Happy Birthday, Windows XP!
Geschrieben am 26.10.2021 von HNF
Yes you can! Vor 20 Jahren stellte Bill Gates in New York das neue Betriebssystem seiner Firma vor. Eine 200 Millionen Dollar teure Werbekampagne informierte über Windows XP. Es benötigte einen Arbeitsspeicher von 64 Megabyte und anderthalb Gigabyte Raum auf der Festplatte. Microsoft beendete 2014 die Pflege der Software, doch hat sie noch viele User.
1995 kreischten die Gitarren der Rolling Stones, als zu den Klängen von Start Me Up Windows 95 in den Handel kam. Sechs Jahre später, am 25. Oktober 2001, brachte Microsoft das Betriebssystem Windows XP heraus. Die Werbung wurde ebenfalls mit Musik begleitet. Der Ray of Light der Sängerin Madonna ließ brave Bürger über Wald und Feld und durch Großraumbüros schweben. Oder wie es der zugehörige Slogan ausdrückte: „Yes you can“ – das schaffen Sie!
Etwas ernster lief die offizielle Einführung ab. Bill Gates stellte die Software ganz bewusst in New York vor, wo sich im Monat zuvor der fürchterliche Terroranschlag ereignet hatte. Bei Minute 46:00 des Videos trat er gemeinsam mit Bürgermeister Rudy Giuliani auf die Bühne; die beiden erhielten reichlich Applaus. Anschließend hielt der Microsoft-Chef seinen Vortrag. Am Nachmittag löste sich die Spannung in einer Launch Party in Manhattan mit Bill Gates und dem Popstar Sting.
Die europäische Präsentation übernahm Microsoft-Vorstand Steve Ballmer; er sprach in London und München. Die deutsche Abteilung des Unternehmens saß damals noch in Unterschleißheim; 2016 zog sie in die bayerische Hauptstadt. Einen Tag nach dem XP-Start fand auf dem Münchner Messegelände eine Microsoft-Schau statt, bei der sich 4.000 Nutzer und Interessenten trafen. Einen Eindruck der Events vermittelt die ComputerShow des Senders 3sat gleich zu Beginn. Hier geht es zum entsprechenden Bericht der BBC.
Was erhielten die Käufer von Windows XP für ihr Geld? Vielleicht wirklich, wie Bill Gates sagte, das beste Betriebssystem, das Microsoft bis dahin gebaut hatte. Es entsprang der NT-Serie, die 1993 mit Windows NT 3.1 den Anfang nahm; der Vorläufer war Windows 2000. Damit war die Software relativ stabil. Sie übernahm auch Teile des Betriebssystem Windows Me, dessen Ahnenreihe bis auf das alte MS-DOS zurückging. Windows XP wurde in den Versionen Home und Professional verkauft; der Preis lag bei 199 und 299 Dollar. Wer nur ein Upgrade vornahm, zahlte hundert Dollar weniger.
Windows XP belegte auf der Festplatte anderthalb Gigabyte. Die Heimversion brauchte einen Arbeitsspeicher von 64 Megabyte; Microsoft empfahl das Doppelte. Die Profi-Edition lief mit einem Speicher von 256 Megabyte. Das Betriebssystem war voll internettauglich; als Browser enthielt es natürlich den Internet Explorer. Darüber hinaus bot es Funktionen für Fotos, Filme und Töne an. Weniger schön war die Produktaktivierung, eine Freischaltung durch Microsoft, angeblich zum Zwecke des Kopierschutzes.
Windows XP startete vor zwanzig Jahren während einer Rezession im Computermarkt. Es entwickelte sich zu einem Best- und Dauerseller. Als Microsoft 2014 die Programmpflege einstellte, blickte die Firma auf eine Milliarde verkaufter Systeme zurück. Heute steckt es noch in einem von hundert Computern in der Welt. Windows XP läuft nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern ebenso in Geldautomaten, Buchungsterminals, Packstationen und Industrieanlagen. Es arbeitet auch für die Aufzüge des Flughafens Berlin Brandenburg.
Von allen Betriebssystemen ist Windows XP das musikalischste. Der englische Dirigent Rainer Hersch verwandelte seine Töne in einen Walzer; ein anderer Arrangeur machte aus der Fehlermeldung einen Rhythm-&-Blues-Clip. Die Installationsmusik von Stan LePard ist im Original, einer einstündigen und einer fünfstündigen Fassung abrufbar. Kultstatus genießt das Windows-XP-Titelbild Bliss, zu Deutsch Wonne oder Glück. Die Aufnahme mit Himmel und Hügel ist das angeblich am häufigsten angeschaute Foto aller Zeiten.
Unsere Software lebt in Form ihrer Nachkommen bis heute fort. Damit meinen wir Windows Vista, die Versionen 7, 8 und 10 sowie das neueste Betriebssystem mit Nummer 11. Es ist seit dem 5. Oktober erhältlich und benötigt 4 Gigabyte im Arbeitsspeicher und 64 Gigabyte auf der Festplatte. Laut Werbung bringt es uns dem näher, was wir lieben. Selbstverständlich gibt es zu Windows 11 wieder ein Liedchen: All Starts Now kommt von der amerikanischen Sängerin und Geigerin Odessa.