Das Jahrzehnt des Kaypro

Geschrieben am 08.09.2023 von

Er war der „Portable Computer des Jahres 1983“, heute ist er fast vergessen. Der Kaypro gehörte zu den tragbaren Rechnern, die man in den Achtzigern schätzte; er stammte aus Südkalifornien. Das erste Modell, der Kaypro II, kam 1982 heraus, das letzte erschien 1987. Der Hersteller meldete 1990 Insolvenz an und war zwei Jahre später bankrott.

Man nannte sie Schlepptops, kiloschwere und im Prinzip mobile Acht- und Sechzehn-Bit-Rechner. Der erste war 1981 der Osborne 1. 1983 bot Commodore den SX-64 an; der Compaq Portable brachte den Hersteller in die Spitzengruppe der Computerbauer. Die Firma Nixdorf verkaufte ab 1984 das Modell 8810 M25, das sie aus Japan bezog. In den 1990er-Jahren wurden die Schlepp- durch die Laptops ersetzt.

Uns interessiert noch ein tragbarer Rechner aus den Achtzigern, der Kaypro. Sein Schöpfer Andrew Kay wurde 1919 als Andrew Kopischiansky im US-Bundesstaat Ohio geboren und wuchs in New Jersey auf. 1940 erhielt er das Ingenieurdiplom vom Massachusetts Institute of Technology. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Kay in Kalifornien. 1952 erfand er das digitale Voltmeter, ein Jahr später startete er in der Nähe von San Diego die Firma Non-Linear Systems, die es fertigte.

Der Kaypro II von 1982  (Foto diaper CC BY 2.0 seitlich beschnitten)

Das Unternehmen produzierte in der Folgezeit elektronische Mess- und Anzeigengeräte, die einen hervorragenden Ruf genossen. Die wichtigsten Abnehmer waren die Luftfahrt-, die Raumfahrt- und die Rüstungsindustrie. In den 1970er-Jahren ging die Nachfrage zurück, und Andrew Kay dachte über andere Produkte nach. Er begann nun mit der Entwicklung eines Acht-Bit-Computers. Da ihm das Kapital für einen völligen Neuentwurf fehlte, orientierte er sich an dem im April 1981 vorgestellten Osborne 1.

Im März 1982 fand in San Francisco die siebente West Coast Computer Faire statt. Auf der Fachmesse führte Non-Linear Systems den kantigen Kaycomp II vor. Er hatte eine separate Tastatur, der Monitor saß zwischen den Diskettenschlitzen. Das Magazin BYTE nannte ihn eine Osborne-Kopie, bemerkte aber den größeren Bildschirm mit einer Diagonalen von neun Zoll. Was der Reporter nicht ahnte: Der Computer war noch längst nicht fertig. In dem in San Francisco gezeigten Modell steckte ein Einplatinenrechner eines texanischen Herstellers.

Der Kaypro 4 des HNF gehörte einst einem Mitglied des deutschen Kaypro-Clubs.

Im Sommer 1982 erschien dann der Kaypro II, geboren in Kalifornien und erkennbar an den waagerechten Diskettenlaufwerken rechts vom Monitor. Hergestellt wurde er von der neu gegründeten Kaypro Corporation. In dem Aluminiumgehäuse lief ein Zilog-Z80-Prozessor mit einem Arbeitsspeicher von 64 Kilobyte. Der Monitor hatte Platz für 24 Zeilen mit jeweils 80 Zeichen. Das Betriebssystem war CP/M, dazu gab es mehrere Büroprogramme sowie die Programmiersprache BASIC. Der Preis betrug 1.795 Dollar; bald sank er auf 1.595 Dollar.

Kaypro konnte im ersten Verkaufsjahr 42.000 Systeme absetzen und 75 Millionen Dollar einnehmen. 1985 stieg der Jahresumsatz sogar auf 150 Millionen. Ende 1983 legte sich der Hersteller eine deutsche Vertretung zu, Anfang 1984 wurde der Kaypro II von der Fachpresse zum portablen Computer des Jahres gewählt. Er kostete bei uns 5.448 DM, für die Modelle Kaypro 4 und Kaypro 10 – sie besaßen größere Speicher – musste man 6.898 und 9.689 DM bezahlen. Der Kaypro 10 war einer der ersten Mikrocomputer mit einer Festplatte.

Der Kaypro 10 mit vertikalem Diskettenschlitz und eingebauter Festplatte (Foto Kevin Savetz CC BY 2.0 seitlich beschnitten)

1985 brachte die Kaypro Corporation zwei Rechner mit dem Betriebssystem MS-DOS heraus, außerdem zwei Desktops und einen Laptop. 1987 lag das Modell 386 mit einem Intel-80386-Chip vor. Danach ging der Umsatz immer weiter zurück, im März 1990 meldete die Firma Insolvenz an, im Juni 1992 kam das Aus. Zur Jahrtausendwende verkaufte die kalifornische Firma Premio noch einmal Geräte unter dem Namen Kaypro. Andrew Kay starb 2014, seine alte Gründung Non-Linear Systems existiert noch.

Der Kaypro gehört zu den Computern, die auch literarischen Ruhm ernteten. Vom September 1983 bis zum Februar 1984 wechselten der Schriftsteller Arthur C. Clarke und der Regisseur Peter Hyams mit Kaypros elektronische Briefe. Clarke lebte in Colombo auf Sri Lanka, Hyams in Los Angeles. Sie bereiteten den Film 2010 vor, der im Dezember 1984 in amerikanischen und im Februar 1985 in deutschen Kinos anlief. Der Mail-Austausch der beiden wurde zum Buch The Odyssey File; man kann es ohne Anmeldung im Internet Archive lesen.

Unser Eingangsbild zeigt einen Kaypro 2X, der im Jahr 1984 herauskam. Allen Kaypro-Fans können wir noch diese Seite empfehlen.

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