Alles Gute zum Geburtstag, dpa!

Geschrieben am 16.08.2024 von

Eine Nachrichtenagentur verteilt Informationen an die Presse, an den Rundfunk und andere Abonnenten; das Geschäftsmodell wurde 1835 in Frankreich erfunden. Am 18. August 1949 schufen Zeitungsverleger in Goslar die Deutsche Presse-Agentur, kurz dpa. In der Folgezeit entwickelte sie sich zum größten Unternehmen ihrer Art im Land. Der Jahresumsatz beträgt heute mehr als 100 Millionen Euro.

„mit dem 1. september 1949 nimmt die am 18. august gegruendete deutsche presse-agentur ihren dienst auf. die nachrichten fuer presse und funk werden zum erstenmal mit der abkuerzung dpa gekennzeichnet sein. mit dem gleichen tage erloeschen die bisherigen bezeichnung dpd und dena. wir verabschieden uns von diesen zeichen und gedenken dabei der rastlosen arbeit, die nach dem zusammenbruch bis auf den heutigen tag fuer die schaffung einer unabhaengigen deutschen nachrichtengebung geleistet wurde.“

Mit dieser Mitteilung – sie ging noch weiter – begann die dpa vor 75 Jahren ihre Tätigkeit. Gegründet wurde sie am 18. August 1949 in einem Hotel in Goslar. Dort trafen sich Verleger, die die DENA und den dpd betrieben. Die Kürzel standen für Deutsche Nachrichtenagentur und Deutscher Presse-Dienst; sie bezeichneten die nach dem Krieg geschaffenen Agenturen der amerikanischen und der britischen Besatzungszone. Es waren Genossenschaften, in Goslar fusionierten sie. Kurz zuvor hatte sich die Süddeutsche Nachrichtenagentur SÜDENA aus der französischen Zone dem dpd angeschlossen.

Der Stammsitz der dpa in Hamburg-Eimsbüttel  (Foto Jenspetersen67 CC BY-SA 4.0)

Die dpa-Gründung erfolgte 100 Jahre nach dem Start des ersten deutschen Pressedienstes Wolff’s Telegraphisches Bureau in Berlin. Bernhard Wolff erlernte das Handwerk in Paris bei Charles-Louis Havas, dem Urvater des internationalen Nachrichtengeschäfts. Das W. T. B. zählte neben Havas und Reuters zu den klassischen Agenturen der Zeitungsgeschichte. Es erlebte das Kaiserreich, den Ersten Weltkrieg und die Weimarer Republik mit, 1934 wurde es zum staatlichen Deutschen Nachrichtenbüro DNB. Das Ende kam Anfang Mai 1945.

Im August 1949 beschäftigte die neue dpa 856 Personen. Formal war sie eine GmbH mit 350.000 DM Stammkapital und den Geschäftsführern Kurt Neuss und Fritz Sänger. Er war ein erfahrener Journalist und wurde Chefredakteur. Das Gebäude übernahm die dpa vom Vorgänger dpd; die Villa am Mittelweg 38 in Eimsbüttel errichtete einst der Kaufmann und königlich bayerische Generalkonsul Carl Paul Dollmann. Auch die Geräte stammten zum größten Teil vom dpd; sie gehörten ursprünglich der Funkaufklärung der Kriegsmarine.

1950 änderte sich die Struktur des Unternehmens. An die Stelle der zwei Genossenschaften traten Anteilseigner, die Verlage oder Rundfunksender sein mussten; die Höhe der Einlagen wurde beschränkt. Das gilt im Prinzip bis heute. 2023 setzte die Deutsche Presse-Agentur GmbH mit 716 Beschäftigten 104.281.000 Euro um und häufte einen Jahresüberschuss von 1,36 Millionen an. Die Zahl der Gesellschafter beträgt 172. Der dpa-Konzern – zu ihm gehört etwa der Bilderdienst picture alliance in Frankfurt – nahm knapp 166 Millionen Euro ein.

Fernschreiber 1954 im WDR: Es treffen Meldungen von mehreren Nachrichtenagenturen ein. (Foto Bundesarchiv B 145 Bild-F001349-0027/Leonhardt CC-BY-SA 3.0 DE seitl. beschnitten)

Wir kommen nun zu einer kleinen Technikgeschichte der dpa. Dabei beginnen wir in den späten 1930er-Jahren bei der holländischen Nachrichtenagentur ANP – bei der dpa ging es zunächst nicht anders zu. Im Film sehen wir Telefone, Telex-Apparate, das Kopieren mit der Kurbel und das Senden von Texten per Funk. Bei Minute 1:35 erscheint ein Hellschreiber, der von Rudolf Hell erfundene Bildfernschreiber. Hell zog nach dem Krieg von Berlin nach Kiel; seine Firma war der wohl wichtigste deutsche Hersteller von Kommunikationsgeräten. Den Fernschreiber in unserem Eingangsbild baute aber Siemens.

Das nächste Video führt uns ins Jahr 1960 und in die dpa-Zentrale. So viel hat sich in der Technik nicht geändert, doch der Reporter braust im DKW Junior zum Hafen, wo ein Schiff brennt. Der TV-Bericht von 1962 schildert die Arbeit der Presse in der Bundeshauptstadt Bonn. Hier geben sich die Journalisten die Klinke in die Hand, wenn sie in der dpa-Filiale – bitte zu Minute 2:15 gehen – die letzten Meldungen abholen. Im Film vom Februar 1968 sehen wir die Funkbild-Zentrale der dpa mit einer Batterie von Empfängern. Die Fotos kommen über Langwelle aus Vietnam und schildern die Kämpfe der Tet-Offensive.

Die Wochenschau von Anfang 1979 zeigt die dpa im Computerzeitalter. Schon 1973 wurde am Mittelweg die Elektronische Rechnergestützte Nachrichtenvermittlungs-Anlage ERNA eingeschaltet. 2024 ist die Agentur natürlich im Internet, das ist die Seite zum Jubiläum. Seit 2010 sitzt die Zentralredaktion der dpa in Berlin. Uns bleibt nur noch, zum 75. Geburtstag zu gratulieren. Das geschieht zwei Tage vor dem 18. August, doch bei Nachrichten zu wichtigen Jahrestagen eilte auch die Deutsche Presse-Agentur gerne der Zeit voraus.

Hellschreiber der Wehrmacht. Er wurde auch von Presseagenturen eingesetzt und übertrug Nachrichten über Funk oder Telefonkabel. Links unten kommt der Papierstreifen heraus.

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3 Kommentare auf “Alles Gute zum Geburtstag, dpa!”

  1. karl jaeger sagt:

    vielen Dank für die schöne Zusammenfassung und Technikgeschichte der dpa. Ca. 1990 durfte ich nach Hamburg reisen, wo die dpa bereits Stratus Rechner mit einer eigens entwickelten Software einsetzte. Der dpa Partner vwd in Frankfurt interessierte sich ebenfalls für die Lösung und ich hatte Gelegenheit diese dort zu implementieren. Vor allem die vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten der Rechner in Kombination mit der dpa Software waren entscheidend für deren Einsatz. Die Stratus Rechner wurden damals auch von IBM und Olivetti als OEM verkauft.

    1. Das ist ja hochinteressant. Ich habe während meines Mathematik und Informatikstudiums von 1969 bis 1976 in Bonn als Freelancer für Reuters gearbeitet. Terminals habe ich in der (politischen) Redaktion am Ende nur vereinzelt gesehen. Anders sah es wohl in der Wirtschaftsredaktion aus, die getrennt im Bonner Tulpenfeld residierte. Und ja das Geld verdiente ! Meine Fragen wären:
      Wie waren bei dpa die Terminals an den Zentralrechner angeschlossen ?
      Was tat die dpa-SW ?
      Was haben Sie programmiert
      Welche Sprache ?
      Kennen Sie die Reuters -Architektur ?
      Was halten Sie von dem heutigen „Fast Trading „ ?z
      Ihr Norbert Ryska

  2. Michael Hollender sagt:

    Wow, 75 Jahre dpa – das ist wirklich beeindruckend! Ihre Geschichte spiegelt so stark die Entwicklungen in der Informationswelt wider. Vom manuellen Hellschreiber bis hin zur heutigen digitalen Übermittlung – die Technologie, die sie über die Jahre eingesetzt haben, ist schon eine Reise durch die Zeit.

    Es ist spannend zu sehen, wie sich Nachrichtenagenturen an neue Technologien angepasst haben (und auch mussten), um uns kontinuierlich mit Informationen zu versorgen. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

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