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Herzlichen Glückwunsch, Horst Zuse!

Geschrieben am 17.11.2025 von

Am heutigen 17. November begeht der Informatiker, Hochschulprofessor und IT-Historiker Horst Zuse den achtzigsten Geburtstag. Der Sohn des Computererfinders Konrad Zuse wohnt mit seiner Frau Karin in Berlin; er ist noch immer technikgeschichtlich aktiv. Zur Feier des Tages bringen wir keinen biografischen Beitrag, sondern zum ersten Mal seit dem Start unseres Blogs ein längeres Interview.

Als Horst Zuse am 17. November 2015 einen runden Geburtstag feierte, haben wir das im Blog mit einer Kurzvita gewürdigt; das Foto dazu entstand im HNF. Heute wird der Sohn von Konrad Zuse achtzig; dazu gratulieren wir herzlich, und es folgt der nächste Geburtstagstext in Form eines Interviews. Wir bedanken uns beim Jubilar für die Auskünfte und ebenso für das obige Bild; live sehen wir ihn hier beim Vintage Computer Festival Europa in Hünfeld Anfang August. Jetzt beginnt aber unser Gespräch.

Herr Professor Zuse, wie geht es Ihnen gesundheitlich?

Es geht mir gut, abgesehen von kleineren Maleschen, die ich hier nicht weiter erläutern will. Diese führten auch dazu, dass Karin und ich vor sechs Jahren die Wohnung wechselten, von der Schaperstraße in Berlin-Wilmersdorf mit 143 Stufen (ohne Fahrstuhl) nach Schöneberg in die Bozener Straße mit nur drei Stufen (mit Fahrstuhl).

Haben Sie für die nächste Zeit Pläne für neue Ausstellungen mit Konrad-Zuse-Bezug?

Im kommenden Jahr ist das 85. Jubiläum der Z3 am 12. Mai. Da bin ich schon in Gesprächen mit der Konrad-Zuse-Gesellschaft, dem Deutschen Technikmuseum in Berlin und mit Hindelang – dort stand ja die Z4 in einem Schuppen im Jahr 1945/46. Es wird noch geklärt, was wir veranstalten. Der Nachbau der Z3 (Z3r) im Technikmuseum ist ein weiteres Objekt. Im Sommer ist es wegen der hohen Temperaturen nicht möglich, Reparaturen vorzunehmen. Dies wird im Winter geschehen, es gibt Probleme an der Stromversorgung. Auch werde ich versuchen, den Lochstreifenleser anzuschließen.

Welche Schätze – Texte, Bilder, Fotos, Objekte – besitzen Sie noch von und zu Ihrem Vater?

Die Schätze sind in meinem Kopf, der noch sehr gut funktioniert. Aber siehe auch weiter unten.

Arbeiten Sie an einer Konrad-Zuse-Biografie oder an einer Edition von Texten, Bildern oder dergleichen? Wenn ja, wann erscheint sie?

Ja, es gibt einen Buchentwurf, der nun schon ca. 400 Seiten umfasst. Er soll den Titel tragen „Konrad Zuse: Ein Leben für den Computer“. Es ist ein umfassendes Werk über die Zuse-Computer, die Zuse KG usw.

Gibt es vielleicht aus jüngster Zeit Entdeckungen zu Ihrem Vater und seinen Rechnern, etwa unbekannte Fotos, die Sie uns verraten können?

Es war immer noch ungeklärt aus meiner Sicht, wieso es der Zuse KG von 1950 bis 1953 finanziell sehr gut ging. Ich konnte bei meinem Umzug nach Schöneberg einen 40-seitigen Prospekt der Remington Rand von 1950 finden, in dem die Machine M9/Z9 ausführlich mit 30 Fotos beschrieben ist. Ich habe darauf basierend einen ca. 90-seitigen Artikel verfasst. Diese Maschine M9/Z9 war ein Relaisrechner mit einem Pipelining-Prinzip und wurde nur an die Firma Mitra um 1953 in die Schweiz ausgeliefert.

Pipelining bedeutet ein sehr schnelles Multiplikationswerk ähnlich der Cray. Es sieht so aus, dass dies mit 25 Rechnern die erste Serienproduktion von Computern war. Ob dem so ist, muss ich noch ein wenig nachforschen. Es gibt noch eine andere geplante Veröffentlichung in der korrigierten zweiten Auflage. Es ist ein ca. 100-seitiges Werk über die Holzschnitte, die mein Vater zwischen 1945 und 1949 in Hinterstein und Hopferau angefertigt hat.

Sitzen Sie hier und jetzt an Forschungen zur Familiengeschichte, allgemeinen Technikgeschichte oder neueren Informatik, etwa zur Künstlichen Intelligenz?

Es gibt eine Ahnengeschichte über die Zuses, verfasst von Robert Rohrbach zu 100 Jahren Konrad Zuse. Mein Vater war immer der Meinung, die Zuses stammen aus Ostpreußen. Aber dem ist nicht so, wir, die Zuses, stammen aus Schweden. Zur KI: Ich selbst habe mich vor Jahren mit Machine-Learning beschäftigt und dazu auch eine lernende Bildsuchmaschine Foto-Scout-Zuse entwickelt. Das ist weiterhin ein aktuelles Thema für mich.

Von verschiedenen Seiten wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass auch in den Ideen meines Vaters KI steckt, so das Schachspiel, präsentiert im Plankalkül. Wenn ich Zeit und Muße habe, werde ich mich damit beschäftigen. Aber auch andere Ideen von meinem Vater habe ich schon realisiert, z.B. die Beschreibung des Assoziativspeichers, diese ist in meiner neuen Konrad-Zuse-Multimediashow zu finden.

Und sonst in der Zukunft?

Es gibt noch einen anderen Aspekt mit 80 Jahren: Mit meiner Frau Karin bin ich nun schon über 40 Jahre zusammen, wir wollen zwar nicht mehr die ganz großen Reisen machen (haben wir hinter uns), aber möchten noch viele schöne Tage zusammen verleben.

Das wünschen wir Ihnen ebenfalls.

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