50 Jahre Wang 2200

Geschrieben am 14.07.2023 von

Die Wang Laboratories wurden 1951 vom chinesischen Ingenieur und Physiker An Wang gegründet. Die im US-Staat Massachusetts ansässige Firma fertigte in den 1960er-Jahren elektronische Tischrechner; ab 1972 entstanden Systeme für die Textverarbeitung. Im Mai 1973 lag das erste Modell des Minicomputers Wang 2200 vor. Er besaß ein Terminal mit einem Monitor und wurde ein Riesenerfolg.

Eine Konsole mit Tastatur und Monitor hatte bereits der Auto-Point Computer IBM 610, der 1957 herauskam. Kleinere Elektronenrechner für einzelne Nutzer gab es erst in den frühen 1970er-Jahren. Im März 1973 lief im Forschungszentrum PARC in Kalifornien der revolutionäre Minicomputer Alto. Im Mai erschien ein anderer Rechner für einen breiten Kundenkreis; sein Terminal passte auf einen Schreibtisch. Er hieß Wang 2200.

Wang 2200A mit herangeschobener Tastatur und Kassettenrekorder

Den Hersteller, die Wang Laboratories, gab es seit 1951; im Jahr 1973 saß er in Tewksbury nördlich von Boston. Der Gründer An Wang wurde am 7. Februar 1920 in Shanghai geboren; sein Vater war Englischlehrer. Wang studierte in seiner Heimatstadt Elektrotechnik und überstand den Krieg zwischen Japan und China. Ab 1945 studierte er in Harvard. 1948 machte er den Doktor in Physik und erhielt eine Stelle beim Computerpionier Howard Aiken. Er erfand einen Magnetkern-Speicher, doch dauerte es bis 1956, bis er davon finanziell profitierte.

1951 machte sich An Wang selbstständig, 1955 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Seine Firma, die Wang Laboratories, lebte lange von kleinen Projekten der Elektronik. Ab 1965 bauten sie den elektronischen Tischrechner LOCI-2, der mit Logarithmen operierte; es folgten die Modelle Wang 300 und 700. Das Jahr 1971 brachte den erste Minicomputer. Der Wang 3300 arbeitete in der Acht-Bit-Welt und versorgte vor allem Time-Sharing-Terminals. 1972 lag das System Wang 1200 zur Textverarbeitung vor.

Wang 2200VP mit einem etwas schöneren Design

Im Mai 1973 stellten die Wang Laboratories den Wang 2200 vor. Der Computer war modular aufgebaut; er bestand aus der Zentraleinheit, dem Netzteil, dem Terminal mit Monitor und Kassettenrekorder sowie der Tastatur. Der Bildschirm zeigte sechzehn Zeilen zu 64 Zeichen an. Die Elektronik stützte sich auf Logikchips; ein Sechzehn-Kilobyte-Festspeicher enthielt die Programmiersprache BASIC. Der Arbeitsspeicher umfasste vier Kilobyte und ließ sich erweitern. Außerdem wurden Drucker, Plotter und Diskettenlaufwerke angeboten.

Wang bezeichnete den Rechner als „low-cost mini-computer“. Die Modelle 2200A und 2200B unterschieden sich beim Umfang der BASIC-Befehle, das billigste kostete 6.700 Dollar. Das Design mit den vorspringenden Kanten – siehe das Foto oben – war noch nicht perfekt, doch der Rechner verkaufte sich gut; im ersten Jahr wurden 2.300 Stück abgesetzt. Im Juni 1974 lag der Jahresumsatz der Wang Laboratories bei 63,5 Millionen Dollar und der Gewinn bei 4,8 Millionen. Auch die Ölkrise bremste den Aufschwung der Firma nicht.

Wang 2200 PCS-II und das Laufwerk für zwei „Minifloppies“

1975 kamen der Wang 2200S und der Wang 2200T. Sie waren eleganter gestylt und besaßen integrierte Tastaturen; die Zentraleinheit und das Netzteil saßen in einer einzigen Box. 1976 erschien das Modell 2200 PCS oder „Personal Computer System“; es ist oben in unserem Eingangsbild zu sehen. Im Terminal steckte nun auch die übrige Elektronik. Ein Jahr später führte das Unternehmen den Wang 2200 PCS-II mit einem doppelten Diskettenlaufwerk ein. Es war das erste für Minifloppies mit dem Durchmesser fünfeinviertel Zoll.

1976 lieferte Wang auch eine neue Zentraleinheit namens 2200VP aus, es folgten die Typen MVP, SVP und LVP. Letzterer enthielt eine Acht-Megabyte-Festplatte und konnte an dreizehn Terminals angeschlossen werden. Als letztes Mitglied der zunehmend unübersichtlicheren 2200-Familie gilt das System CS/386 aus dem Jahr 1989; die Ziffern deuten an, dass es einen Mikroprozessors Intel 80386 enthielt. 1997 waren weltweit noch zweihundert Wang-2200-Rechner in Betrieb, insgesamt entstanden 65.000 Stück.

Wang 2200 LVP mit Zentraleinheit, Peripheriegeräten und umgestyltem Terminal

Ein ähnliches Terminal wie die 2200-Familie besaß das Textverarbeitungssystem WPS, es verbreitete sich ab 1976 in den Büros. Sein Nachfolger OIS 40 ist im HNF ausgestellt. In den 1980er-Jahren erreichte Wang drei Milliarden Dollar Umsatz und beschäftigte weltweit 33.000 Menschen. Danach ging es bergab. 1992 meldeten die Wang Laboratories Konkurs an. 1993 ging es weiter, doch 1999 wurde Wang Global – so hieß die Firma inzwischen – vom holländischen Unternehmen Getronics übernommen. An Wang erlebte es nicht mehr mit; der „Doktor“, wie er oft genannt wurde, starb am 24. März 1990 in Boston.

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2 Kommentare auf “50 Jahre Wang 2200”

  1. Kerstin sagt:

    Könnte man vielleicht noch den (Advanced) WANG Professional Computer aufnehmen?

    1. HNF sagt:

      Besten Dank für den Hinweis. Dazu werden wir noch mal was bringen.

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