Data General/One – ein Laptop mit Problemen
Geschrieben am 13.12.2024 von HNF
Im Herbst 1984 brachte der amerikanische Hersteller Data General einen Laptop in den Handel. Der Data General/One besaß ein Betriebssystem der MS-DOS-Familie, und sein Display war das größte der damals angebotenen Aufklapp-Computer. Die Bilder und Texte darauf ließen sich aber oft schlecht erkennen. Dieser Nachteil und andere Schwächen bewirkten, dass der Rechner am Markt durchfiel.
Der Laptop ging nicht aus den portablen Computern der 1980er-Jahre hervor. Er ist ein Nachfahre des Taschenrechners und des aus ihm abgeleiteten Taschencomputers. Dieser führte zu Geräten mit schmalen hochklappbaren Displays, die schnell breiter wurden. Ein Meilenstein war 1982 der GRiD Compass, der in der kalifornischen Stadt Fremont gefertigt wurde. Er besaß einen Monitor mit 25 Zeilen in der Tastatur-Abdeckung und kostete mehr als achttausend Dollar.
Auf der anderen Seite der USA, in Massachusetts, saß die Data General Corporation. Die 1968 gegründete Firma baute Minicomputer; sie waren so groß wie Kühlschränke oder etwas größer. Der 32-Bit-Rechner Eclipse MV/8000 von 1980 schrieb Literaturgeschichte; seine Konstruktion wurde das Thema des Sachbuchs „Die Seele einer neuen Maschine“, das den Pulitzer-Preis erhielt. Der Autor hieß Tracy Kidder, der Held des Werks war der Projektleiter von Data General, der 1939 in New York geborene Ingenieur Tom West.
In den frühen 1980er-Jahren wurde West zum Entwicklungschef befördert und erhielt eine neue Aufgabe. Er sollte zusammen mit der japanischen Tochterfirma Nippon Data General einen Laptop entwickeln. Am 20. September 1984 gab ein Pressetext das Endergebnis bekannt: „Data General führt ein portables Personal System kompatibel zum IBM PC ein“ Es trug den Namen Data General/One. Der Hersteller nannte es den ersten tragbaren Personal Computer mit einem „full-size“ LCD-Monitor.
Die Zeitschrift InfoWorld stellte den „Lap Micro“ am 8. Oktober 1984 auf zwei Seiten vor. Im November folgte ein langer Bericht des US-Magazins BYTE, der auch auf die Entstehung des Data General/One einging. Er verdeutlichte die entscheidende Rolle, die die japanische Data-General-Tochter bei der Beschaffung der Monitortechnik spielte. Das Dezember-Heft der englischen Personal Computer World brachte den wohl ersten Test des Laptops; zuvor hatte ihn Data General auf dem Pariser Eiffelturm präsentiert. Im Januar 1985 war er ein Thema der TV-Serie Computer Chronicles.
Der Data General/One wog vier Kilogramm und maß 35 mal 30 mal fünfeinhalb Zentimeter. Der Monitor in der Abdeckung hatte eine Bilddiagonale von 28 Zentimetern; er zeigte 25 Zeilen mit 80 Zeichen und 640 mal 200 Pixel an. Das war ein Rekord für damalige Laptops. Die Grundversion des Computers kostete 2.895 Dollar und enthielt den Intel-Chip 80C88, eine Abwandlung des Intel 8088. Daneben gab es einen Arbeitsspeicher von 128 Kilobyte und ein Laufwerk für Dreieinhalb-Zoll-Disketten. Das Betriebssystem war eine MS-DOS-Variante.
Von Anfang an war jedoch klar, dass der Laptop ein dickes Manko besaß: der Bildschirm taugte nicht viel. Wir zitieren dazu BYTE: „Er sieht gut aus, wenn diffuses Licht über eine Schulter kommt und wenn man helle Kleidung trägt; in allen anderen Fällen ist das Bild zu schwach, um die Reflexe auf der Glasscheibe des LCD zu überwinden (selbst wenn man den LCD-Kontrast ändert).“ Das erkannte auch das Data-General-Management; im März 1985 erschien eine verbesserte Version des Bildschirms. Später erhielt der Rechner einen Elektroluminiszenz-Monitor.
Eine andere Schwäche bildete die Preispolitik. Das Grundmodell des Data General/One war rund tausend Dollar teurer als Desktop-Modelle gleicher Leistung, und die Erweiterungen kosteten eine Menge Geld. Auch nutzten mehr Menschen, als der Hersteller angenommen hatte, die alten 5,25-Zoll-Disketten. Zudem tauchten bei der RS-232-Schnittstelle Probleme mit der Kompatibilität auf. Im ersten Halbjahr nach der Einführung des Rechners wurden weniger als 10.000 Exemplare verkauft.
In den späten 1980er-Jahren fertigte Data General den Computer für den Technikkonzern Rockwell, der ihn unter dem Namen Allen-Bradley T45 anbot. Es ist möglich, dass noch Geräte lieferbar sind. Den Durchbruch der vertrauten Laptop-Technik schaffte 1985 die japanische Firma Toshiba mit dem Modell T1100. Die Karriere der Firma Data General endete 1999. Tom West ging ein Jahr vorher in Pension, er starb 2011.
Danke für den Hinweis auf „the soul of a new machine“ . Ich kaufte das Buch in Original Sprache einige Jahre später um die Geschichte von DG besser zu verstehen. Die wirkliche Inside Story beschreibt Bill Foster in seinem BLOG http://www.teamfoster.com/billteamfostercom
Die 32-bit Eclipse rettete DG. Bitte beim Lesen von Bill´s Blog ganz ans Ende gehen zum Buch. 1988 wechselte ich zu Stratus Computer. Das HQ wurde direkt gegenüber des DG HQ in Westboro gebaut in Marlborough Mas. Die erfolgreiche IBM Serie/1 wurde zu dieser Zeit gerade durch die Serie/88 ersetzt die von uns als OEM gebaut wurde. PS wer verstehen will warum DG einen Laptop mit untauglichen Display auslieferte muss allerdings die ganze Geschichte lesen und die Philosophie dahinter verstehen. Vielleicht entdeckt ja mal ein Filmemacher diesen spannenden Stoff. Ich stelle mich dann gerne als Berater zur Verfügung denn ich durfte dabei sein 🙂