125 Jahre Hagenuk
Geschrieben am 08.10.2024 von HNF
Die Stadt Kiel beherbergte nicht nur Werften, sondern auch weltbekannte Technikfirmen wie Hell oder Anschütz. 1899 gründeten der Ingenieur Hans Neufeldt und der Kaufmann Carl Kuhnke ein Unternehmen für Elektrotechnik. Nach dem Ersten Weltkrieg baute es Radios; seit 1936 hieß es Hagenuk. Ab 1949 entstanden verschiedene Telefone. In den 1990er-Jahren setzte dann der Niedergang ein.
Wer nach „Hagenuk“ googelt, landet auch im Cyberneticzoo und bei einem roboterhaften Gebilde. Es handelt sich aber nicht um einen künstlichen Menschen, sondern um einen Panzertauchanzug, eine Art U-Boot zum Anziehen. Er zählte zu den sehr unterschiedlichen Produkten einer Firma, die am 13. Mai 1899 unter dem Namen Neufeldt & Kuhnke in Kiel gegründet wurde.
Hans Neufeldt wurde 1874 im ostpreußischen Elbing geboren; sein Vater betrieb ein Werk für Blechwaren. Dort und in anderen Firmen erlernte er die Metallverarbeitung; später studierte er Elektrotechnik an einer Ingenieurschule und der Technischen Hochschule Charlottenburg. Ab 1897 arbeitete Neufeldt auf der Kaiserlichen Werft in Kiel. Damals lernte er vermutlich Carl Kuhnke kennen – später schrieb er sich meist „Karl Kuhnke“. Er war Jahrgang 1870, Marineoffizier und Kaufmann.
Die beiden taten sich zusammen und starteten an der Kieler Jungmannstraße die nach ihnen benannte Firma. Wichtige Mitarbeiter waren die Physiker Hans Usener und Heinrich Hecht. Neufeldt & Kuhnke wirkten an der Elektrifizierung von Kiel mit, fertigten aber auch Telefone und Geräte für Schiffe. Herrmann Anschütz-Kaempfe schuf hier den Kreiselkompass. 1905 beteiligte sich das Unternehmen an der Hanseatischen Apparatebau-Gesellschaft, die Tauchtechnik entwickelte, 1911 entstand eine Firma für Unterwasser-Kommunikation.
1913 bezog Neufeldt & Kuhnke ein neues Gebäude, am Ende des Ersten Weltkriegs hatte die Firma rund 1.300 Mitarbeiter. In den 1920er-Jahren erweiterte sie die Produktpalette um Kopfhörer, Lautsprecher und Radios. Sie erhielt zudem einen neuen Eigentümer, die Essener Goldschmidt AG. 1926 wurde die Abteilung für Unterwassersignale zur Electroacustic GmbH, der späteren Elac. 1927 schieden Hans Neufeldt und Karl Kuhnke aus dem Unternehmen aus; Kuhnke starb 1938.
Zwei Jahre vorher nahm unsere Firma den Namen Hanseatische Apparatebau-Gesellschaft Neufeldt & Kuhnke GmbH an, abgekürzt Hagenuk. Im Zweiten Weltkrieg fertigte sie Minen, Bomben und Kampfstoffe. 1949 begann die Produktion des Wählfernsprechers W 49, eines klassischen Nachkriegstelefons. Hans Neufeldt erlebte es noch, er starb 1963 in Heikendorf bei Kiel. In den 1970er-Jahren lieferte Hagenuk mit anderen Herstellern Tastentelefone. 1983 folgte ein schnurloses Gerät und 1993 das Satphone SP 1600 B, das Ferngespräche über die geostationären Inmarsat-Satelliten ermöglichte.
In dem 1980er-Jahren gab es einen Kontakt zwischen der Nixdorf Computer AG und Hagenuk. Die Telekommunikationssparte der Kieler gehörte zu jener Zeit der staatlichen Salzgitter AG. Im April 1986 schlossen die beiden Firmen einen Kooperationsvertrag; er sah Lieferungen von Hagenuk-Telefonen nach Paderborn vor. Wie es weiterging, wissen wir nicht, sicher ist nur, dass die Hagenuk Telecom GmbH 1989 von der Preussag AG übernommen wurde, die sie 1995 an einen bekannten Unternehmer weiterreichte.
Hagenuk baute auch Handys. Unser Eingangsbild zeigt das MT 900 von 1992; es enthielt einen Anrufbeantworter. 1997 kam die erste Insolvenz, 1999 die zweite. Heute gibt es die Hagenuk Group in Karlsruhe, die Photovoltaik-Anlagen, Küchengeräte und ökologische Reiniger anbietet. Das alte Hagenuk-Firmengebäude ist Teil des Wissenschaftsparks Kiel.
Nun bringen wir noch eine Fotostrecke zur Hagenuk-Geschichte: Sie beginnt 1905: