Happy Birthday, Woz !
Geschrieben am 11.08.2015 von HNF
Am 11. August 1950 wurde in der kalifornischen Stadt San Jose Stephen Gary Wozniak geboren, auch Steve Wozniak oder nur Woz genannt. In den 1970er-Jahren konstruierte er den Apple I und den Apple II und gehörte zu den Urhebern der Mikrocomputer-Revolution. Später zog er sich dann weitgehend aus der von ihm mitgegründeten Firma Apple zurück.
In der Mitte der 1970er-Jahre startete ausgehend von den USA eine technische Umwälzung, die die Welt veränderte. Elektronikfirmen brachten kleine und von Normalverbrauchern bezahlbare Computer heraus, in denen die kurz zuvor erfundenen Mikroprozessoren steckten. Sie leisteten nicht so viel wie die großen Digitalrechner der Universitäten und Rechenzentren, waren aber vielfältig nutzbar und gewannen von Jahr zu Jahr an Leistung.
Zu den bedeutendsten Schöpfern jener „persönlichen“ Computer gehört der am 11. August 1950 in San Jose geborene Stephen Wozniak. Sein Vater arbeitete als Ingenieur beim kalifornischen Raketen- und Flugzeughersteller Lockheed und vermittelte seinem Sohn ein tiefes Verständnis für technische Systeme. Schon als Schüler besaß Stephen umfangreiche Kenntnisse über analoge und digitale Elektronik und gewann mehrerer Preise bei Jugend-forscht-Wettbewerben.
Nach dem Abschluss der High School 1968 studierte Wozniak Elektrotechnik an der Universität von Colorado und danach in Berkeley, machte aber kein Examen. (Das holte er 1987 nach.) In den frühen Siebzigern bastelte er zusammen mit einem Freund einen Digitalrechner mit Logikchips, den „Cream Soda Computer“, und fertigte Tongeneratoren für das damals populäre Phreaking, sprich illegales Telefonieren. Außerdem lernte er den fünf Jahre jüngeren Steve Jobs kennen.
Von 1973 an war Wozniak im Taschenrechner-Bereich der hochangesehenen Elektronikfirma Hewlett-Packard tätig; nebenbei half er Jobs bei dessen Arbeit für den Videospielhersteller Atari. Überliefert ist, wie die beiden die Schaltung für das Atari-Spiel „Breakout“ entwarfen und Jobs seinen Freund danach beim vereinbarten Anteil am Honorar betrog, was Wozniak erst Jahre später erfuhr.
Von 1975 an besuchten die beiden die Treffen des Homebrew Computer Club, auf denen Freunde mikrochipbasierter Rechner ihre Erkenntnisse austauschten und ihre neuesten Produkte zeigten. Im Frühjahr 1976 führte Steve Wozniak einen von ihm gebauten Einplatinenrechner vor, der den nur 20 Dollar teuren 6502-Prozessor der Firma MOS Technology nutzte. Es war dann Steve Jobs, der die Idee hatte, den Rechner in Serie zu fertigen und zu verkaufen.
Apple I
Am 1. April 1976 gründeten Steve Jobs, Stephen Wozniak und Ronald Wayne, ein älterer Atari-Kollege von Jobs, die Firma Apple. Im Juli 1976 – Wayne war inzwischen ausgestiegen – kamen zum Preis von 666,66 Dollar in Handarbeit zusammengesteckte Exemplare des Apple I auf den Markt. Bis 1977 wurden rund zweihundert Stück gefertigt, von denen eines, siehe Foto oben, den Weg ins HNF fand. Auf Auktionen erzielen Apple-I-Rechner heute sechsstellige Dollar- oder Eurobeträge.
Am 10. Juni 1977 brachte die junge Firma das zweite Meisterwerk von Stephen Wozniak heraus, den Apple II, der ein richtiger Computer mit Tastatur war, siehe Bild unten. Dank eines Investors, des im Chipgeschäft reich gewordenen Mike Markkula, fand die Fertigung nicht mehr in der Garage, sondern in einer Fabrik im Silicon Valley statt. Der Apple II setzte mit zwei anderen Rechnern, dem Tandy TRS-80 und dem Commodore PET, endgültig die Mikrocomputer-Revolution in Gang.
Offiziell war unser Geburtstagskind Vizepräsident für Forschung und Entwicklung von Apple, die 1980 an die Börse ging, was Wozniak über Nacht zum Millionär machte. Am 7. Februar 1981 überlebte er mit Verletzungen die Bruchlandung seines Privatflugzeugs und zog sich anschließend nach und nach aus der Firma zurück. Auch Unzufriedenheit mit dem Managementstil von Steve Jobs mag dabei eine Rolle gespielt haben.
Von den 1980er-Jahren an beteiligte sich Woz an kleineren Firmen, organisierte Pop-Festivals und übernahm diverse Lehraufträge. Vielfach durch Auszeichnungen und Doktorwürden geehrt, zählt er heute zu den Vaterfiguren des Silicon Valley. Und es waren letztlich seine Ingenieurtaten, die Apple wachsen, gedeihen und überleben ließ, während die meisten anderen Mikrocomputer-Hersteller der Goldenen Ära untergingen. Seine lesenswerten Memoiren finden sich komplett im Internet.
Es war mehr als nur die Mikrocomputer-Revolution. Der für damalige Verhältnisse riesige Erfolg des Apple II veranlasste sogar IBM, ziemlich halbherzig einen ungeliebten Kleincomputer auf den Markt zu bringen. Durch das Etikett IBM wurde dieser „PC“ auch in Unternehmen hoffähig. Statt ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln, lizensierte IBM von einer Winzfirma namens Microsoft eine halbgare Software, die Bill Gates kurz zuvor einer Bastlerbude abgeschwatzt hatte. Daraus wurde MS-DOS, das eine ganze Generation von Computernutzern quälte. Dieser Fehler führte zum Abstieg von IBM und zum Aufstieg von Microsoft. Letztlich wurde dies alles durch die erfolgreichen Entwicklungen von #Woz und das Marketingtalent von #Jobs ausgelöst. Eine noch weitergehende Revolution der IT-Industrie wurde einige Jahre später durch den Apple Macintosh losgetreten. Dessen, ursprünglich von Xerox stammendes, revolutionäres Interaktionskonzept machte Computer erstmals massentauglich. Konsequente Fortsetzung fand dieses Konzept in dem gut 20 Jahre später vorgestellten iPhone, das unsere Welt verändert hat wie kaum eine zweite technische Entwicklung.