Der Herr der Datenbanken

Geschrieben am 16.08.2019 von

Eigentlich heißt er Lawrence Joseph Ellison, die Welt kennt ihn nur als Larry. Geboren wurde er vor 75 Jahren am 17. August 1944 in New York. Er wuchs in Chicago auf, studierte dort, machte aber keinen Abschluss. 1977 gründete Larry Ellison die Firma, aus der Oracle wurde. Heute zählt er zu den zehn reichsten Menschen der Welt.

Die amerikanische database, zu Deutsch Datenbank, ist seit 1962 belegt. In jenem Jahr beendete Larry Ellison die High School. Am 17. August 1944 in New York geboren, wurde er früh von einem Onkel und einer Tante in Chicago adoptiert. Nach dem Schulabschluss studierte er an der Universität von Illinois Medizin, später hörte er an der Universität von Chicago Physik. Ein Diplom erhielt er auch hier nicht, doch machte er sich mit Computern vertraut. 1966 setzte er sich in seinen blauen Ford Thunderbird und zog nach Kalifornien.

Er wohnte in Berkeley nahe San Francisco; sein Geld verdiente er als Programmierer. In den frühen Siebzigern arbeitete Larry Ellison kurze Zeit für die Amdahl Corporation, die IBM-kompatible Großrechner plante. Danach erhielt er einen Job bei Ampex, dem bekannten Hersteller von Magnetband-Geräten. Dort kam er mit einem Team in Kontakt, das einen Speicher für eine Billion Bit entwickelte, einem Terabit. Auftraggeber war der Geheimdienst CIA; das Projekt hieß Oracle. Es scheiterte kläglich; einige Akten stehen im Internet.

Larry Ellison suchte sich einen neuen Arbeitgeber und fand ihn in Gestalt der Precision Instrument Company. Sie hatte eine optische Bildaufzeichnung mit Lasern erfunden; nun benötigte sie dazu Software. Das brachte Ellison auf eine Idee. Mit zwei Freunden, Bob Miner und Ed Oates, gründete er eine Firma, um die Software zu liefern. Gründungstag der Software Development Laboratories war der 16. Juni 1977, Miner wurde erster Chef. Das Unternehmen saß im gleichen Haus wie der Auftraggeber Precision Instrument, in Santa Clara mitten im Silicon Valley.

Ein Foto zeigt die Gründer am ersten Geburtstag der Firma 1978, links steht Oates, rechts Ellison. Miner ist der kleine Herr im blauen Hemd, den Kuchen hält der Programmierer David Scott. Das Team kassierte 400.000 Dollar Honorar und erstellte die gewünschte Software. Gebraucht wurde sie allerdings nicht, das Laser-System funktionierte niemals richtig. Was Larry Ellison und seine Freunde nicht störte, denn sie saßen längst am nächsten Projekt. Sie befassten sich mit einer Datenbank, der höheren Form des Datenspeichers.

Datenbanken kamen in den 1960er-Jahren auf. Die ersten waren einfach organisiert; meist besaßen sie eine Baumstruktur mit Ästen, Zweigen usw. 1970 publizierte der englische Informatiker Edgar Codd ein neues Konzept, welches Tabellen verwendete: die relationale Datenbank. Er saß im Forschungszentrum der IBM in San José, also ebenfalls im Silicon Valley. Codd und seine Kollegen hielten ihre Arbeiten nicht geheim. Der IBM-Wissenschaftler Don Chamberlin entwarf sogar eine Abfragesprache für jene Datenbank.

Daran knüpfen Larry Ellisons Chefprogrammierer Bob Miner und David Scott an. 1979 lag ihre relationale Datenbank vor, Oracle V2. Die Software Development Laboratories hießen inzwischen Relational Software Incorporated, deren Leiter war Larry Ellison. Schon Ende 1978 hatte man neue Büros im Nachbarort Menlo Park bezogen. Das erste Erzeugnis bekam die CIA, das zweite der Geheimdienst der US-Marine. Danach folgten Kunden aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.

Larry Ellison in den 1990er-Jahren.

So begann eine der großen Erfolgsgeschichten der Computerbranche. Relational Software – ab 1982 hieß die Firma Oracle – bot Datenbanken für immer mehr Betriebssysteme an. Bei der Hardware hielt man sich an Mainframes und an Minicomputer wie die VAX von Digital Equipment. Oracle-Produkte funktionierten oft, aber nicht immer, dennoch stieg Jahr für Jahr der Umsatz. Am 12. März 1986 ging das Unternehmen an die Börse, einen Tag vor Microsoft. Ellison war danach 93 Millionen Dollar wert. (Bill Gates‘ Anteile brachten 300 Millionen.)

1990 geriet Oracle durch schlampige Finanzbuchhaltung in die Krise. Ein Zehntel der Belegschaft, etwa 400 Angestellte, wurde entlassen. 2018 beschäftigte die Firma 137.000 Menschen und unterhält eine futuristische Zentrale südlich von San Francisco. Plötzliche Rauswürfe gibt es aber immer noch. 2018/19 setzte Oracle rund vierzig Milliarden Dollar um, der Gewinn betrug elf Milliarden. Mittlerweile kommt viel Geld durch Cloud-Dienste in die Kasse. Larry Ellison legte den Chefposten 2014 nieder; er blieb technischer Direktor und Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Jahrelang zählte der Oracle-Chef zu den auffälligsten Persönlichkeiten des Silicon Valley. Bekannt sind sein Landsitz im japanischen Stil und seine Verehrung der Samurai-Kultur. Seine Rennyachten gewannen zweimal den America’s Cup, den wichtigsten Segelpreis der Welt. Larry Ellison fuhr viermal in den Hafen der Ehe und wieder hinaus; in den Neunzigern machte eine missglückte Liebesaffäre Schlagzeilen. Seit der letzten Scheidung 2010 ist er wieder der „Billionaire Bachelor“. Sohn und Tochter sind erfolgreiche Filmproduzenten.

In seiner Karriere steckte Ellison natürlich auch Rückschläge ein. Den Netzcomputer konnte er nicht realisieren, und Microsoft verdient eine Menge mehr als Oracle. Wie die Videos auf seiner Firmenseite zeigen, ist Ellison aber noch gesund und munter. Dazu trägt vielleicht sein Platz unter den zehn reichsten Erdenbürgern bei. Er liegt nicht ganz vorn wie Amazon-Chef Jeff Bezos, doch ein Privatvermögen um die siebzig Milliarden Dollar tut Leib und Seele wohl. Am Samstag wird Lawrence Joseph „Larry“ Ellison 75 Jahre alt.

Unser Eingangsbild verdanken wir der Oracle PR (CC BY 2.0 courtesy of Hartmann Studios) – wir haben dabei Larry herangezoomt. Biographische Informationen stammen aus dem Buch „The Difference Between God and Larry Ellison – God Doesn’t Think He’s Larry Ellison“ des Journalisten Mike Wilson. Ins Deutsche übersetzt: Was unterscheidet Gott und Larry Ellison? Gott hält sich nicht für Larry Ellison.

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