Das virtuelle Beziehungsnetz
Geschrieben am 20.12.2022 von HNF
Das 21. Jahrhundert ist das der sozialen Netze, man denke an Facebook oder Instagram. Vor ihnen startete LinkedIn. Der Dienst wurde am 28. Dezember 2002 gegründet und am 5. Mai 2003 im Internet eröffnet. Er dient der beruflichen Vernetzung und hilft Jobsuchern wie auch Jobanbietern. Im August 2003 startete das deutsche Äquivalent openBC alias XING.
Fangen wir mit dem Anfang an. Das Netzwerk LinkedIn wurde am 28. Dezember 2002 im Apartment von Reid Hoffman ins Leben gerufen. Selbiges lag in Mountain View im Silicon Valley; Hoffman gehörte zum Management der Bezahlfirma PayPal. Er kam am 5. August 1967 im kalifonischen Städtchen Stanford zur Welt und wuchs in Berkeley auf; sein Vater war Anwalt. Auf eigenen Wunsch besuchte der junge Hoffman aber ein Internat auf der anderen Seite des Landes im US-Bundesstaat Vermont.
Er studierte an der Universität Kognitionswissenschaften und im englischen Oxford Philosophie. In Stanford lernte er den gleichaltrigen Peter Thiel kennen; trotz sehr unterschiedlicher Weltsichten – Thiel war rechts und Hoffman links orientiert – blieben die beiden Freunde. 1994 ging Reid Hoffman zu Apple, wo er den Onlinedienst eWorld betreute. Zwei Jahre später wechselte er in den Software-Bereich das Fujitsu-Konzerns; dort war er für das virtuelle Universum WorldsAway zuständig.
Damals freundete er sich mit seinem französischen Fujitsu-Kollegen Jean-Luc Vaillant und dem deutschen Software-Entwickler Konstantin Guericke an. Zudem befasst er sich mit digitalen Welten. 1997 gründete Hoffman die Firma SocialNet. Sie vermittelte Partner für Sport und Freizeit, perfekte Zimmergenossen und „new people for romance“. SocialNet strebte schon ein berufliches Netzwerk an, rentierte sich aber nicht. Im Jahr 2000 verließ Hoffman das Unternehmen – es wurde 2001 von einem Konkurrenten geschluckt – und schloss sich PayPal an.
Hier hatte Peter Thiel das Sagen. Reid Hoffman machte sich nützlich, und als „Executive Vice President“ nahm er an Gesprächen mit dem Auktionshaus eBay teil. Im Oktober 2002 kaufte eBay PayPal für anderthalb Milliarden Dollar; Hoffman wurde dabei Multimillionär. Nun konnte er über eine selbstbestimmte Zukunft nachdenken. Am 28. Dezember 2002 lud er vier Freunde ein; neben Konstantin Guericke und Jean-Luc Vaillant saßen Allen Blue und Eric Ly am Tisch. Blue hatte beim SocialNet mitgewirkt; den gebürtigen Vietnamesen Eric Ly kannte Hoffman noch aus der Stanford-Universität.
Am Ende des Treffens fassten die Fünf einen Entschluss: Jeder würde seinen bisherigen Job kündigen und mit den anderen zusammen ein neues Unternehmen starten. Zum Gründer-Quintett stießen noch sechs Mitstreiter, und am 5. Mai 2003 nahm www.linkedin.com den Dienst auf. Der Leiter war Reid Hoffman, der auch den Betrieb bezahlte. Die Seite richtete sich an Arbeitssuchende und Personalchefs, sie war aber mehr als eine Ansammlung von Adressen und Stellenanzeigen. LinkedIn setzte das analoge Kontakten, Empfehlen und Netzwerken ins Digitale um und kam damit gut an.
Schon Ende Mai nutzten 4.500 Personen die Website, im Herbst 2003 vermittelte sie jeden Monat tausend Jobs. Bis dahin war LinkedIn für alle Beteiligten kostenlos. Am 4. November 2003 stieg die Risikokapitalgesellschaft Sequoia mit 4,7 Millionen Dollar ein. Reid Hoffman dachte sich nun Gebühren aus, hauptsächlich für die Unternehmer. Im März 2006 machte er zum ersten Mal Gewinn. Im Mai 2011 ging LinkedIn an die Börse; der Wert der Firma erreichte neun Milliarden Dollar. Der Umsatz betrug in jenem Jahr mehr als eine halbe Milliarde Dollar. 2016 wurde LinkedIn für 26,2 Milliarden Dollar von Microsoft übernommen.
Mittlerweile wuchs der Jahresumsatz auf zehn Milliarden Dollar, der Reingewinn belief sich 2021 auf knapp 160 Millionen. Weltweit arbeiten rund 21.000 Menschen für LinkedIn, die Mitgliederzahl samt Firmen und Institutionen liegt bei 875 Millionen. In Deutschland hat LinkedIn etwas über zehn Millionen Nutzer; der prominenteste dürfte Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder sein. Seit 2003 entwickelte sich die Website weiter. Es gibt Artikel, Nachrichten, Kommentare und die Möglichkeit, Mitgliedern zu folgen. Gründervater Reid Hoffmann ist nicht mehr für die Seite tätig, er widmet sich heute Künstlicher Intelligenz.
Zum Schluss möchten wir eine Hamburger Firma erwähnen, die ihre Existenz vermutlich LinkedIn verdankt. Die New Work SE betreibt ein ähnliches Netzwerk; es startete im August 2003 als Open Business Club, kurz openBC. Gründer war der 26 Jahre alte Lars Hinrichs; die Zentrale saß am Gänsemarkt. Seit 2007 heißt das Netz XING. Schon im Dezember 2006 erfolgte der Börsengang. 2021 fuhren 1.712 Mitarbeiter 291 Millionen Euro Umsatz ein. An deutschen Benutzern trug XING ein paar Millionen mehr als der Konkurrent aus Amerika zusammen, und das ist doch erfreulich.