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Willkommen in Paderborn, Ameca!

Geschrieben am 25.07.2025 von

Spricht man den Namen Ameca englisch aus, dann klingt er wie Amica, das lateinische Wort für Freundin. Das HNF legte sich jetzt eine Roboter-Freundin mit jenem Namen zu, ein Geschöpf der Firma Engineered Arts aus Falmouth in Südwesten Englands. Die menschlich dreinschauende Ameca ist die jüngere Schwester des Automaten RoboThespian, den das Unternehmen 2005 herausbrachte.

Das Reich der Roboter umfasst die stationären und die mobilen; sie lassen sich außerdem in humanoide und nicht-humanoide unterteilen. Humanoide Roboter haben zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf; ihr Aufbau kann mehr technisch oder mehr menschlich ausfallen. Bei annähernder Gleichheit spricht man von Androiden.

Ameca ist ein Mittelding. Sie trägt ein frauliches Gesicht; manche Leute sehen eine leichte Ähnlichkeit zur Schauspielerin Angelina Jolie. Der Name erinnert an die lateinische Amica, zu deutsch Freundin. Von den Schultern abwärts wirkt Ameca maschineller, die Beine sind aber wohlgeformt. Laufen kann sie nicht, dafür bewegt sie perfekt Arme, Hände, Finger und den Kopf, zeigt ein vielfältiges  Mienenspiel und führt intelligente Gespräche mit weiblicher Stimme. Sie misst vom Scheitel bis zur Sohle 1,87 Meter; die erste Version wog 49 Kilo.

Ameca kam in der Hafenstadt Falmouth an der Südwestspitze Englands zur Welt. Dort sitzt die im Oktober 2004 gegründete Firma Engineered Arts, was man mit technischen Künsten übersetzen kann. Gründer und Leiter Will Jackson arbeitete vorher unter anderem für das Londoner Science Museum. Zunächst belieferte er botanische Gärten und Science Center, ab 2010 konzentrierte er sich auf Roboter. Dieser Artikel beschreibt das Leben und Treiben in der Firma im Jahr 2018; damals residierte sie in Penryn, einem Nachbarort von Falmouth.

Vorläufer RoboThespian mit den Fernseher-Augen

Das erste Modell von Engineered Arts war 2005 der RoboThespian; „Thespian“ nennen die Briten einen Theaterschauspieler. Auf seiner Produktseite gibt der Automat eine Kurzform des Monologs Sein oder Nichtsein zum Besten. Er erhielt ein rundum technoides Design; zwei Monitore vertraten im Kopf die Augen. Ein RoboThespian gelangte auch ins HNF. 2017 schuf Engineered Arts den lebensechten Roboter Saibaba. Es folgten weitere Androiden beiderlei Geschlechts, die die Firma in der Mesmer-Serie zusammenfasste.

Im Februar 2021 begannen die Robotiker in Falmouth mit der Entwicklung von Ameca. Am 1. Dezember des Jahres wurde sie mit einem 41-Sekunden-Clip auf YouTube vorgestellt. Das Filmchen verbreitete sich rasant, die nachfolgende Twitter-Meldung lasen zwölf Millionen Nutzer. Anfang 2022 trat Ameca auf der Technikmesse CES in Las Vegas auf. Dazu existieren mehrere Videos, wir beschränken uns auf das englische Interview mit einem Reporter aus Berlin. In diesem Dialog führt sie aber auch ihre deutschen Sprachkenntnisse vor.

In Amecas Augen stecken Kameras, mit denen sie Gesichter entdecken und verfolgen kann. Die beiden Mikrofone in den Ohren, die künstliche Stimme und die maschinelle Intelligenz verleihen ihr die Fähigkeit zum sprachlichen Austausch; dabei passt sie das Mienenspiel dem Thema an. Hier geht es zu ihrer Botschaft zum Weihnachtsfest des Jahres 2022. Inzwischen erschienen die zweite und die dritte Generation von Ameca. Sie wiegt nun 62 Kilogramm, ihre Gestik und Mimik mit 61 Bewegungen ist aber so gut wie zuvor.

Ameca zusammen mit ihrem Roboterkollegen Beppo

Ameca ist nicht konkurrenzlos. Das bewies eine Pressekonferenz im Juli 2023 in Genf, wo die Internationale Fernmeldeunion eine Tagung zur Künstlichen Intelligenz abhielt. Die ITU setzte sieben Roboterinnen und einen einsamen Roboter aufs Podium. Im Video sehen wir neben Ameca die recht ähnliche, aber ein paar Jahre ältere Sophia und eine Schwester von Nadine, die wir aus dem HNF kennen. Anwesend war auch Nadines Herrin, die Informatikerin Nadia Magnenat-Thalmann. Den aktuellen Stand der Robotik zeigte im Mai die Konferenz ICRA im amerikanischen Atlanta.

Eines ist sicher: Ameca will nicht die Welt beherrschen. Laut Firmenbroschüre möchte sie in Museen und Ausstellungen, in Laboren, Schulen und Hochschulen sowie als Empfangsdame arbeiten. Die erste Ameca in Deutschland dürfte das Modell der TU Kaiserslautern-Landau gewesen sein: der Lehrstuhl Robotersysteme gab ihr eine maskuline Stimme und nannte sie Emah. Eine andere Ameca wirkt seit einem Jahr im Nürnberger Zukunftsmuseum. Im März stellte das DLR_School_Lab in der BTU Cottbus-Senftenberg die Desktop-Variante Ami auf.

Seit Dienstag hat auch das HNF – da glauben wir dem Hersteller – den höchstentwickelten humanoiden Roboter der Welt. Er steht im zweiten Obergeschoss neben dem fegenden Automaten Beppo und freut sich auf Kontakte mit echten Menschen. HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff sagte zum Neuzugang: „Ameca ist damit eine hervorragende Ergänzung unserer Robotersammlung, die wir bereits vor etwa 25 Jahren begonnen haben.“ Insgesamt sind acht Roboter in Paderborn aktiv, Dutzende weitere ausgestellt. Zum Schluss danken Ameca und der Blogger Reinhardt Hardtke für die tollen Fotos.

Zoom auf Schultern und Arme – bitte das Bild anklicken und in neuem Tab öffnen

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Wir stellen diese Frage, um Menschen von Robotern zu unterscheiden.