100 Jahre Funkausstellung
Geschrieben am 03.12.2024 von HNF
Vom 4. bis zum 14. Dezember 1924 fand in Berlin die „Große Deutsche Funk-Ausstellung“ statt. Sie füllte 7.000 Quadratmeter in einer hölzernen Halle und bot einen Überblick über die Radiotechnik. Die 242 Stände zogen 170.000 Besucher oder mehr an. Danach wurde die Schau immer größer; seit 1971 trägt sie den Namen Internationale Funkausstellung, kurz IFA.
Die erste Funkausstellung kam mit Verspätung. Sie war für den September 1924 geplant, doch die Errichtung des Gebäudes dauerte länger als gedacht. Berlin hatte schon große Ausstellungshallen; sie standen dort, wo heute der Zentrale Omnibusbahnhof liegt. Der Veranstalter, der Verband der Radio-Industrie, benötigte für die Funkschau aber einen Neubau aus Holz; so sollten Störungen beim Empfang von Programmen minimiert werden, die der provisorische Sendeturm daneben ausstrahlte.
Anfang Dezember 1924 war das 131 Meter lange Haus der Funkindustrie fertig. Geografisch befand es sich an der Ostseite des Berliner Messegeländes am jetzigen Messedamm. Am 3. Dezember 1924 gab es die erste Besichtigung der „Großen Deutschen Funk-Ausstellung“, die Oberbürgermeister Gustav Böss anführte. Die Stadt hatte zuvor eine Messegesellschaft gegründet und für den Bau der Halle 2,5 Millionen Reichsmark vorgestreckt. Im Gegenzug versprach der Industrieverband, alle künftigen Funkausstellungen in Berlin auszurichten. Einige Vorab-Informationen zur Schau von 1924 lieferte die Börsen-Zeitung.
Offiziell eröffnet wurde die Ausstellung am 4. Dezember 1924 durch Bürgermeister Böss und den Vater des deutschen Rundfunks, Staatssekretär Hans Bredow. Im Auditorium saß auch Reichspräsident Friedrich Ebert; im Foto sieht man ihn links in der Mitte der ersten Reihe. Er war nicht gesund und in einen Prozess verwickelt, in dem ihn das Gericht als Landesverräter diffamierte; er starb am 28. Februar 1925. In den Zeitungen rückte die Funkausstellung etwas in den Hintergrund, denn am 7. Dezember 1924 fanden Reichstagswahlen statt.
Die 242 Stände der Schau verteilten sich über das Erdgeschoss der Halle und die Empore. Unter den Exponaten stachen die Radios mit Elektronenröhren hervor, die neben die länger bekannten Detektorempfänger traten. Die Reichspost zeigte zwei Sendeanlagen in Betrieb und eine Ausstellung zur Funkgeschichte. Eine weitere Ausstellung baute die Funk-Stunde auf, die seit dem 29. Oktober 1923 aktive Berliner Radiostation. Darüber hinaus konnte man wissenschaftlich-technische Vorträge anhören. Das Leben und Treiben der großen Schau beschreibt ein Artikel der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 8. Dezember 1924.
Die erste Funkausstellung endete am 14. Dezember mit einer Besucherzahl von mehr als 170.000. Die zweite lief vom 4. bis zum 13. September 1925. Bis 1939 starteten die Nachfolgerinnen jährlich in der warmen Jahreszeit. 1926 wurde der Funkturm eingeweiht, 1928 erschien das Fernsehen, 1930 sprach Albert Einstein sein legendäres Grußwort. 1935 brannte das ehemalige Haus der Funkindustrie nieder. In der letzten Funkausstellung vor Kriegsausbruch konnte die Industrie noch den Einheits-Fernseh-Empfänger E 1 zeigen.
Die erste Funkausstellung nach dem Krieg war 1950 in Düsseldorf; sie widmete sich unter anderem dem UKW-Radio. Von 1953 bis 1970 wanderte die Schau im Zweijahresrhythmus durch Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und Berlin. Hier drückte Willy Brandt 1967 den roten Knopf und machte das Fernsehen farbig. Ab 1971 fand die „Internationale Funkausstelling“ IFA alle zwei Jahre in Berlin statt; 1983 brachte sie zum Beispiel den Bildschirmtext. Seit 2005 kommt die IFA jedes Jahr. 2024 stellten sich 215.000 Besucher ein. Die IFA-Fläche – das ist der Fortschritt – umfasst heute 150.000 Quadratmeter.
Es folgt nun eine Fotostrecke zur Funkausstellungsgeschichte. Das Eingangsbild oben nahm Tony Haupt für die IFA 2024 Nextcloud auf.
Es ist sehr wichtig, die Technik von gestern zu erhalten und zu würdigen. Einmal wegen der Unwiederbringlichkeit, zum anderen enthält es Grundlagen, die die Techniker von Morgen benötigen, um den komplexen Anforderungen gerecht werden zu können. Es ist eine Schande, dass staatlicherseits zu wenig Unterstützung für den Erhalt alter Technik geliefert wird. 100 Jahre Rundfunk- die Wiege des Rundfunks steht in Berlin-Königswusterhausen. Es sind nicht allzu viele, die sich noch wirklich für den Erhalt engagieren, und ein Blick auf die Webseite dort verrät, dass sie erneut von finanziellen Sorgen geplagt sind. Es geht um den Erhalt des allerletzten Sendeturmes. Ursprünglich waren es über 20.