Roboter auf der Leinwand

Geschrieben am 23.04.2021 von

Am Sonntag werden in Kalifornien die diesjährigen Oscars verliehen. Aus diesem Grund wollen wir heute zwei Filme behandeln, die mit Robotern zu tun haben. „Der Herr der Welt“ entstand 1934 in Deutschland, „Das Ende einer Sensation“ wurde ein Jahr später in der Sowjetunion gedreht. Sie schilderten schon die Folgen des Robotereinsatzes für die arbeitende Bevölkerung.

Roboter, das wissen wir von Karel Čapek, ersetzen Menschen. Sie übernehmen Arbeiten, die für uns zu eintönig oder zu gefährlich sind, sie können uns aber auch gefährlich werden. Das beschrieb der tschechische Autor eindrucksvoll in seinem Theaterstück R. U. R., das vor hundert Jahren auf die Bühne kam.

Im Drama waren die Roboter menschenähnlich und bestanden aus biologischem Material. Danach setzte sich die mechanische Bauweise durch. Im Zukunftsfilm „Metropolis“ trat 1927 eine metallische Roboterfrau auf; im Blog erwähnten wir den englischen Maschinenmann Eric von 1928. In den 1930er-Jahren entstanden solche Geschöpfe in den USA und in der Schweiz. Es wurden außerdem zwei neue Filme mit Robotern aus Blech, Stahl oder Eisen gedreht, der eine in Deutschland und der andere in der Sowjetunion.

Ein Bergbau-Roboter im Film „Der Herr der Welt“. Der Mensch links repariert ihn gerade.

Harry Piel produzierte 1916 den Roboterfilm Die große Wette – wir schilderten ihn ebenfalls im Blog. Während jener Film im Jahr 2000 spielte, versetzt uns Der Herr der Welt, den Piel 1934 aufnahm, in die nahe Zukunft. Wir sehen das am Bildtelefon mit Freisprech-Funktion. Professor Wolf ist der Chefwissenschaftler der Heller-Werke; er konstruiert ferngelenkte Arbeitsroboter für die Industrie und eine blitzesprühende Kampfmaschine für sich selbst. Im Eingangsbild steht sie hinter dem Professor; mit ihr will er die Welt beherrschen.

Der positive Held ist der Bergbauingenieur Werner Baumann. Er überlebt eine Explosion unter Tage und ist eigentlich froh, dass die Zeche Roboter bestellt. Allerdings werden durch sie Bergleute arbeitslos. Zunächst aber kommt es zur dramatischen Konfrontation zwischen Baumann und Wolf. Der Forscher wird vom Stromschlag getroffen, und sein Kampfroboter geht zugrunde. Werner Baumann heiratet die Witwe des verstorbenen Gründers der Heller-Werke und sorgt dafür, dass entlassene Kumpel ein neues Leben als Bauern beginnen.

Szene aus „Das Ende einer Sensation“. Der Name RUR steht für „Ripple Universal Robot“.

Um Arbeitskämpfe geht es auch 1935 im sowjetischen Film Das Ende einer Sensation. Schauplatz ist eine Großstadt in Amerika. Jim Ripple hat sein Ingenieur-Diplom erworben und baut Maschinenmenschen. Er steuert sie durch die Töne eines Saxophons. Sie tragen den Namen RUR – Ripple Universal Robot – und übernehmen die Jobs der Menschen. Als diese streiken, werden die Roboter in Marsch gesetzt. Die Arbeiter programmieren sie per Funk um, und die Kapitalisten erhalten die verdiente Abreibung. Jim Ripple stirbt leider.

„Das Ende einer Sensation“ basiert auf einer Erzählung des ukrainischen Schriftstellers Volodimir Vladko aus dem Jahr 1929. Dem Drehbuchautor Georgi Grebnew könnte aber „Der Herr der Welt“ bekannt gewesen sein. Der Streifen entstand in den Meschrabpom-Studios, in denen deutsche Emigranten tätig waren. Beide Filme sind inzwischen online. „Das Ende einer Sensation“ findet sich auf YouTube mit englischen Untertiteln. Harry Piels Werk kann man in gleicher Weise untertitelt auf archive.org anschauen.

Der Roboter John aus dem russischen Science-Fiction-Film „Planet der Stürme“ (1962) erinnert an „Das Ende einer Sensation“. Der stürmische Planet ist die Venus.

Wie erging es den Schauspielern? Siegfried Schürenberg, der Darsteller des Ingenieurs Werner Baumann, trat als Sir John von Scotland Yard in vielen Edgar-Wallace-Filmen auf. Er war außerdem ein gefragter Synchronsprecher. „Herr der Welt“ Walter Franck wurde ein gefeierter Bösewicht auf West-Berliner Bühnen. Sergej Wetscheslow verkörperte den unglücklichen Jim Ripple. Er arbeitete fürs Kino wie für das Moskauer Majakowski-Theater. Die RUR-Roboter inspirierten später russische Bastler und Science-Fiction-Produzenten.

„Der Herr der Welt“ wurde im Jahr 2000 auf den Berliner Filmfestspielen gezeigt, „Das Ende einer Sensation“ folgte 2012. An der Internet-Berlinale vor einem Monat nahm gleichfalls ein Roboter-Film teil. Hinter dem synthetischen Mann von Ich bin dein Mensch steckte der Engländer Dan Stevens. Die Hauptdarstellerin Maren Eggert gewann dann aber einen Silbernen Bären. Einen Goldenen Bären erhielt 1965 Lemmy Caution gegen Alpha 60 von Jean-Luc Godard. Alpha 60 war ein Computer.

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir stellen diese Frage, um Menschen von Robotern zu unterscheiden.