Happy Birthday, Donkey Kong!
Geschrieben am 09.07.2021 von HNF
Am 9. Juli 1981 kletterte ein Gorilla auf ein Baugerüst, wo er eine Frau gefangen hielt. Ein Handwerker kletterte ihm nach, um sie zu retten. So begann vor vierzig Jahren die Karriere des Videospiels Donkey Kong. Auch der Retter wurde als Klempner Mario zum Star. Das Spiel war der erste Erfolg des Entwicklers Shigeru Miyamoto.
Einst lebte ein gigantischer Gorilla mit allerlei Sauriern auf einer tropischen Insel. Er wurde von einem Filmteam gefangen und nach New York gebracht; dabei verlor er sein Herz an die schöne Ann. In der Großstadt entfloh er, packte die Freundin und bestieg ein Hochhaus. Von mehreren Flugzeugen attackiert, verlor er am Ende den Kampf und stürzte auf die Straße.
Das ist der Inhalt des Films King Kong, der im März 1933 in die amerikanischen Kinos kam. Ab Dezember lief er in Deutschland, und der junge Konrad Zuse sah ihn in Berlin. Schon 1933 wurde eine Fortsetzung gedreht, 1976 und 2005 entstanden Remakes. Das Schicksal King Kongs bewegt uns bis heute, er ist das populärste Monster der Filmgeschichte. 1962 trat er in einem japanischen Film gegen den Supersaurier Godzilla an und besiegte ihn. Vor vierzig Jahren startete er eine zweite Karriere in der Videospielbranche.
Verantwortlich dafür war Shigeru Miyamoto. Er wurde am 16. November 1952 im japanischen Sonobe nahe Kyoto geboren. 1977 beendete er das Studium der Gebrauchsgrafik und erhielt einen Job in der in Kyoto ansässigen Firma Nintendo. Das 1889 gegründete Unternehmen stellte Spielkarten und seit den 1960er-Jahren auch Spielzeug her. In den Siebzigern nahm es die Produktion von Münzautomaten für Videogames auf. Das war das Feld von Miyamoto; er wirkte bei den Spielen „Sheriff“ und „Radar Scope“ mit, das den Space Invaders ähnelte.
Das Radar-Spiel erschien im Oktober 1980 in Japan. Im selben Jahr gründete Nintendo die Tochterfirma Nintendo of America. Sie orderte gleich 3.000 Exemplare von „Radar Scope“. Das Interesse der Kunden ließ jedoch schnell nach, und plötzlich saß die Firma auf 2.000 unverkauften Automaten. Die Nintendo-Zentrale beschloss daraufhin, sie mit einem neuen Spiel zu belegen. Es musste allerdings erst entwickelt werden; diese Aufgabe fiel Shigeru Miyamoto zu. Er löste sie mit Bravour, wobei sein Chef Gunpei Yokoi etwas mithalf.
Am 9. Juli 1981 stand Donkey Kong in japanischen Arkaden, am Monatsende lief das Spiel in Amerika. Die Protagonisten sind ein anonymer Handwerker, ein wilder Gorilla und die von ihm entführte Pauline. Der Held arbeitet sich in Baugerüsten nach oben, um die Heldin zu retten, der Affe trachtet das zu verhindern. Er lässt gefährliche Fässer rollen, später wird er von belebten Flammen unterstützt. Der Handwerker in der Latzhose muss im Gerüst diverse Nieten entfernen, so dass es zusammenstürzt und den Gorilla in die Tiefe reißt.
Die Beschreibung kann die Komplexität des Spiels nur unvollkommen wiedergeben. Bei seinem Entwurf griff Shigeru Miyamoto auf das Märchen von der Schönen und dem Biest sowie auf Popeye-Zeichentrickfilme zurück, vor allem inspirierten ihn die Filme mit King Kong. Das Wort „Donkey“ deutete an, dass der Gorilla starrsinnig wie ein Esel ist; auch die japanische Bezeichnung lautet „Donkī Kongu“. Die grafische Gestaltung erinnert an die Space Panic von 1980, doch schuf Miyamoto das erste richtige Jump-and-Run-Spiel.
„Donkey Kong“ war ein sofortiger Erfolg. Im ersten Jahr setzte Nintendo of America 60.000 Automaten ab und verdiente 180 Millionen Dollar. Im zweiten Jahr kamen 100 Millionen in die Kasse. Zusätzliche Einkünfte brachten Lizenzen für Heimkonsolen und Programme. Für die Retro-Fans haben wir einen Artikel herausgesucht, der 1984 im Magazin Happy Computer stand. Die Urversion des Spiels zog Fortsetzungen und Imitationen nach sich; aus dem anonymen Handwerker entwickelten sich die Klempner-Brüder Mario und Luigi.
Shigeru Miyamoto schuf dann weitere sehr erfolgreiche Titel; er ist heute der bekannteste japanische Spiele-Designer. Die Geschichte seines „Donkey Kong“ wäre aber unvollständig ohne den Rechtsstreit, den das Filmstudio Universal 1982 gegen Nintendo anstrengte. Das Studio betrachtete sich als Copyright-Inhaber für den historischen King Kong. Der Kampf der Juristen währte bis 1986 und endete mit einem Sieg der japanischen Firma. Den „Donkey Kong“ im Eingangsbild nahm daryl_mitchell auf (CC BY-SA 2.0 seitlich beschnitten).