150 Jahre ITU

Geschrieben am 17.05.2015 von

Am 17. Mai 1865 fand in Paris die Gründung des Internationalen Telegraphenvereins statt, aus dem 1934 die Internationale Fernmeldeunion alias International Telecommunication Union (ITU) hervorging. Sie widmet sich der Technik und den Standards der Telekommunikation und ist seit 1949 eine Unterorganisation der UNO. Ihr Geburtstag wurde 2006 zum Welttag der Telekommunikation und der Informationsgesellschaft erklärt.

Vor 150 Jahren hatte Frankreich einen König und Russland einen Zaren, in London thronte Queen Viktoria, und Deutschland bestand aus diversen Monarchien, Fürstentümern und freien Städten. Auf dem Land verkehrten Dampfloks und Pferdekutschen, das Meer befuhren Dampf- und Segelschiffe und in den Lüften schwebten Ballons. Der Austausch von Informationen geschah aber schon mit Blitzes Schnelle dank der Telegraphie, dem „viktorianischen Internet“, um einen Buchtitel zu zitieren.

In den 1840er Jahren hatte die kabelgebundene elektrische Telegraphie nach dem System von Samuel Morse ihren Siegeszug um die Welt angetreten, und bald darauf kamen einzelne Länder überein, die technischen Mittel und betrieblichen Vorschriften durch gegenseitige Verträge zu regeln. So entstand schon 1850 der Deutsch-Österreichische Telegraphenverein. 1865 hatte der französische Herrscher Napoleon III. die vernünftige Idee, Abgesandte von zwanzig Regierungen nach Paris einzuladen, um eine internationale Vereinbarung zur Telegraphie zu beschließen.

Am 1. März 1865 fand die erste Sitzung statt, am 17. Mai  wurden alle Papiere unterzeichnet und der Internationale Telegraphenverein gegründet, die „Union télégraphique internationale“. England und Amerika mussten draußen bleiben, da dort die Telegraphie zur Privatwirtschaft zählte, dafür waren sieben deutsche Staaten vertreten – Baden, Bayern, Hannover, Preußen, Sachsen, Württemberg und die Hansestadt Hamburg. (Österreich war natürlich auch dabei.) Die gute alte Zeit!

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Die Technik schritt aber mit Windes Eile fort. 1885 beschloss die Internationale Telegraphiekonferenz in Berlin Regelungen zum Telefon. So wurde die Länge eines Gesprächs auf zehn Minuten begrenzt, falls noch andere Leute auf eine freie Leitung warteten. In Berlin fand auch 1906 das allererste Treffen zur „Radiotelegraphie“ statt, das unter anderem das Notsignal SOS festlegte. Die schnell wachsende Bedeutung von Funk und Radio führte dazu, dass sich der Telegraphenverein umbenannte: Ab 1934 hieß er Internationale Fernmeldeunion bzw. International Telecommunication Union, abgekürzt ITU.

Am 15. November 1947 kam es zu einem Abkommen, dass die ITU zu einer Unterorganisation der gerade gegründeten Vereinten Nationen machte; es trat am 1. Januar 1949 in Kraft. Im selben Jahr erließ die Fernmeldeunion auch die ersten Standards für das Fernsehen. Heute besitzt die ITU 193 Mitgliedsstaaten, Palästina ist als Beobachter zugelassen. Generalsekretär ist der 1950 geborene Chinese Houlin Zhao.

Im Andenken an die Gründung des Telegraphenvereins feierte die ITU seit 1969 den 17. Mai als Weltfernmeldetag oder World Telecommunication  Day. 2006 machte die Generalversammlung der UNO den 17. Mai zum Welttag der Informationsgesellschaft, der noch im gleichen Jahr mit dem alten Fernmeldetag zum „World Telecommunication and Information Society Day“ WTISD verschmolz. Im Jubeljahr 2015 zeichnet die ITU an jenem Datum sechs innovative Persönlichkeiten aus, an erster Stelle Bill Gates, aber auch – issja klar – einen Forscher aus Berlin.

Anm. Unser Text basiert auf den Internetseiten zur ITU-Geschichte. Die ITU bietet außerdem auf Flickr eine umfangreiche historische Bilderseite an.

Die Delegierten der ITU-Gründungskonferenz 1865 (Foto ITU)

 

ITU-Saal

 

Der Verhandlungssaal im französischen Außenministerium (Foto Gallica)

Auszüge aus den Gründungsakten (Foto ITU)

Das 1878 fertiggestellte Berliner Haupttelegraphenamt an der Ecke Jäger- und Oberwallstraße

 

 

 

Ein frühes Telefon von Alexander Graham Bell aus dem Jahr 1877

Die Telegraphie-Abteilung im HNF. (Foto: Jan Braun, HNF)

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