilobyte bis 740 Pfund für 34 Kilobyte. Damals entsprach ein britisches Pfund vier DM. Der Computer wurde bald billiger, das 34-Kilobyte-Modell kostete 1980 nur noch 475 Pfund. Vom westdeutschen Markt ist uns eine Preisangabe von 1.800 DM bekannt, eine andere Quelle erwähnte 2.147 DM für die Grundversion. Zum Computer gab es noch ein Laufwerk für 5,25-Zoll-Disketten und einen Drucker.

Auf der Tastatur des MZ-80K ließ sich eine Fülle von grafischen Formen eingeben, das erleichterte das Erschaffen von Spielen. Die Audio-Ausgabe war im wahrsten Sinne des Wortes eintönig, wer sich aber Mühe gab, konnte hübsche Melodien programmieren; das ist eine kleine Auswahl und das ein Artikel von 1981. Eine Sammlung von BASIC-Programmen überlebte im Internet Archive. Dort findet sich ebenso ein Buch zur Maschinensprache. Der MZ-80K eignete sich bereits für das Fachgebiet der Künstlichen Intelligenz, was ein Aufsatz über Expertensysteme aus dem Jahr 1983 beweist.

Im Frühjahr 1981 erschien der MZ 80B mit verbessertem Display und größerem Speicher. Sharp bezeichnete ihn als „Personal Computer“

Fotos zum Innenleben des Computers bringt diese Adresse, und hier geht es zu Spielen im leuchtenden Schwarzweiß. Eine Seite zur gesamten Sharp-MZ-Familie führte Karl-Heinz Mau von 1998 bis 2017. Sie enthält auch Informationen über die MZ-80K-Nachfolger MZ-80A und MZ-80B, die das HNF besitzt. Das Urmodell verwahren das Deutsche Museum in München, die Sammlung der Universität Hamburg und das Computermuseum Kiel. Letzteres zeigt in seiner Ausstellung ebenso den Vorläufer MZ-40K.

Insgesamt produzierte Sharp vom MZ-80K rund 100.000 Stück, der Rechner war also ein Erfolgsprodukt. Er war außerdem der „Vetter“ der Taschencomputer PC-1210 und PC-1211; diese können wir die Ahnen des Laptops nennen. Wer sich für die Geschichte von Sharp interessiert, findet hier eine lange Übersicht von 2012, als das Unternehmen hundert Jahre alt wurde. Firmengründer Tokuji Hayakawa (1893-1980) hat den MZ-80K noch erlebt. Seit 2016 gehört Sharp aber der Firma Foxconn aus Taiwan.

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3 Kommentare auf “Sharp MZ-80K – acht Bit aus Fernost”

  1. Karl Jaeger sagt:

    Liebes HNF, ich liebe eure Beiträge. Die in der Einleitung gemachte Vermutung „wohl erste Mikrocomputer aus Japan“ ist leider nicht korrekt, denn im gleichen Jahr 1979 erschien der NEC PC-8001 in verschiedenen Varianten in Japan und USA. Ich bin stolzer Besitzer eines PC-8001B der natürlich noch funktioniert und zuletzt 2019 auf der MS-Wissenschaft ausgestellt wurde, siehe https://archiv.ms-wissenschaft.de/2019/ausstellung/rundgang/index.html#accordion-shipplan-heading-3
    Der NEC PC hatte gegenüber dem Sharp MZ-80K einige Vorteile, wies jedoch auch viele Übereinstimmungen auf, wie den Z80 Prozessor und die Programiersprache Basic. Im Gegensatz zum Sharp war diese im ROM integriert und meldete sich direkt nach dem Booten. Eine schöne Beschreibung findet sich u.a. hier https://www.youtube.com/watch?v=i2L8GDUxxgg
    Der Massenspeicher war mit 5,25 Floppy Discs ausgestattet und damit wesentlich leisungsfähiger als beim Sharp. Nachteil war natürlich der deutlich höhere Preis vor allem bei Vollausstattung. Als Betriebssystemalternative wurde CP/M mitgeliefert mit dem Wordprocessor Benchmark, dessen Herkunft ich leider nicht kenne aber mein Arbeitsmittel 1. Wahl wurde.

    1. HNF sagt:

      Vielen Dank für den Hinweis! Kurze Anmerkung: Wir hatten vom „ersten Mikrocomputer aus Japan auf dem westdeutschen Markt“ gesprochen.

      1. Karl Jaeger sagt:

        Ooh Das habe ich wohl überlesen und ihr habt natürlich recht. Durch meine damalige Frau die beim Vertriebsbüro Düsseldorf arbeitete kam ich problemlos an den NEC PC. Deutsche Firmen hatten ebenfalls diese Möglichkeit. Die Zahl der Computer Shops war noch gering und es gab keine Anbieter für Private Interessenten. In UK sah das durch Radio Shack anders aus aber da war auch die PC Dichte schon deutlich höher. Laut Wikipedia wurde die 8000er Serie auch in Frankreich, Spanien, Italien und den Niederlanden verkauft. Nur eben nicht hier. Echte Nerds hielt das natürlich nicht ab 🙂

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