Lee de Forest – Vater der Elektronenröhre
Geschrieben am 25.08.2023 von HNF
Vor 150 Jahren, am 26. August 1873, wurde im US-Bundesstaat Iowa Lee de Forest geboren. Er studierte Physik und widmete sich dann der Funktechnik. 1907 erfand er die Röhre mit Steuergitter. Sie ermöglichte die moderne Elektronik und den Elektronenrechner. De Forest war auch ein Pionier des Tonfilms. Er starb am 30. Juni 1961 in Hollywood.
Unsere Sprache hat die Erinnerung bewahrt. Das Wort „Elektronengehirn“ stammt aus der Zeit vor siebzig Jahren, als in Computern Elektronenröhren steckten. Das waren luftleere Glasgebilde, in denen Elektronen hin und her flogen. Die erste Form der Elektronenröhre, die Diode, erfand 1904 der Engländer Ambrose Fleming. Sie besaß zwei stromführende Teile, die Anode und die Kathode; letztere setzte Elektronen frei, die zur Anode sprangen.
Andere Erfinder entwickelten die Diode weiter, darunter ein Amerikaner. Lee de Forest wurde am 26. August 1873 in Council Bluffs geboren; die Stadt liegt ziemlich in der Mitte der USA im Bundesstaat Iowa. De Forests Vater war Pastor. 1879 zog er in den Südstaat Alabama, und Lee de Forest hatte engen Kontakt zu den schwarzen Mitbürgern. Er studierte Physik an der Yale-Universität; dabei fiel er durch elektrische Experimente auf, die zu umfangreichen Stromausfällen führten. 1899 promovierte er mit einer Arbeit über die von Heinrich Hertz entdeckten elektrischen Wellen.
Im neuen Jahrhundert betätigte sich Lee de Forest in der Funktechnik. Er war technischer Direktor der American DeForest Wireless Telegraph Company; danach betrieb er eine Radio Telephone Company und später die De Forest Radio Telephone & Telegraph Company. 1910 übertrug er Arien in Zusammenarbeit mit der New Yorker Metropolitan-Oper; zu den Sängern gehörte der berühmte Enrico Caruso. Reich wurde de Forest allerdings nicht. 1913 stand er wegen Wirtschaftsverbrechen vor Gericht, der Prozess endete mit einem Freispruch.
Schon 1906 meldete Lee de Forest mehrere Patente für Dioden an; das mit Nummer 841.387 trug den Titel „Vorrichtung zum Verstärken schwacher elektrischer Ströme“. Am 29. Januar 1903 reichte er eine Erfindung zur Raumtelegrafie ein, im Original „Space Telegraphy“. Das Patentamt gewährte das Patent am 18. Februar 1908 unter der Nummer 879.532. Es bezog sich auf eine Triode, wie wir heute sagen würden, mit einer Anode, einer Kathode und einem Steuergitter. Sie enthielt außerdem eine Gasfüllung. De Forest nannte seine Schöpfung ein Audion, ein Nachbau ist oben in unserem Eingangsbild zu sehen.
Lee de Forest dachte an eine Nutzung in Radiogeräten; das lateinische „audio“ heißt „ich höre“. 1913 verkaufte er alle Audion-Patente an die American Telephone and Telegraph Company AT&T. Erst jetzt erkannten Forscher bei AT&T und der Firma General Electric, dass eine luftleere Triode einen exzellenten Verstärker abgab. Verstärkt wird der Strom im Gitter, das den Elektronenfluss von der Kathode zur Anode regelt. Dieser Film zeichnet den Weg zur Erfindung nach. Erwähnen müssen wir, dass der Österreicher Robert von Lieben 1910 ebenfalls eine Verstärkerröhre mit Steuergitter erfand.
In den 1920er-Jahren widmete sich Lee de Forest dem Tonfilm. Er entwickelte eine Lichtton-Technik namens Phonofilm, die ähnlich funktionierte wie das deutsche Tri-Ergon-System. Von Oktober 1921 bis September 1922 wohnte de Forest in Berlin und traf auch die Tri-Ergon-Erfinder. Im Frühjahr 1923 stellte er sein eigenes Verfahren in New York vor; in der Folgezeit entstanden mehr als dreihundert kurze Tonfilme, viele davon mit Musik. Im September 1926 musste die De Forest Phonofilm Corporation aber Bankrott anmelden. Hollywood bediente sich dann bei anderen Tonfilm-Erfindern.
Im Alter geriet Lee de Forest weitgehend in Vergessenheit, aber hier sieht man ihn 1939 in seiner kleinen Werkstatt. 1950 erschienen seine Memoiren, die man nach Anmelden im Internet Archive lesen kann. Das ist ein Fernsehauftritt im Jahr 1957; damals liefen seine Elektronenröhren in den Computern der Welt. 1960 wurde ihm ein Ehren-Oscar für seine Verdienste um den Tonfilm verliehen. Lee de Forest starb am 30. Juni 1961 in Hollywood. Sein Nachlass befindet sich in einem Museum in San José. Die Stadt liegt am südlichen Ende des Silicon Valley, und das ist sicher ein passender Ort.
Zum Schluss noch eine Ankündigung: Die Stadt Paderborn feiert am Samstag, dem 26. August, die diesjährige Museumsnacht, und auch das HNF beteiligt sich. Der Eintritt ins gesamte Museum ist ab 18 Uhr frei – wir freuen uns auf Ihren Besuch.