70 Jahre UNIVAC

Geschrieben am 29.03.2021 von

Am 30. März 1951 erhielt das amerikanische Amt für Volkszählungen einen Computer. Der UNIVAC war der erste Großrechner, der in Serie gebaut wurde; es entstanden 46 Stück. Seine Entwickler John Mauchly und John Presper Eckert hatten zuvor das Elektronengehirn ENIAC konstruiert. Der UNIVAC nahm am 14. Juni 1951 den Dienst auf. Er arbeitete bis 1963. 

Den Computerpionieren John Mauchly und John Presper Eckert sind wir schon einige Male im Blog begegnet, zuletzt in Zusammenhang mit dem 75. Geburtstag des ENIAC, des ersten Elektronenrechners der Welt. Heute geht es um ein anderes Gerät der beiden, den UNIVAC. Vor siebzig Jahren schaffte ihn die amerikanische Volkszählungsbehörde an. Er war ihr erster Computer und zugleich der erste, der in größerer Stückzahl gebaut wurde

Die Anfänge des UNIVAC – später erhielt er noch die römische Zahl I – liegen im Jahr 1946. Im Februar beendeten John Mauchly und John Presper Eckert in Philadelphia die Arbeit am ENIAC. Danach trennten sie sich von ihrem Arbeitgeber, der Universität von Pennsylvania. Im Oktober 1946 beauftragte sie das US-Eichamt NBS mit einer Studie für einen „UNIVersal Automatic Computer“ oder UNIVAC. Das NBS vertrat den wahren Interessenten, der aus juristischen Gründen keine Order erteilen durfte. Das war die erwähnte Zensus-Behörde.

John Mauchly (links) und John Presper Eckert (Foto Computer History Museum)

Die Erfüllung des Auftrags zog sich hin. Eckert und Mauchly gründeten Ende 1947 die Eckert-Mauchly Computer Corporation und bauten zunächst einen Rechner namens BINAC. Im Juni 1948 bestellte dann das Eichamt den UNIVAC. Erhalten ist ein etwas unscharfer Film, den John Mauchly im Sommer 1949 in seiner Firma drehte. Bei Minute 8:20 sieht man die beiden Teile des BINAC mit den Entlüftungsrohren obendrauf. Bei Minute 12:00 und Minute 16:00 sind das Bedienpult und die Magnetbandlaufwerke des UNIVAC zu erkennen.

Im September 1949 ging der BINAC an die Flugzeugfirma Northrop nach Kalifornien. Im Oktober stand die Eckert-Mauchly Computer Corporation aber vor der Pleite; ab Mitte Februar 1950 gehörte sie dem Büromaschinenkonzern Remington Rand. Die gute Nachricht war, dass der UNIVAC und seine Peripheriegeräte langsam fertig wurden. Am 23. März 1951 fand ein Abnahmetest im Gebäude der früheren Eckert-Mauchly Computer Corporation statt; anwesend waren Fachleute des Eichamts und der Volkszählungsbehörde.

Dié Konsole des UNIVAC vom amerikanischen Volkszählungsamt. Hinten stehen die Bandlaufwerke. Nicht im Bild ist die 4,3 mal 2,4 Meter messende Zentraleinheit.

UNIVAC bestand den Test mit Erfolg. Der Computer verfügte über 5.200 Röhren und 18.000 Germanium-Dioden; der Arbeitsspeicher fasste 1.000 Worte aus zwölf Zeichen oder zwei Befehlen. Jedes Zeichen belegte sechs Bit. Der Speicher bestand aus mit Quecksilber gefüllten Röhren für akustische Impulse. Laufwerke mit metallischen Magnetbändern dienten als Massenspeicher. Am 30. März 1951 übernahmen die Volkszähler den Rechner vom Eichamt. Die offizielle Einweihung des UNIVAC wurde am 14. Juni gefeiert.

Das Elektronengehirn blieb aber an seinem alten Platz in der Eckert-Mauchly-Fabrik. Hier bearbeitete es auch die erste Aufgabe, Daten des US-Zensus von 1950. Erst 1952 wurde der UNIVAC tatsächlich an die Volkszählungsbehörde ausgeliefert. Das erste Projekt, das er von Anfang bis Ende durchrechnete, war der Wirtschaftszensus von 1954. Am 3. Oktober 1963 wurde der UNIVAC ausgemustert. Das Eingangsbild zeigt das Schild, das er zum Abschied erhielt (Foto National Museum of American History der Smithsonian Institution).

John Presper Eckert und der TV-Journalist Walter Cronkite vor der Präsidentschaftswahl 1952. (Foto Computer History Museum)

Insgesamt fertigte die UNIVAC-Abteilung von Remington Rand 46 Rechner der ersten Generation; einer gelangte auch nach Deutschland. Der fünfte UNIVAC der Serie machte Schlagzeilen. Er lieferte die Hochrechnungen zur amerikanischen Präsidentschaftswahl am 4. November 1952. Der Computer stand damals noch beim Hersteller in Philadelphia und war per Fernschreiber mit dem Studio des Fernsehsenders CBS in New York verbunden. Dort befand sich außerdem eine UNIVAC-Konsole.

Am Ende des Abends kam heraus, dass der UNIVAC schon früh den Erdrutsch-Sieg von General Eisenhower prophezeit hatte. Die Auswerter am Computer und die Moderatoren im Studio erkannten das aber zu spät. Auch das TV-Netzwerk NBC nahm elektronische Hilfe in Anspruch, einen MONROBOT mit 800 Röhren. Er tippte ebenfalls auf General Eisenhower. Nach seinem Auftritt vom 4. November 1952 galt der UNIVAC zwei, drei Jahre lang als der Computer schlechthin. Dann holte die Konkurrenz mit den drei Buchstaben im Namen auf und wurde zum Alleinherrscher im Computermarkt.

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Ein Kommentar auf “70 Jahre UNIVAC”

  1. Ein spannender Beitrag, der am Ende auch noch mal zeigt, unter welchen Begriffen alles Computer seinerzeit verhandelt worden. So auch unter dem Begriff des „Robot“. Thomas Haigh listet in seinem Buch zum ENIAC übrigens die frühen Anwender des Computers auf, auch die Liste in der Wikipedia ist dazu sehr aufschlussreich.

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