Ein Geburtstag für zwei
Geschrieben am 19.01.2024 von HNF
Hasso Plattner und Kim Dotcom, geboren als Kim Schmitz, sind die vielleicht bekanntesten lebenden Computer-Unternehmer aus Deutschland. Während Plattner stets auf dem Pfad der Tugend wandelte, droht Dotcom immer noch ein Strafprozess vor einem US-Gericht. Gemeinsam haben die zwei aber den Geburtstag: Am 21. Januar wird Hasso Platter achtzig und Kim Dotcom fünfzig Jahre alt.
Dass sich in einer beliebig zusammengestellten Gruppe zwei Menschen den Geburtstag teilen, passiert öfter als gedacht; die Mathematiker sprechen vom Geburtstagsparadox. Es betrifft auch Persönlichkeiten der Computerwelt. So wurde am 9. April 1925 Heinz Nixdorf geboren und am 9. April 1919 John Presper Eckert, einer der beiden Konstrukteure des ersten Elektronengehirns ENIAC. Einen anderen Fall behandelt der heutige Blog.
Am 21. Januar 1944 kam in Berlin Hasso Plattner zur Welt; der Vater, ein Augenarzt, stammte aus Hermannstadt in Siebenbürgen. Plattner besuchte das Gymnasium und machte 1963 das Abitur. Danach studierte er Nachrichtentechnik an der TH Karlsruhe. Ab 1968 arbeitete er in der Mannheimer IBM-Filiale. Am 1. April 1972 gründete er zusammen mit vier Kollegen die Firma Systemanalyse und Programmentwicklung, besser bekannt unter dem Kürzel SAP. Sie erstellte Software für den Bürobetrieb, für Buchhaltung, Materialwirtschaft, Personalwesen und Auftragsabwicklung.
SAP zählt zu den Erfolgsgeschichten der deutschen Computerbranche. 1979 betrug der Umsatz knapp zehn Millionen DM, 1986 erreichte er mehr als hundert Millionen. 1988 ging SAP an die Börse; 1993 nahm das Unternehmen über eine Milliarde DM ein. Von 1997 bis 2003 war Hasso Plattner Vorstandssprecher der Firma, ab 1998 zusammen mit Henning Kargermann. Danach übernahm er die Leitung des SAP-Aufsichtsrats. Im Mai wird er diese Tätigkeit beenden und nur noch seinen privaten, kulturellen und sozialen Interessen nachgehen.
In den 1990er-Jahren begann Hasso Plattner mit dem Regattasegeln; seine Duelle mit Larry Ellison schrieben Yachtgeschichte. Später entdeckte er die Kunst. Am 20. Januar 2017 eröffnete in Potsdam das von seiner Stiftung finanzierte Museum Barberini; die Fassaden entsprechen denen des im Krieg zerstörten Palast Barberini, der unter dem Preußenkönig Friedrich II. entstand. Neben Wechselausstellungen zeigt das Museum mehr als hundert Gemälde aus der Privatsammlung von Hasso Plattner zur französischen Kunst.
Zeitgenössischer Kunst einschließlich solcher aus der DDR widmet sich seit 2022 Plattners zweites Museum DAS MINSK. Es war einst eine Gaststätte und liegt südlich des Potsdamer Bahnhofs. In Potsdam-Babelsberg sitzt das 1998 gegründete Hasso-Plattner-Institut und erforscht vielerlei Themen aus der Informatik. Spenden in Millionenhöhe erhielten auch die Universität Mannheim, die Stanford-Universität und die Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt. Da wünschen wir dem SAP-Milliardär noch viele gesunde und freigiebige Jahre.
Spendabel gab sich auch unser zweites Geburtstagskind, Kim Dotcom. Er schenkte der neuseeländischen Millionenstadt Auckland ein 500.000 Dollar teures Feuerwerk, das die Silvesternacht 2010/11 erhellte. Dotcom lebt seit Ende 2010 im Land. Geboren wurde er am 21. Januar 1974 als Kim Schmitz in Kiel. Der Vater war Kapitän und machte der Familie das Leben schwer. Seine Frau verließ ihn und nahm Kim mit. Er hatte es nicht leicht in der Schule; als er ein Teenager war, kaufte ihm die Mutter einen Commodore C64.
Das Programmieren lernte er schnell; in den 1990er-Jahren surfte Kim Schmitz im Internet. Geld verdiente er durch Softwarehandel und Phreaking, was ein TV-Film von damals zeigt. 1994 wurde er in München festgenommen und saß zwei Monate in Untersuchungshaft. 1998 erhielt er eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. 2005 startete Kim Dotcom, wie er inzwischen hieß, in China die Internetseite megaupload.com. Dort konnten dicke Dateien getauscht werden, zum Beispiel Filme, die gerade in den Kinos anliefen.
Man kann sich denken, dass Hollywood so etwas nicht gerne sah. Anfang 2012 erhob das US-Justizministerium Anklage gegen Kim Dotcom und sechs Kollegen vor einem Gericht in Virginia; vorgeworfen wurden ihnen „Conspiracies“ – kriminelle Komplotte – und Copyright-Verstöße. Am 20. Januar 2012 stürmte eine neuseeländische Polizeitruppe, darunter auch Mitglieder einer Eliteeinheit, die Villa von Kim Dotcom und nahm ihn fest. Parallel dazu wurde die Megaupload-Seite stillgelegt. Nach einem Monat kam Dotcom gegen Kaution frei.
Im Januar 2013 schuf er den Datenspeicherdienst Mega, der noch existiert; später sagte sich Dotcom vom Unternehmen los. 2014 unterstützte er die neu gegründete Internet Party. Bei den Wahlen 2014 und 2017 ging sie unter. Heute wohnt Kim Dotcom mit seiner Familie im Süden Neuseelands in der Nähe von Queenstown. Die Gefahr, dass er eines Tages vor ein amerikanisches Gericht kommt, besteht aber noch. Zum 50. Geburtstag wünschen wir ihm, dass er seinen Frieden mit der Welt macht und ebenso dass das FBI ihn in Ruhe lässt.