Das war Larry Tesler

Geschrieben am 24.04.2020 von

Lawrence “Larry” Tesler wurde vor 75 Jahren, am 24. April 1945, in New York geboren. Nach dem Studium arbeitete er im Forschungszentrum PARC der Firma Xerox; dort entwickelte er die moderne Textverarbeitung mit grafischem Menü. Später war er für Apple, Amazon und das Internetportal Yahoo! tätig. Larry Tesler starb am 16. Februar 2020 in Kalifornien.  

Am 1. Juli 1970 eröffnete der Kopierer-Hersteller Xerox – wir haben ihn im Blog schon getroffen – ein neues Forschungszentrum. Xerox saß im Osten der USA, in Rochester im Bundesstaat New York; geforscht werden sollte in Kalifornien, in Palo Alto südöstlich von San Francisco. Das ging auch aus dem Namen des Zentrums hervor: Palo Alto Research Center oder PARC. Es genießt inzwischen einen legendären Ruf und gilt als der Ort, in dem die Zukunft des Computers erfunden wurde.

Einer der Erfinder hieß Lawrence Tesler, besser bekannt als Larry Tesler. Er wurde am 24. April 1945 in der New Yorker Bronx geboren. In diesem Stadtteil wohnten viele Einwanderer jüdischen Glaubens aus Ost- und Mitteleuropa. Teslers Vater war Arzt, er selbst interessierte sich aber mehr für die Wissenschaft und besuchte die Bronx High School of Science. Mit sechzehn begann er das Studium an der Stanford Universität; mit zwanzig machte er den Bachelor in Mathematik. Danach arbeitete er als freier Programmierer, unter anderem auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz.

In den späten 1960er-Jahren war Larry Tesler in der kalifornischen Gegenkultur aktiv. Er gab Kurse an einer alternativen Universität, etwa zu der Frage, wie man das Monopol der IBM beenden könnte. Wobei sich dann herausstellte, dass die Hälfte der Hörer IBM-Mitarbeiter waren. In den frühen Siebzigern lebte Tesler eine Zeitlang im Nordwesten des Landes im US-Bundesstaat Oregon. Er hielt aber auch Kontakt zum erwähnten Forschungszentrum PARC. 1973 wurde eine Stelle frei, die ihm zusagte, und er begann mit der Tätigkeit in Palo Alto.

Larry Tesler (rechts) 1978 auf einer Mikrocomputer-Messe. (Foto Computer History Museum)

Aus seiner Gegenkultur-Zeit hatte sich Larry Tesler eine Liebe zur Druckkunst bewahrt. Er stürzte sich mit Begeisterung in ein Projekt für den in Boston ansässigen Lehrbuch-Verlag Ginn; der Verlag war eine Tochterfirma von Xerox. Im Frühjar 1975 war das Programm Gypsy fertig. Es diente zum Editieren von Typoskripten; zugleich war es die erste Textverarbeitung mit grafischer Benutzeroberfläche und Mausbedienung. Im Video erläutert Tesler die Software an einem Alto, dem im PARC entwickelten Minicomputer.

Hier führt Larry Tesler die Funktion Copy und Paste vor; erfunden hat er sie jedoch nicht. Textstücke herausnehmen und verschieben konnte man schon mit Computern der 1960er-Jahre, sofern man das passende Programm besaß. Auch das Redactron-System von Evelyn Berezin bot in den frühen Siebzigern den Service an. 1968 zeigte Douglas Engelbart Copy und Paste in der Mutter aller Demos, bitte zu Minute 4:00 des Videos gehen. Michael Shrayer nahm die Funktion als „Block Movement“ in seinen Electric Pencil auf; so hieß 1977 die erste Textverarbeitung für Mikrocomputer.

Nach Abschluss des Gypsy-Projekts gehörte Tesler zu dem Team, das die Computersprache Smalltalk und ihre Anwendungen bearbeitete. 1978 befasste er sich mit dem NoteTaker. Der Computer enthielt einen 8086-Prozessor von Intel und ließ sich mit viel Mühe tragen. Er kam über das Prototyp-Stadium nicht hinaus, inspirierte aber „Schlepptops“ wie den Osborne. 1979 war Tesler zugegen, als Steve Jobs mit einigen Apple-Kollegen das PARC besuchte und seine Innovationen studierte. In diesem Video von 2011 erzählt er von der Präsentation.

Der NoteTaker war 1978 der erste tragbare Computer der Welt. Er wog aber noch 22 Kilo. (Foto Computer History Museum)

1980 ging er dann selbst zu Apple. Unter anderem wirkte er bei der Entwicklung der Lisa und des Newton mit. Über Lisa drangen seine Ideen zur Textverarbeitung in die Computerwelt ein. Als Leiter des Bereichs für Fortgeschrittene Technologien war Tesler für die Programme HyperCard und QuickTime verantwortlich. 1990 veranlasste er die Apple-Direktoren zur Gründung des Unternehmens ARM, das mittlerweile den Markt der Smartphone-Prozessoren beherrscht. Zuletzt hatte er die Position des Apple-Chefwissenschaftlers inne.

Von 1997 bis 2001 betrieb Tesler die Software-Firma Stagecast. Danach war er Manager bei Amazon und Yahoo!, ab 2009 arbeitete er nur noch als freier Berater. Larry Tesler starb am 16. Februar in seinem kalifornischen Wohnort Portola Valley. Neben seinen Entwicklungen ging sein Name in die Informationstechnik ein: Teslers Gesetz des Komplexitätserhaltung sagt, dass jede IT-Anwendung nur bis zu einem bestimmten Grad vereinfacht werden kann.

Das Eingangsbild ist von Stephen Woods CC BY-NC-SA 2.0; es wurde links beschnitten.

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Ein Kommentar auf “Das war Larry Tesler”

  1. In einem Kommentar zum Blog über Larry Tesler schreibt das Silicon Valley Urgestein Andreas von Bechtolsheim: „I met Larry Tesler at Xerox Parc in 1978 where he was working on user friendly programming, including WYSIWYG (What you see is what you Get), Smalltalk
    and the Notetaker, a portable computer (together with Doug Fairbairn).

    He was 10 years older than me so I always thought of him of having more wisdom than me when it got to computer science developments, although I did think at the time that he and others at Xerox PARC was working on too many operating systems, languages, user interfaces, and hardware ideas instead of just focusing on one product for the masses (I somehow missed that they were a research organization and research involved a wide exploration of ideas rather than building the obvious products the market needed).

    Larry was the person who demonstrated the Xerox Alto computer to
    Steve Jobs and later joined Apple to work on the Lisa and user interfaces including Object Pascal. I lost touch with him after he moved to Apple but I understand he did a lot of work there and eventually worked on the Newton and after that became Apple’s Chief Scientist leading the Advanced Technology research group. He was famous for being a technology counter-revolutionary so he fit right in there.

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