Heinz Nixdorf und die Fliegerei
Geschrieben am 09.04.2021 von HNF
Es ist wieder der 9. April, der Geburtstag von Heinz Nixdorf. Heute befassen wir uns mit seiner Liebe zur Fliegerei. Als Schüler wollte er Luftfahrttechniker werden, als junger Mann erlernte er das Segelfliegen und diente kurz in der Luftwaffe. Nach dem Krieg wurde Heinz Nixdorf Mitglied im Luftsportverein Paderborn und förderte ihn, wo er konnte.
Kinder und Jugendliche, die in den 1930er-Jahren aufwuchsen, begeisterten sich wie ihre heutigen Altersgenossen für die Technik. Interessant erschienen damals vor allem Autos, Flugzeuge und schnelle Lokomotiven. Es verwundert also nicht, wenn ein vierzehn Jahre alter Junge, der im Frühjahr 1939 in Paderborn die Volksschule beendete, von einem Beruf in der Flugzeugtechnik träumte.
Die Rede ist von Heinz Nixdorf. Aus der erwünschten Tätigkeit wurde dann nichts, doch 1943 bestand er die A-, B- und C-Prüfung der Segelflieger. Kurz, er absolvierte Flüge mit sicherer Landung. Im Januar 1944 begann Nixdorf bei der Luftwaffe die Ausbildung zum Piloten; sie endete schon im September. Wir wissen nicht, welche fliegerischen Leistungen er erbrachte, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs diente er bei den Panzern. Aus der Tschechoslowakei gelang ihm die Heimkehr nach Paderborn, wo er am 20. Mai 1945 eintraf.
1950 wurde an der Pader ein Luftsportverein gegründet, dem auch Heinz Nixdorf angehörte. Der Verein begann mit Segelflugzeugen; in den 1960er-Jahren kaufte er einen einmotorigen Tiefdecker des französischen Herstellers Morane-Saulnier. Die Firma Nixdorf stiftete dazu 30.000 DM und benutzte das Flugzeug ab und zu für Geschäftsreisen. Später schaffte sich die NCAG zweimotorige Propellermaschinen an und 1975 ein kleines Düsenflugzeug vom Typ Cessna Citation. Der Jet brachte es sogar zu einer Erwähnung im SPIEGEL.
1970 fusionierte der Luftsportverein mit anderen Clubs zur Luftsportgemeinschaft Paderborn oder LSG. Ab 1973 starteten und landeten ihre Mitglieder auf dem Flugplatz Paderborn-Haxterberg am südlichen Stadtrand. Wahrscheinlich griff Heinz Nixdorf nicht mehr zum Steuerknüppel, doch er förderte den Verein nach Kräften, führte bekannte Piloten durch sein Unternehmen und ließ darüber hinaus seine Kontakte spielen. 1977 fanden die deutschen Segelflug-Meisterschaften in Paderborn statt; 1979 erhielt Haxterberg den Zuschlag für die Weltmeisterschaft.
Die „World Gliding Championships“ dauerten vom 24. Mai bis zum 7. Juni 1981. Es beteiligten sich 81 Piloten aus 25 Nationen; fünf Ostblock-Länder hatten sich aus politischen Gründen in letzter Minute zurückgezogen. Es gab drei Weltmeister in unterschiedlichen Flugzeug-Kategorien; Sieger der Offenen Klasse wurde George Lee, Ausbilder der Royal Air Force. Hier findet sich eine detaillierte Beschreibung des Wettbewerbs. Die Wochenschau filmte – bitte zu Minute 11:40 vorgehen – sowie ein Kameramann der Agentur Reuters.
Nach der Weltmeisterschaft schenkte Heinz Nixdorf der LSG Paderborn einen Doppelsitzer Janus C der Firma Schempp-Hirth. Der Hochleistungssegler hatte schmale Tragflächen aus kohlefaserverstärktem Kunststoff mit 20 Metern Spannweite; die Gleitzahl lag bei 43. Mit anderen Worten, aus einem Kilometer Höhe glitt der Janus 43 Kilometer weit. Er wurde nach Heinz Nixdorfs Frau Renate „Nate“ getauft. Für den Ankauf des Flugzeugs überwies Nixdorf dem Verein 100.000 DM aus seinem Privatvermögen.
In den 1980er-Jahren sah das Flugfeld weitere Konkurrenzen, zum Beispiel 1984 die ersten Europameisterschaften im Segelkunstflug. Wegen schlechten Wetters und reduziertem Programm wurden allerdings keine Preise vergeben. 1987 war Paderborn Schauplatz der deutschen Segelkunstflug-Meisterschaften. 1998 erwarb die LSG beim Flugzeugbauer Alexander Schleicher einen Zweisitzer mit einen ausklappbaren Propeller; der Antrieb kam von einem Wankel-Motor. Der Gleiter vom Typ ASH 25 M erhielt den Namen eines großen Wankel-Freunds – „Heinz Nixdorf“.
Das Segelflugzeug „Nate“ erlitt leider ein trauriges Schicksal. Am 3. Juli 2012 ging es durch menschliches Versagen bei der Landung in Haxterberg zu Bruch. Der Pilot wurde sofort ins Krankenhaus gefahren und operiert; der hinter ihm sitzende Passagier überstand den Unfall mit Prellungen. Die gute Nachricht ist, dass die Luftsportgemeinschaft drei Jahre später eine Nate II in Dienst stellte. Taufpatin war erneut Renate Nixdorf. Ein ähnliches Flugzeug der Modellreihe Duo Discus, gebaut von Schempp-Hirth, zeigt oben das Eingangsbild.
Noch mehr Informationen zu unserem Thema liefern das online verfügbare Buch „Heinz Nixdorf – Der Sportsmann und der Förderer des Sports“ von Volker Werb sowie die Biografie des Computerindustriellen von HNF-Kurator Dr. Christian Berg.