Friedrich L. Bauer (1924-2015)
Geschrieben am 01.04.2015 von HNF
Am 26. März starb in seinem 91. Lebensjahr der Mathematiker und Hochschullehrer Friedrich L. Bauer Er war einer der Forscher, die nach dem 2. Weltkrieg die Bundesrepublik und speziell Bayern ins Zeitalter des Computers führten. Unter anderem baute er an der TU München die Informatik als Studienfach auf und schuf die Computerausstellung des Deutschen Museums.
Friedrich Ludwig Bauer kam am 10. Juni 1924 in Regensburg zur Welt. Er wuchs in der Nähe im kleinen Ort Thaldorf auf und besuchte das Gymnasium in München, wo er 1942 sein Abitur machte. Die anvisierte Ausbildung zum Pianisten zerschlug sich, da Bauer den Arbeitsdienst antreten und danach als Soldat an die Front musste. Er wurde in Frankreich verwundet und gefangengenommen, dann 1945 nach Hause entlassen.
An der Universität München studierte er Mathematik, Physik und Astronomie und promovierte 1952 beim Physiker Fritz Bopp. Anschließend wechselte Bauer an die Technische Hochschule und arbeitete am Bau der Programmierbaren Elektronischen Rechenanlage München PERM mit, die 1956 als dritter deutscher Röhren-Computer nach den Göttinger Maschinen G1 und G2 in Betrieb ging. Im gleichen Jahr stellte er den kleinen Relaisrechner STANISLAUS für aussagenlogische Formeln fertig.
Von 1958 an lehrte Friedrich Bauer als Professor für Angewandte Mathematik an der Universität Mainz und ab 1963 wieder an der TH (ab 1970 TU) München. 1972 erhielt er einen Lehrstuhl für Informatik und Mathematik; 1989 wurde er emeritiert. In jener Zeit erwarb er sich vielfältige Verdienste um die Einführung der Informatik als Hochschulfach, und wer sie nicht in München studierte, der kannte zumindest den „Bauer–Goos“, das weiß-gelbe Informatik-Lehrbuch aus dem Jahr 1971.
Friedrich Bauer ist neben Alan Turing und dem Australier Charles Hamblin einer der Erfinder des Stapel- oder Kellerspeichers, einer der wichtigsten Datenstrukturen, und gehörte zu den Entwicklern der wenig benutzten, aber höchst einflussreichen Programmiersprache ALGOL. Er propagierte das Software Engineering, die ingenieurmäßigen Erstellung von Programmen und Programmsystemen, und befasste sich darüber hinaus mit Kryptologie und Computergeschichte.
In den 1980er Jahren konzipierte und betextete Bauer für das Deutsche Museum die neue Abteilung Informatik und Automatik sowie die Nachbarbereiche für Mikroelektronik und für unterhaltsame Mathematik. In Zusammenarbeit mit dem Heinz Nixdorf MuseumsForum entstand 2007 seine „Kurze Geschichte des Informatik“. Im Internet finden sich noch schöne Fotos zu seinem letzten runden Geburtstag im vorigen Jahr.
Eingangsbild: CC BY-SA 3.0