PHILIPS @ 125

Geschrieben am 15.05.2016 von

Vor 125 Jahren, am 15. Mai 1891, wurde in Eindhoven die Firma Philips & Co gegründet. Lange als Philips’ Gloeilampenfabrieken bekannt, heißt sie seit 2013 Koninklijke Philips. Sie zählt zu den großen High-Tech-Unternehmen und bescherte uns viele Glühbirnen, aber auch das Radio Philetta, die Musikkassette, die CD, die Spielkonsole G7000 und das Science Center Evoluon.

Wenn eine Firma Philips & Co heißt, dann geht sie vermutlich auf einen Herrn dieses Namens zurück. Und so war es auch. Am 15. Mai 1891 gründeten der 32-jährige Ingenieur Gerard Philips und sein Vater Frederik im holländischen Eindhoven ein Unternehmen zur Herstellung von Glühbirnen und anderer elektrotechnischer Artikel. Das Stammkapital betrug 75.000 Gulden, etwa eine Million heutiger Euro.

Die Aufbau- und Testphase dauerte bis 1894, dann begann die Produktion von Kohlefaser-Lampen. Von 1895 bis 1905 stieg der Output von 400.000 auf vier Millionen Birnen pro Jahr. 1907 startete eine Schwesterfirma für Metallfaden-Lampen, die bald 20.000 Stück pro Tag fertigte. 1912 wurden die Unternehmen in der NV Philips‘ Gloeilampenfabrieken vereint – das NV ist unsere AG. Bis 1922 wirkte Gerard Philips neben seinem Bruder Anton als Direktor, danach zog er sich zurück. Er starb 1942.

1914 eröffnete das Physiklabor, im Original Philips Natuurkundig Laboratorium oder NatLab. 1918 lieferte die Firma ihre erste Verstärkerröhre aus. 1926 startete in Berlin der deutsche Zweig. 1927 stieg Philips durch Übernahme der Hamburger „Specialfabrik für Röntgenröhren“ in die Medizintechnik ein. Im selben Jahr kam das erste Philips-Radio auf den Markt, das die im NatLab erfundene Pentode enthielt, eine Verstärkerröhre mit fünf Elementen. In den späten 1930er-Jahren erschienen die ersten Philips-Fernseher und der Trockenrasierer Philishave.

Gerard Philips im Jahr 1888

Gerard Philips im Jahr 1888 (Foto www2.philips.de)

Auf die langen und engen Beziehungen zwischen Philips und seinen deutschen Töchtern möchten wir hier nicht weiter eingehen. Die Standorte Aachen, Hamburg und Berlin hätten jeder einen Blogbeitrag verdient. Zu kurz kommen ebenso die wunderschönen Werbefilme, die der ungarische Trickspezialist György Pál in den Dreißigern für Philips drehte. 1939 emigrierte er in die USA und wurde dort zum gefeierten Science-Fiction-Produzenten George Pal. Schon in den Zwanzigern bastelte ein Mitarbeiter von Philips Frankreich einen Roboterhund – dreimal darf man raten, wie dieser hieß.

In der Wirtschaftswunderzeit schrieben Produkte von Philips Technik- und Designgeschichte. Beispiele sind der Fernseher TD1410U „Starenkasten“, das Radio Philetta, die Heimorgel Philicorda, die Musikkassette – die später zur Datasette mutierte – oder der Videorekorder LDL 1002. Im Formatkrieg der 1970er-Jahre musste sich die Firma allerdings der japanischen Konkurrenz beugen. In den frühen Achtzigern triumphierte sie mit der digitalen Compact Disc, die sie mit Sony entwickelt hatte.

Ein besonderes Kapitel ist die Eindhovener Computergeschichte. 1954 weihte Philips eine Transistorfabrik ein, baute zunächst aber nur die Rechner PETER, PASCAL und STEVIN für den Eigenbedarf. Im Rechenzentrum liefen außerdem Lochkartengeräte, ein PACE-Analogcomputer sowie drei Röhrenrechner, eine Bull Gamma 3 und zwei IBM 650. 1963 startete in Appeldoorn der Bereich Philips Computer Industry. Angeboten wurden elektronische Tischrechner von der westdeutschen SIEMAG und ab 1969 – inzwischen hieß man Philips Electrologica – der Großrechner P1000.

Prototyp des Philips-CD-Players

Prototyp des Philips-CD-Players (Foto www2.philips.de)

Es folgten Mini- und Bürocomputer und von 1973 bis 1975 die Mitwirkung im Unidata-Verbund. Ihm gehörten neben Philips noch Siemens und der französische Hersteller CII an. Ab 1976 hieß der IT-Bereich dann Philips Data Systems. 1978 brachte er die Spielkonsole G7000 heraus und 1981 den Heimcomputer P2000T. Er enthielt einen Z80-Prozessor mit 8 Bit. Der integrierte Minikassettenrekorder war zehnmal schneller als die üblichen Datasetten, aber das Display hatte nur Teletext-Qualität.

In der Folgezeit kamen weitere 8-bit- und 16-bit-Systeme von Philips heraus. Der große Erfolg wollte sich nicht einstellen, und 1992 wurde der Bereich an die amerikanische Digital Equipment Corporation verkauft. Nicht viel besser erging es der Mutterfirma mit dem 1991 vorgestellten Multimedia-System CD-i. 1998 endete die Produktion, die Philips Verluste von nahezu einer Milliarde Dollar eingebracht haben soll. Zur Jahrtausendwende stieg die Firma in den Handymarkt ein, 2012 präsentierte man die Smartphone-Serie Xenium.

In den 1990er-Jahren begann eine tiefgreifende Umgestaltung des Unternehmens, das mittlerweile Koninklijke Philips N. V. heißt und in Amsterdam sitzt. In Eindhoven gibt es noch die Fabrik von 1891, das Philips-Museum und das Evoluon, das einem gelandeten UFO gleicht, siehe das Foto unten. Das Gebäude wurde von Philips in Auftrag gegeben und am 24. September 1966 eröffnet, einige Monate nach dem 75. Geburtstag der Firma. Im Innern befand sich das wahrscheinlich erste eigenständige Science Center der Welt. Leider schloss es 1989; heute ist die Scheibe ein Kongresszentrum.

Für alle Freunde der goldenen Jahre von Philips gibt es hier eine historische Übersicht mit exzellenten Fotos. Für das Geschäftsjahr 2015 ist ein Umsatz von 24,2 Milliarden Euro und ein Gewinn von 659 Millionen zu vermelden. 2014 waren es nur 411 Millionen, also gilt auch hier: Herzlichen Glückwunsch!

Evoluon

Foto: A. J. van der Waal, Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, CC BY-SA 4.0

Eingangsbild: www.philips.com

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