Der Apple, der die Firma rettete

Geschrieben am 04.05.2018 von

In den Neunzigern geriet die Firma Apple in die Krise. Die Umsätze sanken von Jahr zu Jahr, die Marktanteile der Konkurrenz wuchsen. Das galt vor allem für Computer mit Windows-Betriebssystemen. 1997 kehrte der einst herausgedrängte Steve Jobs zu Apple zurück. Als „vorläufiger“ Geschäftsführer präsentierte er am 6. Mai 1998 den iMac, der die Wende brachte.

Es ist eine Geschichte wie aus einem Film. Ein lange erfolgreicher Firmenchef macht Probleme und muss deshalb seine Firma verlassen. Er bessert sich und kommt nach einiger Zeit zum alten Unternehmen zurück. Dieses rettet er in dramatischer Weise vor der Pleite und führt es anschließend zu neuen geschäftlichen Triumphen.

Genau das passierte im Frühjahr 1998 beim Computerbauer Apple; der Topmanager ist der 1955 geborene und 2011 verstorbene Steve Jobs. Mit seinem Freund Steve Wozniak und dem Kurzzeit-Partner Ronald Wayne gründete er 1976 besagte Firma. 1977 startete der Apple II mit dem Commodore PET und dem Tandy TRS-80 das Zeitalter der Kleinrechner für alle. 1985 kam es aber zu Konflikten in der Apple-Spitze. Im September verließ Jobs das Unternehmen und gründete das nächste; es trug den treffenden Namen NeXT.

Der NeXT-Computer kam 1988. Er war kein Erfolg, die innovative Software beeindruckte aber die Fachleute und half Tim Berners-Lee beim Aufbau des World Wide Web. 1993 beendete Jobs die Hardware-Produktion und konzentrierte sich auf die Betriebssysteme. Sie waren so gut, dass die Firma Apple im Februar 1997 NeXT übernahm und Steve Jobs dazu. Zunächst arbeitete er als Berater; nach der Entlassung von Apple-Direktor Gil Amelio wurde er im Juli 1997 informeller Chef. Ab September 1997 war er „interim chief executive“.

Wirtschaftlich ging es Apple nicht gut. 1995 betrug der Umsatz 11,1 Milliarden Dollar und der Gewinn 400 Millionen. Im folgenden Jahr setzte Apple 9,8 Milliarden um und machte 800 Millionen Dollar Verlust. 1997 sackten die Verkäufe auf 7,1 Milliarden, während die Verluste eine volle Milliarde Dollar erreichten. Angeblich war das Unternehmen nur drei Monate von der Insolvenz entfernt.

Apple-Chef Steve Jobs auf einem PR-Foto von 1998

Der neue Chef tat sein Bestes, um wieder in die Gewinnzone zu kommen. Am 6. August 1997 sprach Steve Jobs auf der Macworld-Messe in Boston; hier gab er unter anderem ein Patent-Abkommen mit der Firma Microsoft bekannt. Apple durfte auch ihr Office-Paket nutzen, musste aber den Internet Explorer installieren. Im Gegenzug kaufte Microsoft Apple-Aktien für 150 Millionen Dollar. Als Höhepunkt wurde ein lächelnder Bill Gates – die Apple-Fans trauten ihren Augen nicht – in den Saal gebeamt.

Nun hing alles von der nächsten Generation der Apple-Computer ab. Die entscheidende Präsentation fand am 6. Mai 1998 statt. Schauplatz war das Flint-Center im kalifornischen Cupertino, dem Stammsitz von Apple. Hier hatte Jobs im Januar 1984 einen legendären Rechner vorgestellt, den Macintosh. Auch dieser Event ist im Film überliefert; bei Minute 39:45 beginnt der durch George Orwell inspirierte Werbespot. Für die neuen Apples lag schon 1997 ein Trailer vor, Think different, was hier soviel wie „Denke Neues“ heißt.

Steve Jobs hatte noch nicht zum Jeans-und-Pullover-Stil gefunden, zog aber auch im Anzug das Publikum in den Bann. Zunächst zeigte er die Neuausgabe des PowerBook G3; die erste Version des Laptop stammte von 1997. Bei Minute 4:15 unseres Videos enthüllte Jobs die Attraktion des Abends, den iMac. Der rundliche Rechner im blauen Plastik brach mit den technischen Traditionen. Er verzichtete auf Disketten und bot stattdessen ein CD-Laufwerk, einen USB-Anschluss, ein Internet-Modem und integrierte Lautsprecher an.

Ungewohnt war auch der relativ niedrige Preis von 1.299 Dollar – in Deutschland kostete der Computer 2.999 DM. Im Inneren des iMac saß ein PowerPC-750-Chip von IBM und Motorola. Er tickte mit 233 Megahertz und hatte einen Arbeitsspeicher von 32 Megabyte. Die Festplatte fasste vier Gigabyte. Der Verkauf des iMac begann am 15. August 1998. Andere Farben kamen hinzu, und es folgten die üblichen Updates und technischen Verbesserungen. Nach der Jahrtausendwende wurde aus dem iMac der iMac G3; der Verkauf endete im März 2003.

Rückblende nach Cupertino: Die damalige Präsentation war ein voller Erfolg für Steve Jobs. In der Bilanz wirkte sich der iMac sofort positiv aus. Das Geschäftsjahr 1998 brachte Apple 300 Millionen Dollar Gewinn; 1999 und 2000 kletterte er auf 600 und 800 Millionen. Die Umsätze pendelten noch eine Weile um die sechs Milliarden, doch die Krise war vorbei. 2005 lagen die Verkäufe wieder im zweistelligen Milliardenbereich, der Gewinn betrug 1,3 Milliarden Dollar. Im Kino sagt man dazu wohl Happy End.

Das Eingangsbild zeigt den Apple iMac (Foto: Jan Braun, HNF).

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