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Von Diebold zu Diebold Nixdorf

Geschrieben am 02.12.2025 von

2016 übernahm die amerikanische Diebold Inc. die Wincor Nixdorf AG in Paderborn. Diese Firma ging noch auf die Nixdorf Computer AG zurück. Das Resultat der Fusion hieß Diebold Nixdorf. Gegründet wurde Diebold im Jahr 1859 durch einen Einwanderer aus Bayern in der Stadt Cincinnati. Das Unternehmen stellte zunächst Schlösser und Safes her, später auch Geldautomaten.

Die Teufel sind ratlos. Der Geldschrank widersteht dem heißesten Höllenfeuer; er kommt von der Diebold Safe & Lock Company aus der Stadt Canton im US-Bundesstaat Ohio. Selbst das Bild auf der Tresortür – es zeigt wahrscheinlich den Firmenchef – bleibt makellos.

Das alles schildert das Plakat einer Diebold-Vertretung. Es stammt aus den 1870er-Jahren und dokumentiert den Aufstieg eines Unternehmens, das der Schlosser Carl Diebold 1859 in Cincinnati gründete. Die Stadt liegt ebenfalls in Ohio und hatte eine große deutschsprachige Gemeinde. Dort ließ sich Diebold nach seiner Immigration nieder, geboren wurde er am 24. Oktober 1824 im oberpfälzischen Rosenberg. Er starb am 5. März 1894 in North Canton, dem Nachbarort von Canton; er hieß damals New Berlin. Heute setzt seine Firma die Geschichte der Nixdorf Computer AG fort.

Plakat des Diebold-Generalvertreters Thomas Brett aus den späten 1870er-Jahren

Anscheinend arbeitete Diebold ab 1848 für einen Hersteller von Schlössern und Tresoren. 1859 erfolgte die Gründung der Diebold Bahmann Safe Company, das könnte sein Partner gewesen sein; Diebold war Mitgründer und Präsident. Er machte auch mehrere Erfindungen. 1870 erhielten er und ein Kollege ein Patent für ein Permutationsschloss, 1876 kam eines für einen einbruchssicheren Safe. 1888 meldete Carl Diebold beim Patentamt eine vermutlich ausbruchssichere Gefängnistür an.

Als 1871 acht Quadratkilometer von Chicago abbrannten, überlebten 878 Safes von Diebold-Bahmann samt Inhalt. Das wirkte sich recht positiv aufs Geschäft aus. 1872 zog die Firma von Cincinnati nach Canton, ab 1876 hieß sie Diebold Safe & Lock Company. 1874 lieferte sie den weltweit größten Tresor an die Wells-Fargo-Bank in San Francisco; die einzelnen Teile belegten 47 Eisenbahn-Waggons. Erster ausländischer Kunde war 1881 der Präsident von Mexiko. Ab den 1890er-Jahren bot Diebold manganverstärkte Geldschränke, die TNT-Explosionen aushielten, und solche mit Zeitschlössern an.

Ein von Carl Diebold erfundener Tresor

In den 1930er-Jahren entstand ein kurzer Film über einen Safe in Chicago; die Gewehre mit den breiten Läufen verschossen Tränengaspatronen. Im Zweiten Weltkrieg fertigte Diebold Incorporated – 1943 verschwand die „Safe & Lock Company“ – Rüstungsgüter für die US-Armee. 1946 schluckte das Unternehmen den schärfsten Konkurrenten York. Darüber hinaus erweiterte es die Produktpalette um Karteikarten- und Mikrofilm-Systeme. Im Jubiläumsjahr 1959 machte Diebold einen Reingewinn von 1,7 Millionen Dollar.

1964 unternahm Diebold den Börsengang in New York. In den frühen 1970ern führte die Firma einen englischen Geldautomaten in den USA ein, sie brachte aber 1974 ein eigenes Modell heraus, das Total Automatic Banking System 500. Mit ihm eroberte sie in kurzer Zeit 45 Prozent des US-Marktes. 1989 baute Diebold zwölf Prozent aller weltweit installierten Bankautomaten oder ATMs, wie die Amerikaner sagen. 1996 kletterte der Jahresumsatz über eine Milliarde Dollar. Von 1990 bis 1998 kooperierte die Firma auch mit IBM.

Im Zweiten Weltkrieg baute Diebold Halbkettenfahrzeug der Reihe M2.

Nach der Jahrtausendwende übernahm Diebold immer wieder Unternehmen aus der ATM-Branche in Nordamerika und Europa. Im Juni 2015 wurde bekannt, dass es Kontakte zur Wincor Nixdorf AG in Paderborn gab; sie ging bekanntlich aus dem Geldautomaten-Zweig der Nixdorf Computer AG hervor. Die Verhandlungen zogen sich einige Monate hin, im März 2016 kam es aber zur Fusion und zur Geburt der Diebold Nixdorf Incorporated. Die deutsche Hälfte firmiert heute als Diebold Nixdorf Holding Germany GmbH am Heinz-Nixdorf-Ring 1 in Paderborn.

Wir überlassen den Experten die Entscheidung, ob das nun die letzte Inkarnation der Firma Nixdorf darstellt. Es fällt jedoch auf, dass die patriotischen Amerikaner einen ausländischen Namensteil akzeptierten und auch in das Logo DN aufnahmen. Vielleicht dachte man dabei an die deutschen Wurzeln von Diebold. Das HNF freut sich natürlich, wenn der Paderborner Computerpionier auf diese Weise in der Weltwirtschaft weiterlebt.

Das Eingangsbild von Jonathunder (CC BY SA 3.0 seitlich beschnitten) zeigt eine Diebold-Tresortür aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Herzlich willkommen! Diebold-Nixdorf-Logo an der Zufahrt zur Firma am Heinz-Nixdorf-Ring.

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