Erich Bloch (1925-2016)
Geschrieben am 07.01.2025 von HNF
Am 9. Januar 1925 wurde Erich Bloch in Sulzburg geboren. Die Judenverfolgung der Nazis überlebte er in der Schweiz. Nach dem Studium arbeitete er 32 Jahre lang für IBM; er wirkte an der Entwicklung der Computer Stretch und IBM 360 mit. Von 1984 bis 1990 leitete er die National Science Foundation. Erich Bloch starb 2016.
Die Kleinstadt Sulzburg liegt in süd-südwestlicher Richtung zwanzig Kilometer von Freiburg entfernt. Zum ersten Mal erwähnt wurde sie im Jahr 847. Im 18. und 19. Jahrhundert erstarkte die jüdische Gemeinde, die um 1864 gut vierhundert Köpfe zählte; das war ein Drittel der Einwohnerschaft. Bis 1933 schrumpfte sie aber auf hundert Menschen zusammen.
Hier kam am 9. Januar 1925 Erich Bloch zur Welt; sein Vater betrieb einen Versandhandel. Erich wuchs in Sulzburg auf, 1933 zog die Familie nach Lörrach an der Schweizer Grenze. Von dort besuchte der Junge die Realschule in der eidgenössischen Nachbargemeinde Riehen. 1939 wurde er in die 300-Kinder-Aktion des Schweizer Hilfswerks für Emigrantenkinder SHEK aufgenommen. Sie war als temporäre Maßnahme gedacht, doch nach dem Kriegsausbruch blieb Erich Bloch im Land und am Leben. Die Eltern starben im Holocaust.
Bloch absolvierte das Gymnasium in Basel und studierte Physik an der ETH Zürich. Nach der Auswanderung in die USA 1947 setzte er das Studium in Buffalo fort und machte dann den Abschluss in Elektrotechnik. 1952 erhielt er eine Anstellung bei IBM. Ab 1958 wirkte er im 1956 gestarteten Projekt Stretch mit. Dessen Ziel war ein Hochleistungsrechner mit 170.000 Transistoren; er sollte hundertmal schneller sein als das beste IBM-Serienmodell, der Röhrencomputer IBM 704. Ein Video stellte ihn 1960 vor, siehe Minute 6:20.
Leider konnte der Superrechner – offiziell hieß er IBM 7030 – die erhoffte Leistung nicht bringen. IBM senkte den Preis von 13,5 auf 7,8 Millionen Dollar und baute nur neun Systeme; das erste erhielt 1961 das Los-Alamos-Forschungslabor. Hier geht es zu einem Vortrag von Erich Bloch über den Stretch aus dem Jahr 1959; das ist sein Artikel dazu von 1962, bitte PDF-Seite 222 aufsuchen. Den Sammelband mit dem Artikel gab Werner Buchholz heraus, den wir als Vater des Byte kennenlernten. Eine IBM 7030 ist in unserem Eingangsbild zu sehen (Foto Saintgenix2 CC BY-SA 4.0 seitlich beschnitten).
Erich Blochs nächstes Projekt war die IBM 360; er leitete die Entwicklung der zugehörigen Mikroelektronik, IBM sprach von Solid Logic Technology. Die Firma traute sich noch nicht an die neuen integrierten Schaltungen heran und wählte kleine keramische Bauelemente, die die Transistoren aufnahmen. Die Kundschaft störte das nicht, die Computerfamilie wurde ein weltweiter Erfolg. Im Februar 1985 erhielt Bloch zusammen mit seinen früheren IBM-Kollegen Fred Brooks und Bob Evans die Nationale Technologiemedaille der USA.
Nach dem Jahrhundertprojekt IBM 360 arbeitete er an verschiedenen Standorten und stieg bis zum Rang eines Vizepräsidenten auf. Er wusste jedoch, dass ihm wegen der fehlenden Marketing-Erfahrung das Chefbüro der IBM versperrt war. 1984 verließ er Big Blue und wurde Chef der National Science Foundation, des amerikanischen Gegenstücks zur Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bloch schuf unter anderem ein Direktorat für die Informatik und initiierte die Gründung von fünf Supercomputer-Zentren. Seine Stiftung etablierte außerdem das NSFNET, eine der Säulen des Internet.
Bloch leitete die NSF bis 1990. Danach war er als politisch-technischer Berater tätig, er gehörte auch zum Verwaltungsrat des Bostoner Computermuseums. Er wurde mehrfach ausgezeichnet und ein Fellow des kalifonischen Computer History Museum. Ein Interview von 2015 verrät ein wenig von seiner Persönlichkeit. Erich Bloch starb am 24. November 2016 in Washington. An ihn erinnert ein Berg in der Antarktis und ein Lehrstuhl seiner Alma Mater in Buffalo (der er vorher 1,5 Millionen Dollar stiftete).