Happy Birthday, Intel!
Geschrieben am 17.07.2018 von HNF
Vor fünfzig Jahren, am 18. Juli 1968, gründeten der Physiker Robert Noyce und der Chemiker Gordon Moore im kalifornischen Santa Clara eine Elektronikfirma; ihr Ziel war die Fertigung digitaler Speicherelemente. Sie trug zunächst den Namen NM Electronics. Weltbekannt wurde das Unternehmen aber als Intel Corporation, vor allem, als es neben den Speicherchips auch Mikroprozessoren herstellte.
Firmen sind wie Familien. Es gibt Ehen, Mütter und Töchter, und manchmal stellen sich auch illegitime Kinder und Enkel ein. Ein gutes Beispiel ist die kalifornische Halbleiterbranche. Von der Urmutter, dem Shockley Semiconductor Laboratory, lösten sich 1957 die „treulosen Acht“, wie im Blog geschildert. Die acht Forscher starteten Fairchild Semiconductor – das Kind im Titel ist allerdings Zufall. Elf Jahre später wiederholte sich die Geschichte. Zwei der Treulosen taten sich zusammen, und eine neue Firma wurde geboren.
Gordon Moore und Robert Noyce hatten 1968 schon viel erreicht. Der 39 Jahre alte Moore war studierter Chemiker; 1965 fand er das nach ihm benannte Gesetz, das den Fortschritt der Mikroelektronik beschreibt. Der ein gutes Jahr ältere Physiker Robert Noyce war einer der Erfinder der integrierten Schaltung; sie machte die Mikroelektronik erst möglich. Er leitete außerdem die Firma Fairchild Semiconductor. Diese unterstand aber dem Kamerahersteller Fairchild, was zu Konflikten mit dessen Direktoren führte. In Frühjahr 1968 entschied sich Noyce zum Weggang.
Moore schloss sich an. In der noch übersichtlichen kalifornischen High-Tech-Szene war die Beschaffung von Kapital einfach. Der Finanzier Arthur Rock hatte schon den „treulosen Acht“ geholfen. Er besorgte Robert Noyce und Gordon Moore zweieinhalb Millionen Dollar für ein Unternehmen. Nach den Initialen der beiden sollte es NM Electronics heißen, so stand die Firma am 18. Juli 1968 im Handelsregister. Dann änderten die Gründer den Namen aber in Integrated Electronics, kurz Intel.
Robert Noyce wurde Firmenchef und Gordon Moore sein Vertreter. Den wichtigen Posten des technischen Direktors erhielt der Chemieingenieur Andrew Grove. Er war 31, gebürtiger Ungar und hatte ebenfalls bei Fairchild gearbeitet. Die Vertriebsabteilung übernahm der einige Jahre ältere Robert Graham. Er schuf den ersten Slogan der Firma, „Intel Delivers“ – Intel bringt’s. Grove und Graham vertrugen sich aber nicht. 1971 wurde Graham entlassen und danach aus der Firmengeschichte getilgt. Hier sehen wir ihn in einem später gedrehten Video.
Die erste Adresse des Start-ups lautete 365 East Middlefield Road in Mountain View. Dort bezog man ein Haus, das zuvor der Chemiekonzern Union Carbide erbaut hatte. Im August 1968 begannen die Arbeiten an drei konkurrierenden Projekten. Im April 1969 kam das erste Resultat auf den Markt, der Speicherchip Intel 3101. Er fasste 64 Bit – also acht Byte – bei einer Zugriffzeit von sechzig Nanosekunden und kostete hundert Dollar. Im Juli erschien der parallel zum 3101 entwickelte Intel 1101. Der Chip war langsamer, speicherte aber 265 Bit.
Die dritte Entwicklungslinie führte zur Erfindung des EPROM, des löschbaren und neu zu beschreibenden Festwertspeichers. Im Oktober 1970 brachte die Firma den 1024-Bit-Chip Intel 1103 heraus. Sein Preis von 10,24 Dollar läutete das Ende des Kernspeichers aus magnetisierbaren Ringen ein. Der erste Mikroprozessor aus Mountain View, der Intel 4004, wurde ab November 1971 verkauft. Er verarbeitete vier Bit lange Datenreihen. Im April 1972 folgte der Intel 8008 für acht Bit.
Nach und nach verschob sich die Intel-Produktion von Speichern zu Prozessoren. Einen Durchbruch bedeutete 1981 die Nutzung von Intel-Chips im Personal Computer von IBM. Ende 1997 kürte das Magazin TIME Intel-Chef Andrew Grove zum Mann des Jahres. Im Jahr 2017 verzeichnete die Firma einen Umsatz von 63 Milliarden Dollar und einen Gewinn von knapp zehn Milliarden. Heute zählt das Unternehmen neben Apple und Google zu den tragenden Säulen des Silicon Valley; weltweit hat Intel rund 100.000 Angestellte.
Zu seinen frühen Kunden gehörte die Nixdorf Computer AG. Als Intel-Ingenieur Federico Faggin 1971 seinen 4004-Prozessor in Paderborn zeigte, wurde er noch ausgelacht. Dann entwickelte sich aber eine Kooperation zwischen Intel und Nixdorfs Entwicklungszentrum in Berlin. 1973 kamen die Computerkassen der Serie 700 auf den Markt; sie arbeiteten mit Chips des Typs Intel 8008. Die Nixdorf-Rechner der 8810-Familie enthielten in den Achtzigern die aus dem IBM PC bekannten Intel-8088-Prozessoren.
Unser Eingangsbild zeigt Robert Noyce und Gordon Moore Anfang der 1970er-Jahre vor dem zweiten Firmensitz in Santa Clara (Foto Intel Free Press CC BY-SA 2.0). 1992 bezog das Unternehmen das eindrucksvolle dritte Hauptquartier im gleichen Ort und richtete auch ein Intel-Museum ein. Den Kollegen dort und dem Rest der Firma gratulieren wir herzlich zum 50. Gründungstag.
„Erfinden“ trifft es beim Moore‘schen „Gesetz“ besser als „finden“.
Es ist ja auch eher eine Beobachtung oder Beschreibung als ein Gesetz, aber dieser Begriff hat sich durchgesetzt.