USB-Stick: der universelle Speicher-Baustein

Geschrieben am 13.11.2020 von

In den 1970er-Jahren griffen Computernutzer meist zur Diskette, wenn sie Daten oder Programme übertrugen. Für größere Dateien gab es Magnetbänder. In den Neunzigern erfanden findige Köpfe den USB-Stick. Er entstand aus dem Flash-Speicher, der die Eigenschaft hat, dass er auch ohne Stromzufuhr seinen Inhalt bewahrt. Der universelle Stecker kam im Jahr 2000 auf den Markt.

Wer die erste Computer BILD von 1996 herunterlädt – wir haben über sie berichtet – und die 119 Megabyte studiert, findet auf PDF-Seite 16 eine Notiz: „In Kürze soll eine einheitliche Schnittstelle für alle Komponenten kommen, der sogenannte Universal Serial Bus (USB).“  In den Jahren danach erhielten PCs und Laptops eine weitere Steckdose, eben die für den universellen seriellen Bus. Mit Bus meinen wir hier ein System zur Datenübertragung.

Die Merkmale des Systems legten sieben Firmen im Januar 1996 fest. Der Gruppe gehörten Compaq, DEC, IBM, Intel und Microsoft an, außerdem NEC aus Japan und die kanadische Northern Telecom. Der USB-Port verbreitete sich rasch; heute besitzt jeder Computer solche Buchsen für Peripheriegeräte aller Art. Manche User hatten aber zunächst Probleme mit der Technik. Zu den berühmtesten Microsoft-Fehlleistungen zählt die Vorstellung von Windows 98; damals verweigerte der Rechner von Bill Gates und seinem Kollegen den Anschluss.

Haupterfinder des USB-Sticks: der israelische Ingenieur und Manager Dov Moran (Foto ComigoTV CC BY-SA 4.0 seitlich beschnitten)

Einige Jahre später wurde der USB-Stick geboren. Das Wort könnte bei uns entstanden sein; in englischsprachigen Ländern heißt das Gerät anders. Wohl jeder weiß, was gemeint ist: ein winziger Speicher mit erstaunlichem Fassungsvermögen, den man in den USB-Port steckt. Im Stick befindet sich ein Flash-Speicher. Diese Technik erfand in den 1980er-Jahren der japanische Ingenieur Fujio Masuoka; das blitzartige Entladen des Speichers brachte seinen Kollegen Shoji Ariizumi auf den „Flash“. Beide arbeiteten bei Toshiba.

Vom Flash-Speicher gibt es zwei Typen, NOR und NAND. Die NOR-Gattung stellte Toshiba 1984 vor, den zweiten Typ 1987. Im USB-Stick sitzen meist ein NAND-Speicher und daneben ein Chip mit der Steuerelektronik; manchmal finden wir noch ein LED-Lämpchen, das die Aktivitäten im Stick anzeigt. Wir überspringen einmal die Details und beschränken uns auf die Feststellung, dass der kleine Datenträger seine Informationen stromlos aufbewahrt. Oder wie die Fachleute sagen: Ein USB-Stick ist ein nicht-flüchtiger Speicher.

Aufbau eines USB-Sticks nach dem Patent von M-Systems (DE 600 20 046 T2)

Wie es scheint, wurde er mindestens dreimal erfunden. Am 5. April 1999 meldete die israelische Firma M-Systems – sie saß in Kfar Saba bei Tel Aviv – ein Patent in den USA an. Es betraf die Architektur einer per USB verknüpften PC Flash Disk. Die Anmelder Amir Ban, Oron Ogdan und Dov Moran erhielten ihr Patent am 14. November 2000. Die „Disk“ im Titel ist nicht wörtlich zu verstehen, sondern eher als Entsprechung zur Festplatte, englisch „Hard Disk“. Die deutsche Fassung des Patents spricht von einer PC-Flashspeicherkarte.

An 13. September 1999 reichte Shimon Shmueli, ein Forscher von der IBM, ebenfalls eine Patentanmeldung für einen kleinen Flash-Speicher ein. Auf der darauffolgenden CeBIT zeigte die Firma Trek 2000 aus Singapur einen funktionsfähigen „ThumbDrive“. Im Internet-Archiv wird seit dem 25. Mai 2000 die Adresse www.thumbdrive.com aufbewahrt. Der Däumling sah schon wie ein richtiger USB-Stick aus; es gab ihn von acht bis 256 Megabyte. Windows-Betriebssysteme benötigten für ihn allerdings einen Treiber.

Anatomie eines USB-Sticks: 1 = Konnektor, 2 = Controller-Chip, 3 = Prüf-Anschlüsse, 4 = Flash-Speicher, 5 = Oszillator, 6 = LED, 7 = Schreibschutz-Schalter , 8 = Platz für einen zweiten Speicher (Foto John Fader CC BY-SA 3.0)

Die IBM verkündete am 14. November 2000 ihren USB Memory Key. Die Grundausführung mit acht Megabyte war im Dezember für 49 Dollar erhältlich; die 32-MB-Version soll hundert Dollar gekostet haben. IBM bezog die USB-Sticks von M-Systems und verkaufte sie als DiskOnKey – das könnte man als Diskette auf dem Schlüsselanhänger deuten. Im Oktober 2001 lieferte die Zeitung Computerworld einen Überblick über die Flash-Stäbchen: Neben dem ThumbDrive und der DiskOnKey finden wir noch den Q und die EasyDisk.

2003 verlieh eine deutsche Computerzeitschrift der Firma Trek 2000 einen Preis für die IT-Neuheit des Jahres. Das war wohl eines der frühesten Vorkommen des Ausdrucks „USB-Stick“. Mittlerweile werden für manche Typen nur noch einstellige Euro-Beträge  verlangt. Beim Speichervolumen erreichte die Technik den Terabyte-Bereich. Zur Erinnerung: Ein Terabyte sind eine Billon Byte oder eintausend Gigabyte oder 212 DVDs mit der Standard-Belegung 4,7 Gigabyte. Oder wie der große Dichter T. S. Eliot schrieb: Wo ist das Wissen, das wir in der Information verloren?

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Ein Kommentar auf “USB-Stick: der universelle Speicher-Baustein”

  1. Ulrich Klotz sagt:

    Ergänzen könnte man noch ein paar Takte zu Firewire, einem Vorläufer von USB und schon 1995 leistungsfähiger als USB 2.0.
    https://de.wikipedia.org/wiki/FireWire?wprov=sfla1
    Wesentlich für die praktische Verbreitung von USB war vor allem der iMac G3, der als erster Computer konsequent auf USB setzte.
    Aber auch hier zeigte sich, wie so oft, dass nicht die Innovatoren, sondern Imitatoren zunächst das große Geschäft machten.

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