50 Jahre CB-Funk in Deutschland

Geschrieben am 01.07.2025 von

1958 startete in den USA das Citizen Band Radio, kurz CB, ein Sprechfunk auf der Frequenz 27 Megahertz. 1974 beschlossen die europäischen Postbehörden, den CB-Funk ebenfalls einzuführen. Ab dem 1. Juli 1975 erlaubte die Bundespost die relativ preiswerte und leicht zu realisierende Technik, die DDR verbot sie aber. Das Bürgerband war besonders unter LKW-Fahrern beliebt.

Den Amateurfunk gibt es seit rund hundert Jahren. Eine Konferenz in Washington legte im Jahr 1927 die ersten Frequenzen fest, die sich bei späteren Tagungen vermehrten. Aus der Nachkriegszeit sind dazu Filme überliefert, die man hier, hier oder hier anschauen kann. Funkamateure legen eine staatliche Prüfung ab – heute bei der Bundesnetzagentur – und erhalten Rufzeichen. DL0HNF heißt die Station des HNF, die jeden Dienstag ab 17 Uhr aktiv ist. Unser Eingangsbild zeigt eines ihrer Geräte.

Prominente CB-Funkerin: Betty Ford, Gattin von US-Präsident Gerald Ford

Am 11. September 1958 wurden in den USA neue Frequenzen für Funkamateure freigegeben. Das Citizen Band Service Class D lag bei 27 Megahertz oder bei Wellenlängen im Bereich von elf Meter. Der Name verkürzte sich schnell auf Citizen Band, was man mit Bürgerfunk übersetzen kann, und die Buchstaben CB. Der CB-Funk verwendet Kurzwellen, überbrückt aber nicht die interkontinentalen Distanzen, die die Reflexion der Wellen in der Ionosphäre hoch über der Erde ermöglicht. Stationäre CB-Sender haben Reichweiten von höchstens 80 Kilometern, mobile Geräte von 30 Kilometern.

Das CB-Radio blieb lange unbeachtet, in den frühen 1970er-Jahren kam der Durchbruch. Ein Grund war ein Tempolimit für Lastwagen. Die Hauptnutzer der Technik, die amerikanischen Trucker, konnten sich mit ihr über Polizeikontrollen informieren. Zur Jahreswende 1973/74 protestierten sie gegen die hohen Kraftstoffpreise und koordinierten per CB Straßensperren. Der Bürgerfunk sprach rebellische Geister an, die sich gegen staatliche Zwänge wehren wollten; die nötigen elektronischen Bauteile wurden immer billiger.

Bundesminister Kurt Gscheidle (Mitte) und zwei Oberpostdirektoren 1975 in Kiel (Foto Friedrich Magnussen CC BY-SA 3.0 DE seitlich beschnitten)

Die Popularität des CB-Funks wurde auch hierzulande bemerkt. 1974 sprach die CEPT, die europäische Konferenz der Post- und Telekommunikationsbehörden, eine Empfehlung zu seinen Gunsten aus. Im Mai 1975 verkündete das Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen – er hieß Kurt Gscheidle und gehörte der SPD an – seine Einführung. Starttag war der 1. Juli 1975; seitdem darf in der Bundesrepublik gebreakt werden, wie die CB-Funker und -Funkerinnen sagen. In der DDR war die Technik verboten.

Attraktiv machte den Bürgerfunk natürlich die Tatsache, dass man zur Nutzung keinerlei Prüfungen ablegen musste. Das westdeutsche CB-Radio fand auf zwölf Kanälen zwischen 27,005 und 27,135 Megahertz statt. Die Hardware umfasste stationäre Anlagen und mobile Geräte für das Auto oder im Walkie-Talkie-Design. Bekannte Hersteller waren Handic aus Schweden, Midland aus den USA, Sommerkamp in der Schweiz – die Firma stammte jedoch aus dem Rheinland – und in Deutschland Albrecht, Grundig oder Stabo.

Stationäres CB-Gerät TwinMod 812B der Firma DNT von 1978 (Foto Heinz-Peter Bleier)

Im August 1977 brachte der SPIEGEL einen begeisterten Artikel über das Radio Jedermann. Damals nahmen knapp eine Million Bundesbürger am CB-Funk teil – da konnten die 30.000 staatlich geprüften Amateurfunker nur vor Neid erblassen. Eine CB-Ausrüstung gab es schon für 99 DM; Handgeräte waren gebührenfrei, für Heimstationen forderte die Post fünfzehn DM im Monat. Popstar Otto Waalkes widmete sich dem Funk-Vergnügen, sein Kollege Gunter Gabriel besang es 1978 in der ZDF-Hitparade. In jenem Jahr entstand auch ein TV-Film.

Heute erscheint das Bürgerband in Nostalgie-Sendungen wie hier ab Minute 19:10 sowie auf Facebook. Gefunkt wird immer noch, was diese Website beweist. In Deutschland existieren mittlerweile zwanzig Kanäle. In der Rückschau war das CB-Radio das wohl erste soziale Medium mit elektronischer Technik und damit ein Vorläufer der Computer- und Smartphone-Dienste. Wir schließen mit der CB-Hymne Convoy aus dem Jahr 1975 und bedanken uns bei Heinz-Peter Bleier, DF6QN, für die beiden Fotos und für funkhistorische Hinweise.

In den frühen 1970er-Jahren durften schon Vereine bei 27 Megahertz funken, zum Beispiel Autohilfsklubs. Dieses Gerät ist ein Kaiser KA 9000 aus jener Zeit. (Foto Heinz-Peter Bleier)

 

 

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir stellen diese Frage, um Menschen von Robotern zu unterscheiden.